Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
Verteidiger in den See hinein. Mehr denn 6000 Männer, Weiber und Kinder kamen dabei um, sonderlich unter den Händen der Indianer, die auf unserer Seite waren, die alles niederstachen, was ihnen vor die Waffen kam. Ein Tell der Stadt ging in Flammen auf.
Da die Nacht schon stark angebrochen war, versammelte ich mein Kriegsvolk. Angesichts des Brandes fügte es Gott der Allmächtige, daß ich wieder an den Damm zwischen den Seen dachte und an die große Gefahr, die uns dadurch drohte. Eilends marschierte ich in voller Ordnung von der Stadt ab und erreichte um die neunte Stunde, in der Finsterheit das feste Land jenseits der Überschwemmung. Das Wasser strömte so wild und ungestüm und war sehr bald so tief, daß wir nur unter großer Gefahr hindurchzogen, wobei etliche meiner Indianer ersoffen und die ganze Beute verloren ging, die wir in der Stadt gemacht hatten. Eure Kaiserliche Majestät mögen mir glauben, daß wir allesamt hätten ertrinken müssen, wenn wir nicht noch am selbigen Abend hindurchgegangen wären und nur drei Stunden länger gesäumt hätten, denn das ganze Land in und um die Stadt ward unter Wasser gesetzt. Am folgenden Morgen haben wir dies erkannt.
Ich marschierte nach Tezkuko zurück. Uns zur Linken, auf dem See, verfolgten uns Kähne, voll von feindlichem Kriegsvolk. Aber wir konnten ihnen wenig antun, dieweil sie bei jeglichem Angriff zurückwichen.
In Tezkuko fand ich die daselbst zurückgelassenen Hispanier unbehelligt wieder vor. Unsere Rückkehr und unser Sieg machte ihnen viel Freude. Am anderen Tage starb ein Hispanier, der vor Iztapalapan war verwundet worden. Er wer der erste, der auf diesem Feldzug fiel.
Am Tage darauf kamen Gesandte zu mir aus Otumba und aus vier anderen Orten der Nachbarschaft im Umkreise von vier bis sechs Meilen. Selbige baten mich, ihnen allergnädigst zu verzeihen, daß sie ehedem am Kriege wider mich hatten teilgenommen. Eure Kaiserliche Majestät werden sich erinnern, daß es bei Otumba war, wo uns nach unserem Abzug aus der Hauptstadt die ganze Macht von Temixtitan und Mexiko entgegentrat, in der Hoffnung, uns den Rest zu geben. Offenbar sahen die Leute von Otumba sehr wohl ein, daß sie sich nicht damit konnten entschuldigen, uns damals auf höheren Befehl angegriffen zu haben. Um mich aber milder zu stimmmen, vermeldeten sie mir, daß die Herren von Temixtitan ihnen unlängst hatten sagen lassen, sie möchten im Bunde mit ihnen bleiben und nicht unsere Freunde werden, andernfalls wolle man sie bekriegen und vernichten. Ungeachtet dieser Drohung seien sie aber doch willens, Eurer Kaiserlichen Majestät Lehensleute und Untertanen zu sein und allen meinen Befehlen nachzukommen.
Ich gab ihnen zur Antwort, daß sie wahrhaftiglich Strafe wegen ihrer Feindseligkeit von ehedem verdient hätte; aber ich wolle ihren Worten glauben und sie verschonen, wenn sie mir die Boten aus Temixtitan unverzüglich überantworteten, desgleichen alle die von meinen Feinden, die man auf ihrem Gebiete ergriffe. Geschähe dies nicht, so könne ich sie nicht begnadigen. Mit dem Versprechen, Eurer Kaiserlichen Majestät treu und gehorsam sein zu wollen, sind sie in ihre Heimat zurückgekehrt.
Das fünfte Kapitel
Eurer Kaiserlichen Majestät hab ich in meinem vorigen Bericht alleruntertänigst erzählt, daß auf unserem Rückzüge von Temixtitan alle Kinder des Herrn Montezuma, desgleichen der Fürst von Tezkuko namens Kakama, sowie noch viele andere Fürsten und Edelleute, die meine Gefangenen waren, unter den Geschossen der Feinde umgekommen sind, mit Ausnahme von zwei Brüdern des genannten Herrn Kakama, die das Glück hatten, zu entrinnen. Der eine dieser beiden Prinzen, Kuikuitzka geheißen, den ich ehedem im Namen Eurer Kaiserlichen Majestät und im Einverständnis des Herrn Montezuma zum Fürsten von Tezkuko und der Landschaft Akuluakan gemacht hatte, war um diese Zeit aus Tlaskala, wo ich ihn gefangengehalten hatte, entwischt und nach Tezkuko gekommen. Dieweil nun aber inzwischen sein Bruder Koanako zur Herrschaft gelangt war, von dem ich auch bereits einmal geredet habe, so ward er von diesem ergriffen und umgebracht.
Ein dritter Bruder, der jüngste, war in meiner Hand verblieben. Er hatte von Kindheit auf unsere Sitten angenommen und war auch Christ geworden. Don Fernando war sein Taufname. Als ich Tlaskala verließ, um wider Temixtitan zu ziehen, ließ ich ihn daselbst in der Obhut etlicher Hispanier. Was sich dann weiter mit ihm zugetragen hat, werde ich später
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