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Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Titel: Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Grant
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abschließen.
    Rums.
    Toff wohnt drei Häuser weiter. Trab, trab. Mein Fallschirm erhöht den Luftwiderstand. Kein Wunder, dazu ist er schließlich da. Aber das erschwert die Sache doch erheblich.
    Ich stoße die Tür auf. Toff! Oder wie auch immer du richtig heißt.
    Hamlet kommt über den Flur auf mich zugetrottet. Das Knurren bleibt ihm im Halse stecken. Ach, du bist’s. Ja, ich bin’s. Sei brav. Er versperrt mir den Weg. Wendet den Kopf. Wirft einen Blick über die Schulter.
    Toff kommt aus der Küche. Er trocknet sich die Hände an einem Geschirrtuch ab und sieht aus, als habe er Besuch aus Übersee erwartet. Dann warst du also in Cambridge, sagt er.
    Ja, ich war in Cambridge. Was willst du damit sagen.
    Gar nichts.
    Mist, verfluchter. Er überschätzt meine deduktiven Fähigkeiten. Er denkt, ich wüsste etwas, das ich nicht weiß. Das wirkt wie das sprichwörtliche rote Tuch auf den gleichnamigen Stier. Apropos: Er trägt wieder Halstuch und ein rotes noch dazu. Ich will ihn am halsbetuchten Schlafittchen packen und bekomme stattdessen sein Schlüsselbein zu fassen. Gibst du dich neuerdings als der Bruder von meinem Dad aus, weil du immer schon sein Bruder sein wolltest. Du hast wohl gedacht, weil Onkel Thoby in Neufundland ist, kommt dir niemand auf die Schliche.
    Er steht mit dem Rücken zur Wand. Gütiger Himmel, Audrey.
    Was.
    Du erschreckst den Hund.
    Ich schaue nach unten. Allzu weit muss ich nicht schauen. Hamlet ist praktisch auf Augenhöhe, mit gefletschten Zähnen. Ich lasse das Schlüsselbein seines Herrchens los. Und schon wedelt er wieder mit dem Schwanz. Hunde sind eben schlichte Gemüter.
    Toff zupft sein Halstuch zurecht.
    Ich lasse von ihm ab. Tut mir leid.
    Das ist selbst für deine Verhältnisse ein ziemlich starkes Stück. Was willst du denn mit dem Umhang.
    Das ist ein Fallschirm.
    Na, dann ist ja alles klar.
    Ich drücke mir die Handballen in die Augen. Ich fühle mich nicht gut.
    Eine trockene Hand auf meiner Stirn. Du hast Fieber.
    Ich nicke. Wahrscheinlich eine unheilbare Form der Tuberkulose.
    Schau mich mal an, Audrey.
    Ich schaue. Erst sehe ich nur schwarze Flecken. Dann rot. Was.
    Warum sollte ich so etwas tun.
    Was.
    Mich als dein Onkel ausgeben.
    Weil du meinen Dad geliebt hast und gern sein Bruder gewesen wärst.
    Ja, das stimmt, sagt er. Das stimmt.

     
    Toff bringt mir etwas Warmes zu trinken. Auf meine Frage, was das sei, sagt er: Erinnerst du dich noch an die Reklame mit dem Bernhardiner.
    Dem was.
    Schon gut. Das ist gegen Grippe und Erkältung. Und Tuberkulose.
    Ich nehme die Tasse beidhändig entgegen.
    Wir setzen uns aufs Sofa. Er fragt, wie es mit Großmutter gelaufen sei.
    Mäßig.
    Und mit Leonel de Tigrel.
    Mäßig.
    Ach, Audrey.
    Ich sehe ihn an. Du bist alles, was mir noch geblieben ist, Toff. Du musst mir sagen, wo er ist.
    Ich weiß es nicht.
    Du siehst aus wie jemand, der es weiß.
    Hast du schon mal daran gedacht, dass er vielleicht gar nicht gefunden werden will.
    Unsinn. Tu nicht so, als ob du ihn besser kennen würdest als ich. Ich warne dich.
    Hamlet steckt seine Nase in Angelegenheiten, die ihn nichts angehen. Toff stößt ihn beiseite.
    Großmutter hat gesagt, er ist nach Hause gefahren.
    Dann hat er das vermutlich auch getan.
    Nach Hause mit seinem Ölzweig. Eine Träne fällt in mein Zitronengetränk.
    Nein, nicht, sagt Toff. Weinen. Bitte.
    Mein Gerstenkorn, mein blaues Auge und nicht zuletzt dieses Gebräu treiben mir die Tränen in die Augen. Ich weine nicht.
    Er drückt mir ein Papiertaschentuch in die Hand.
    Danke. Zu gütig.
    Ich bin ein Esel, sagt er nach einer kurzen Pause.
    Ja. Je nun. Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung.
    Er sieht mich an. Nickt. Langsam.
    Wo ist zu Hause. Sein Zuhause.
    In Cornwall. Verzeih mir, geliebter Bruder.
     
    In Toffs Gästezimmer ist es warm. Ich krieche unter die Decke. Ich bin auf einmal so müde. Vielleicht hat er mich vergiftet. Er hat gesagt, er würde morgen mit mir kommen. Ans Ende von England. Morgen. Denn erstens fahren heute Abend keine Züge mehr. Und zweitens muss ich schlafen. Und den Fallschirm ausziehen.
    Ich habe die Tür angelehnt gelassen.
    Ich weiß nicht, wie Toff mit Nachnamen heißt. Das wusste ich noch nie. Nur ist mir bis heute nicht aufgefallen, dass ich es nicht weiß. Ist das normal. Und werde ich morgen früh noch wissen, dass ich es nicht weiß. Oder ist die Tatsache, dass es mir aufgefallen ist, nur eine Nebenwirkung des Heißgetränks. Ich übernachte bei jemandem,

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