Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
zu behaupten.
Beim Sturm auf unsere Veste ward an mehreren Stellen Feuer in sie gelegt, und etliche Holzbuden sind gar niedergebrannt, ehe wir Hilfe tun konnten. Erst als wir etliche Mauern eingeworfen, ist das Feuer erstickt worden. Und wenn ich nicht einen starken Zugang verordnet hätte, nämlich Armbruster und Büchsenschützen und mit anderer Wehr Gewappnete, so hätten sie uns leicht die Veste abgewonnen. Also haben wir denselbigen Tag bis in die dunkle Nacht gefochten. Und obschon die Nacht anbrach, sind wir dennoch nicht sicher gewesen vor ihrem Geschrei und Getobe.
Bis zum Morgen hab ich viel versorgt, die Bresche wieder zuzumachen und was die Veste sonst bedurfte. Ich habe Stände errichtet, darauf Leute zur Verteidigung aufgestellt. Dann hab ich bestimmt, wer gegen Tag einen Ausfall machen solle. Zu guter Letzt hab ich die Verwundeten verbinden lassen, deren wir über 80 hatten.
Da der Tag anbrach, begannen die Feinde viel heftiger zu stürmen denn tags vordem. Sie griffen in solchen Scharen an, daß die Schützen und Kanoniere nicht zu sorgen brauchten, daß sie fehlschössen, sondern, wenn sie den Haufen der Feinde nur sahen, durften sie schon anzünden. Und wiewohl unser Geschütz ihnen viel Schaden tat – denn wir hatten 13 Stück Geschütze, nicht gerechnet die Hakenbüchsen und Armbrüste –, vermochte man die Wirkung an so großer Menge doch nicht zu verspüren. Denn wenn ein Schuß zehn oder zwölf hinstreckte, waren gleich andere an ihrer Statt. Ich ließ in der Veste eine ziemliche Besatzung und machte einen Ausfall. Hab dabei etliche Brücken genommen, etliche Häuser verbrannt und gar manchen umgebracht, der etwas retten wollte. Obgleich wir eine Menge Feinde erlegten, so ward doch ihre Anzahl nicht viel weniger. Wir mußten den ganzen nächsten Tag immerfortkämpfen, während sie aller Stunden konnten abwechseln, da sie immer reichlich frisch Volk hatten. Am selbigen Tag sind von uns bei 50 oder 60 verwundet worden, wenn auch keiner umkam. Wir haben bis in die Nacht gestritten und sind dann müde zurück in die Veste gewichen.
Die folgende Nacht und den folgenden Tag haben wir mit Arbeit verbracht, haben drei hölzerne Gerüste geschaffen, deren ein jedes 20 Mann konnte fassen, zum Schutze vor den Steinen, so die Feinde von den Dächern warfen. Von denen, die darinnen waren, gebrauchten die einen ihre Büchsen und Armbrüste, die anderen aber eiserne Spitzhämmer, Hacken und Schaufeln, um die Häuser zu erbrechen und die Mauern umzulegen, die quer in den Gassen errichtet waren. Während wir emsig bei der Arbeit waren, haben nichtsdestoweniger die Feinde fortgefahren zu stürmen. Ja, es gelang etlichen, mit uns zusammen gewaltsam in die Veste einzudringen. Damit sie uns die nicht abgewannen, haben wir ihnen großen Widerstand entgegenstellen müssen.
Da bat Herr Montezuma, der samt seinem Sohn und etlichen Edelleuten allweg noch unser Gefangener war, man solle ihn auf den Söller der Burg führen. Er wolle ein Gespräch mit den Führern derer draußen halten und erhoffe, dahin zu verhandeln, daß sie vom Stürmen abließen. Ich befahl, ihn hinaufzubringen. Als er auf dem Erker zu reden begann, ist ihm sein Haupt durch einen Steinwurf verletzt worden. Er empfing eine so gewaltige Wunde, daß er binnen dreier Tage aus dieser Welt verschieden ist. Ich hab lassen den Toten durch zwei Indianer, so ich gefangen hielt, aus der Veste hinaus zu den Seinen tragen. Doch was mit ihm weiter geschehen, wissen wir nicht. Das Stürmen aber hörte darum nicht auf, sondern nahm von Tag zu Tag immer mehr zu [34] .
Eben am selbigen Tage haben sie mich aufgefordert, auf den Erker zu kommen, wo Herr Montezuma verwundet war worden. Sie sagten, etliche ihrer Führer wollten mit mir ein Gesprächhalten. Ich hab ihrem Begehren stattgegeben, und also haben wir ein lang Gespräch gehabt. Ich hab sie gefragt, warum sie uns stürmten. Sie hätten doch keine Ursache. Sie sollten bedenken, was sie Gutes von mir empfangen und wie freundlich ich mich bisher zu ihnen verhalten. Sie antworteten, sofern ich würde das Land räumen, werde das Stürmen ein Ende nehmen. Im anderen Falle solle ich für gewiß halten, daß sie gesonnen seien, entweder selber alle umzukommen oder uns allen den Garaus zu machen. Wie es sich nachher befunden, haben sie dies nur geredet, um uns aus der Burg zu locken und dann im Wege zwischen den Brücken über uns herzufallen. Ich hab ihnen geantwortet, sie sollten nicht denken, daß ich aus
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