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Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Titel: Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Grant
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Ihnen. Aber wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich glaube, ich habe gerade eine giftige Substanz zu mir genommen.
    Oh. Aber natürlich. Selbstverständlich. Kann …
    Ich lege auf. Spucke ins Spülbecken. Wische mir den Mund am Ärmel ab. Meine Güte, nicht zu fassen, dass ich mir eben tatsächlich WD-40 von den Fingern geleckt habe. Jetzt wäre es ratsam, sich zu erbrechen. Wenn ich es nur könnte.
     
    D er LeBaron vor dem Haus verschwindet fast unter einer Haube aus Schnee. Die Luft ist dunkelblau. Der Schnee funkelt. Warum Schnee funkelt. Weil Schneeflocken Prismen sind.
    Die Wetterbombe ist explodiert. Es ist vorbei. Onkel Thoby ist noch immer nicht zu Hause. Zugegeben, die Straßen sind verschneit. Aber er ist jetzt schon eine Ewigkeit weg. Und wenn ihm jemand etwas angetan hat. Wer weiß, vielleicht ist er entführt oder verschwunden worden.
    Von wem.
    Toff.
    Sei nicht albern.
    Ich beschließe, meine Zeit sinnvoll zu nutzen. Ich werde die Einfahrt freischaufeln. Ich gehe hinaus zum Schuppen und hole meine alte Blümchenschaufel, die sogenannte Flower Shovel. An der Unterseite hat die Flower Shovel eine aufgeprägte Blume, mit der man im Schnee Blümchenmuster machen kann. Was übrigens am besten funktioniert, wenn man auf den Schnee eindrischt, statt ihn zu schaufeln.
    Die Idee zur Flower Shovel hatte ich, als mir auffiel, dass 08/15-Schaufeln hässliche senkrechte Kerben im Schnee hinterlassen. Ich dachte, wie viel schöner wäre es doch, wenn man den Schnee beim Schaufeln dekorieren könnte. Zum Beispiel mit einer Blume! Onkel Thoby meinte, ich sei ein Genie. Also ging er zu Murph’s Turf, Lock and Key und ließ die Flower Shovel für mich anfertigen. Onkel Thoby meinte, ich solle mir die Idee patentieren lassen. Ich wusste nicht, was patentieren heißt. Es heißt, dass die Idee dir gehört, sagte er. Aber es ist doch schon meine, sagte ich. Nicht in den Augen der Welt, sagte er. Oha. In den Augen der Welt.
    Er sagte, Murph’s Augen hätten vor Unternehmergeist förmlich gesprüht, als er Onkel Thoby die Flower Shovel überreichte.
    Vor Unternehmergeist gesprüht, sagte mein Dad. Tun meine Augen das etwa auch.
    Aber ja.
    Es könnte sogar sein, dass Onkel Thoby die Patentformulare für mich angefordert hat. Womöglich ist die Schaufel längst in meinem Namen zum Patent angemeldet. Es würde mich jedenfalls nicht wundern. Für einen sonst so gesetzestreuen Menschen ist Onkel Thoby erstaunlich skrupellos, wenn es darum geht, anderer Leute Unterschriften zu fälschen. Ich nehme mir fest vor, ihn zu fragen, ob er die Schaufel hat patentieren lassen. Dann wäre ich nämlich eine echte Erfinderin.
    Wir haben uns damals auch noch andere Schaufeldesigns ausgedacht. Onkel Thoby meinte, Eisblumen wären bestimmt sehr beliebt. Herzen zum Valentinstag. Man könnte auch Wörter nehmen, sagte ich. Sie müssten auf der Schaufel natürlich in Spiegelschrift geschrieben werden, damit sie nachher richtigrum im Schnee stehen. FROHE WEIHNACHTEN, zum Beispiel, oder LEBENDIG BEGRABEN.
    Mein Dad meinte, Porno würde sich gewiss hervorragend verkaufen.
    Walter.
    Ich meine ja nur.
    Möchtest du wirklich, dass deine Tochter sich eine Pornoschaufel patentieren lässt.
    Lukrativ wäre es in jedem Fall.
    Das ist mit lauter Nackten drauf, stimmt’s.
    Aber auf meine Schaufel musste natürlich eine Blume, sonst wäre sie ja keine Flower Shovel. Außerdem heißen wir Flowers.
    Ich bin seit einer Viertelstunde damit beschäftigt, mit meiner Flower Shovel TM den Schnee zu lockern, als sich Byrne Doyle und Jim Ryan nähern, Byrne aus Nummer 11 gleich gegenüber und Jim von nebenan. Beide schwingen Schaufeln, die genauso lang sind wie sie selbst.

     
    Es tue ihnen leid. Gott, es tue ihnen ja so leid. Byrne Doyle umarmt mich. Geht es dir gut. Schön, dass du da bist.
    Byrne sieht Jacob Marley noch ähnlicher als sonst. Er trägt einen langen Wollmantel und einen Button mit der Aufschrift WÄHLEN SIE BYRNE DOYLE am Revers. Der Button ist schon ein wenig angerostet, als ob er noch von der letzten Wahl stammte und Byrne sich gar nicht erst die Mühe gemacht hätte, ihn abzunehmen. Die Falten rings um seinen Mund sind tiefer geworden.
    Jim Ryan zeigt auf die Flower Shovel TM und sagt: Ist die nicht von Fisher Price.
    Quatsch. Die hat Murph für mich gemacht.
    Oh.’tschuldigung.
    Ich erinnere mich noch genau an diese Schaufel, sagt Byrne mit zärtlicher Stimme.
    Ich stemme sie in die Höhe. Damit kann man prima Muster machen.
    Soso, sagt

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