Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
Furcht Frieden begehrte, sondern vielmehr, dieweil es mich dauere, ihnen so viel Schaden zufügen zu müssen und dazu gebracht zu sein, eine so herrliche Stadt zu verheeren. Sie gaben mir abermals die vorige Antwort.
Unter den besagten hölzernen Gerüsten machten wir jählings einen neuen Ausfall, um ihnen etliche Söller und Brücken abzugewinnen. An die Spitze stellte ich einige Indianer, danach vier Büchsenschützen, die Armbruster und die mit Schilden Bewaffneten, ferner 300 Indianer, die mit uns aus Tlaskala gezogen waren und uns dienten. Als wir zu einer Brücke kamen, haben wir die Gerüste unter etliche Söller gerückt und Leitern aufgestellt, die wir zum Ersteigen mitgebracht. So viel Volks aber war auf den Söllern und Brücken, und so endlos, schwer und stark waren die Steine, die mit aller Gewalt auf uns geworfen wurden, daß unsere Gerüste zusammenbrachen. Ein Hispanier ward umgebracht und viele verwundet. Und obgleich wir uns gar wacker wehrten, haben wir doch kein Ende sehen können. Wir kämpften von frühmorgens bis Mittag. Dann machten wir uns traurig auf den Rückweg. Dies stärkte den Feinden das Herz. Sie drangen uns bis an das Tor unserer Veste nach und besetzten die große Moschee. Auf die Plattform der Pyramide stiegen alsbald 500 ihrerVornehmsten, wobei sie sich mit Brot, Wasser und allerhand Eßwaren versahen. Sonderlich schafften sie hinauf einen großen Haufen Steine. Zumeist waren sie mit langen Spießen ausgerüstet, mit Spitzen aus Kieselstein, die länger waren als die unseren und ebenso scharf. Von selbigem Turm taten sie uns großen Schaden, da er nah unserer Burg war.
Diesen Bau haben wir zwei- oder dreimal ohne Furcht gestürmt. Obwohl die Hispanier tapferen Anlauf nahmen, gelang es ihnen nicht hinaufzukommen, dieweil die mehr denn hundert Stufen nicht leicht zu ersteigen waren. Die breite Treppe ging viermal um die ganze Pyramide herum, und die droben waren, hatten reichlich Steine und andere Wurfgeschosse. Auch saßen sie herzhafter denn die Stürmenden, dieweil sie immer die höheren Söller innehatten. So geschah es, daß kein Hispanier konnte hinaufkommen, der nicht kopfüber wieder hinabgestürzt ward. Überdies empfingen viele der Unsrigen Wunden. Obendrein, die solches von weitem sahen, denen stieg der Mut dermaßen, daß sie ohne Furcht einen Angriff auf unsere Burg machten.
Ich erkannte, daß wir keinen Vorteil konnten gewinnen, solange der Gegner den Turm innehatte, daß vielmehr mit unserem Schaden ihr Mut mehr und mehr wuchs. Darum hab ich abermals einen Ausfall getan, obgleich mir die linke Hand wegen der tags zuvor erhaltenen Wunde nicht viel nütze war. Ich band mir an den Arm eine Tartsche und drang mit etlichen Hispaniern von neuem bis an die Pyramide vor, die ich von allen Seiten umstellen ließ. Es gelang uns. Freilich, die damit Betrauten hatten keine Ruh, sondern der Feind griff sie an allen Orten an, um denen im Turm Hilfe zu leisten. Wir indes kamen an die Stiegen und fingen an hinaufzudringen, wiewohl die Verteidiger den Aufgang mit allen Kräften schützten. Aber nur drei oder vier Hispanier fielen, da über uns die heilige Mutter Gottes waltete, der wir den Turm geweiht haben. Ihr Bildnis war ehedem oben in der einen Kapelle aufgemacht.So sind wir hinaufgekommen, und oben auf der breiten Plattform haben wir heftig gestritten. Wer von den Feinden nicht niedergestochen ward, den drängten wir über den Rand hinaus, so daß er hinabspringen mußte auf den nächsten Söller, deren drei um den Turm herumliefen, jeder drei Mannshöhen vom anderen. Etliche aber stürzten die ganze Höhe hinunter bis auf das Pflaster zu Fuße der großen Pyramide, wo sie außer dem, was ihnen im Falle widerfuhr, von den Hispaniern erwürgt wurden.
Die, so auf den Söllern blieben, wehrten sich gewaltig, so daß wir drei Stunden zu schaffen hatten, bis wir sie alle umbrachten. Von ihnen ist keiner übrig geblieben. Eure Kaiserliche Majestät kann meinen Worten wohl glauben: es ist ein arg mühselig Ding gewesen, diesen Turm zu erstürmen. Wenn Gott unseren Feinden nicht hätte Kraft und Mut gebrochen, so hätten ihrer 20 den Bau gegen 1000 Hispanier wohl können halten, und wenn sich diese zu Tode gemüht hätten.
Die Tempel auf der großen Pyramide und die Priesterhäuser um selbige herum hab ich lassen in Brand stecken. Die heiligen Bilder, die wir darein gehangen, hatten die Indianer vordem hinweggenommen.
Nach dem Verluste des Turms sind sie etwas verzagter geworden,
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