Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
zu mir aus den Grafschaften Huexozinko und Huaquechula und sagten mir im Beisein der Gesandten aus Chalko, daß ihre Herren von mir keinerlei Kunde hätten, seitdem ich Tlaskala verlassen. Indessen stünden ihre Wachen allezeit auf den Höhen an ihrer Grenze, um Ausschau nach Mexiko und Temixtitan zu halten, und dieweil sie viele Rauchsäulen bemerkt hätten – das herkömmliche Zeichen des Krieges –, so wären sie bereit, mir mit all ihrem Kriegsvolk zu Hilfe zu eilen. In den letzten Tagen sei mehr Rauch denn je zu sehen gewesen. Deshalb kämen sie, zu fragen, wie es um mich stünde. Wenn ich ihrer Hilfe bedürfe, so könne eilends ein Haufen Kriegsvolk kommen.
Ich dankte ihnen und sagte, durch Gottes Gnade ginge es mir und meinen Hispaniern gut, und wir hätten bisher auch allerwegen über unsere Feinde gesiegt. Von ihrem guten Willen zu hören, bereite mir große Freude, zumal in Gegenwart der Leute aus Chalko. Dieweil sie ebenso wie diese Eurer Kaiserlichen Majestät Lehensleute wären, so läge es mir nun am Herzen, alle drei Länder zu Freunden untereinander zu machen. Gerade jetzt hätten die Chalkoaner nachbarliche Hilfe sehr nötig, denn die Mexikaner bedrohten sie mit einem Überfall. Also machten sie miteinander einen Bund, und nachdem sie allesamt zwei Tage beimir verweilt hatten, zogen sie wohlgemut und zufrieden ihrer Wege und standen fortan einander bei in der Not.
Drei Tage darauf ward mir gemeldet, daß die 13 Rennschiffe fertig waren und daß die Träger bereitstünden. Sofort entsandte ich den Hauptmann Gonzalo von Sandoval mit 15 Reitern und 200 Fußknechten, um die Schiffsteile nach Tezkuko zu geleiten. Zugleich gab ich ihm den Befehl, unterwegs das Dorf Zoltepek der Erde gleichzumachen. Dieser ziemlich große Ort gehörte zum Lande Tezkuko und lag an der Grenze der Gebiete von Tezkuko und Tlaskala. Als ich damals in Temixtitan eingeschlossen war, hatte man mir 5 Reiter und 45 Fußknechte, die auf dem Marsche von Verakruz nach Mexiko waren, in Zoltepek ermordet. In einem der Götzentempel von Tezkuko hatte ich die Häute der fünf Pferde, kunstvoll ausgestopft, und mancherlei andere Dinge aus dem Besitz der Ermordeten als Siegeszeichen vorgefunden.
Der Mord war auf tückische Welse geschehen. Als die Hispanier nämlich auf ihrem Marsche durch Zoltepek kamen, waren sie zuerst ganz freundlich empfangen worden, um sie sicher zu machen und sie dann um so grausamer umzubringen. Als sie eine steile Stelle der Straße abwärts zogen, alle zu Fuß, auch die Reiter, hie ihre Pferde am Zaum führten, da wurden sie plötzlich von beiden Seiten von feindlichen Scharen umringt. Etliche Hispanier fielen, andere wurden gefangen und nach der Stadt Tezkuko geschleppt, wo man ihnen vor den Götzenbildern bei lebendigem Leibe die Herzen herausriß und sie sodann abschlachtete. Eine Spur von dem Vorfall fand der Hauptmann Sandoval in einem Dorfe halbwegs zwischen Zoltepek und Tezkuko. In einem Hause stand nämlich auf einer weißen Wand mit Kohle geschrieben: Allhie hat der unglückliche Ritter Hans Juste gefangen gesessen! – Dies war ein hispanischer Edelmann, einer der fünf Reiter. Die Inschrift rührte jeden zu Tränen, der sie las.
Als der Hauptmann im besagten Dorfe einrückte, besannen sichdie Bewohner auf ihre Freveltat und flohen in hellen Haufen. Aber die Reiter, die Fußknechte und die uns befreundeten Indianer setzten ihnen nach, brachten ihrer eine Menge um und fingen viele Weiber und Kinder, die zu Leibeigenen gebrandmarkt und verteilt worden sind. Indessen war Sandoval so gnädig, daß er nicht alles mordete und niederbrannte, wie er dies mit Fug und Recht hätte tun können. Er ließ vielmehr das übriggebliebene Volk im Dorf, wo es noch heutigen Tags wohnt, voller Reue ob der Missetat.
Darnach ist Sandoval weitergezogen. Nach fünf oder sechs Meilen Wegs traf er in einem Dorf im Gebiet von Tlaskala, nahe der Grenze des Reiches Mexiko, den von etlichen Hispaniern geleiteten langen Zug, der die zerlegten 13 Rennschiffe von Tlaskala nach Tezkuko beförderte. Mehr denn 8000 Lastträger schleppten die Holzstücke der Schiffe 18 Meilen über Land. Es war dies ein Schauspiel, gar wunderlich anzuschauen. Der ganze Zug, von Anfang bis zu Ende, war zwei Meilen lang. Die Vorhut bildeten 8 Reiter und 100 hispanische Fußknechte. Zu beiden Selten marschierten zwei Trupps als Deckung zu je 10000 Mann indianischen Kriegsvolks, geführt von zwei tlaskalanlschen Edelleuten. In der Nachhut aber waren 8
Weitere Kostenlose Bücher