Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
so daß sie jetzt an vielen Orten nachließen. Da bin ich wiederum auf den Erker gestiegen und hab die feindlichen Hauptleute, so mich unlängst angeredet hatten, zu ebendem aufgefordert. Als sie mich sahen, kamen sie hervor. Ich hab ihnen vorgehalten, daß sie mir keinen Widerstand auf die Dauer leisten könnten, daß wir ihnen täglich merklichen Schaden zufügten, viele der Ihren töteten und ihre herrliche Stadt gar jämmerlich verheerten und zerstörten. Wir würden auch nicht nachlassen, solange von ihr und von ihnen noch etwas übrig wäre. Sie antworteten, sie sähen den Schaden wohl, den wir ihnen zufügten, und wieviele von den Ihren umkämen, doch hätten sie sich fest vorgenommen, auszuhalten. Ich solle mich umschaun:alle Plätze, Gassen und Dächer seien noch voller Mannen. Sie hätten die Rechnung gemacht: wenn auch 20000 Tote auf einen einzigen von uns kämen, so müßten sie doch am Ende siegen und uns vernichten. Denn wir wären unsrer wenig an der Zahl, sie aber zahllos. Dazu vermeldeten sie mir, daß sie die Steindämme von der Stadt zum Lande hätten zerstört. (Dem war auch so; sie hatten alle Dämme durchbrochen bis auf einen.) Es bliebe mir nur der Weg über das Wasser. Obendrein wüßten sie gut, daß wir mit Lebensmitteln und Trinkwasser nicht wohl versehen seien. Deshalb könnten wir ihnen nicht lange Widerstand leisten. Wir müßten des Hungers sterben, wenn wir nicht schon vorher fielen.
Damit sagten sie in der Tat die Wahrheit, denn hätten wir keinen anderen Belagerer gehabt als Hunger und Mangel an Nahrung, so wäre dies allein schon unser sicherer Tod gewesen.
Das Gespräch währte lange. Wir zankten hin und her, und ein jeder strich seine Sache herfür.
Das dreiundzwanzigste Kapitel
In der folgenden Nacht bin ich mit etlichen Hispaniern hinausgezogen. Unversehens überfielen wir die Feinde, gewannen mit Gewalt eine der Gassen und warfen Feuer in mehr denn 300 Häuser. Als die Indianer in Massen herzuliefen, gingen wir durch eine andere Gasse zurück, steckten abermals eine Menge Häuser in Brand und zerstörten etliche Söller zunächst unserer Burg, von wo aus uns viel Schaden angetan worden war.
Dieser nächtliche Ausfall jagte ihnen einige Furcht ein. In der nämlichen Nacht hab ich auch die hölzernen Gerüste wieder instand setzen lassen, die sie uns tags zuvor zertrümmert hatten.
Um nun den Steg auszunutzen, den uns der Herrgott verliehen, bin ich am Morgen abermals dahin ausgezogen, wo sie uns am vergangenen Tage die Gerüste zerstört hatten. Wir fandennicht weniger Widerstand. Dieweil wir aber um Leib und Ehre fechten mußten und bloß ein einziger Steindamm hinüber zum Lande noch gangbar war, so setzten wir all unseren Mut und all unsre Kraft ein. Es galt, acht große Brücken und die lange Hauptstraße zu gewinnen, die allenthalben durch Mauern, Söller und Türme verteidigt war.
Mit des Allmächtigen Hilfe haben wir denselbigen Tag vier Brücken genommen und alle Türme, Häuser und Söller bis zur vierten Brücke verbrannt, wiewohl die Feinde, gewitzigt durch die Ereignisse der letzten Nacht, quer über die Gassen und an den Brücken Wälle aus Steinen und Ziegeln aufgerichtet hatten, so daß ihnen kein Geschütz noch Armbrust schaden konnte.
Die Gräben an den vier abgebrochenen Brücken haben wir ausgefüllt mit den Ziegeln der Wälle und mit Schutt und Balken aus den verbrannten Häusern. Doch hat dies nicht ohne Verlust können geschehen, und gar mancher Hispanier ist verwundet worden.
In der Nacht dann hab ich großen Fleiß angewandt, die Brücken in unserm Besitz zu erhalten. Den nächsten Tag bin ich früh ausgezogen, und der Himmel hat mir wiederum Glück verliehen. Ein unzählbarer Haufen von Feinden stand an den weiteren Brücken. In der Nacht hatten sie neue Quermauern und Gräben in den Weg gelegt. Auch diese Verschanzungen haben wir genommen und die Gräben zugeschüttet, worauf meine Reiter zur Verfolgung nachsetzten.
Während ich dabei beschäftigt war, die Übergänge an den Brücken auszufüllen und den ebenen Weg herzustellen, bekam ich die eilige Meldung, daß die Indianer, so unsere Burg belagerten, Frieden begehrten und mit mir verhandeln wollten. Einige Hauptleute und Adelige erwarteten mich. Ich ließ all mein Fußvolk an Ort und Stelle, ebenso etliches Geschütz. Mit allen meinen Reisigen aber ritt ich ab, um zu sehen, was diese Herren wollten. Sie erklärten mir, so ich ihnen versichere, sieungestraft zu lassen, seien sie gewillt, den
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