Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Titel: Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Grant
Vom Netzwerk:
kleiner Sand-Wedge. Sie tätschelt sich den Bauch. Ich könnte ein Häppchen zu essen vertragen, Audray.
    Der Witz ist uralt.
    Apropos Witz, sagte sie. Die Biografie in der Zeitung.
    Der Nachruf.
    Ja, genau.
    Hinter uns löst sich die Schlange auf. Wir haben nämlich nicht vor, unseren Platz zu räumen. Wedge wendet den Kopf und sieht mich an, als ob er sagen wollte: Was soll der Quatsch.
    Verlaine gratuliert mir zu dem Nachruf. Daumen hoch. Steckst du dahinter, fragt sie.
    Ja und nein.
    Oui ou non.
    Oui.
    Walter hätte das bestimmt gefallen.
    Jim Ryan (Gehört Ihnen die bezaubernde russische Antiquität in meiner Einfahrt), Byrne Doyle, Dr. O’Leery und ein Fremder gesellen sich zu uns an den Kaminsims. He, sucht euch eine eigene Insel.
    Dr. O’Leery bewundert Wedges glänzendes Fell. Womit füttern Sie ihn.
    Lakritz.
    Großes Gelächter.
    Im Ernst.
    Byrne Doyle will wissen, was eigentlich aus der Kugel geworden sei, in der Wedge immer durch die Gegend kullerte. Ob ich noch wisse, wie Wedge in seiner Kugel auf die Straße gekullert sei und er, Byrne, ihn vor Jim Ryan habe in Sicherheit bringen müssen, als der im Affenzahn (und vorwärts, ja) aus seiner Einfahrt geschossen kam.
    Sie muss hier irgendwo sein. Wir haben sie immer Wedges Kristallkugel genannt.
    Ladas werden natürlich nicht mehr gebaut, sagt Verlaine. Und die Amerikaner wissen gar nicht, dass es diese Marke jemals gab. Jeder Amerikaner würde das rundweg bestreiten.
    Dr. O’Leery sagt, er arbeite jetzt auch mit Mäusen. Wobei mir, ehrlich gesagt, nicht ganz wohl ist. Er steckt einen Finger durch das Gitterdach von Wedges Terrarium.
    Ähm. Würden Sie das bitte lassen.
    Mein Dad war kein Fan von Dr. O’Leery. Im Gegenteil. Er war mit dafür verantwortlich, dass Dr. O’Leery ein »verlängertes Sabbatical« einlegen musste. Also was will der Kerl hier.
    Mit Mäusen und, äh, Rhomben, oder wie.
    Er starrt mich verständnislos an.
    Denn wenn mich nicht alles täuscht, ging es bei einem von Dr. O’Leerys Experimenten darum, Katzen mit Hilfe von Kreisen Elektroschocks zu verpassen (angeblich um einen psychologischen und nicht etwa einen geometrischen Beweis zu führen), und mein Dad hatte deshalb eine Beschwerde eingereicht.
    Wie gesagt, mir ist bei der Sache nicht ganz wohl.
    Der Fremde sagt: Und diese Maus war das Haustier Ihres Vaters.
    Er spricht mit Akzent – Deutsch, vielleicht auch Holländisch – und hat ein großes Löwengesicht. Er trinkt aus einem Kelchglas, das ich noch nie gesehen habe.
    Unser Haustier, sage ich. Wir haben die Maus schon, seit ich ein kleines Mädchen war.
    Das findet er anscheinend amüsant. Er zwinkert Dr. O’Leery zu.
    Was ist, sage ich.
    Das Gespräch über den Lada ist im Sande verlaufen, und Verlaine sagt: Und, Audray, wo ist der Wein.
    Dann sind Sie wohl sehr viel jünger, als Sie aussehen, sagt der Löwe und trinkt einen Schluck, wobei er mich mit todernstem Blick über den Rand seines Glases hinweg anstarrt.
    Ich sehe zu Wedge. Warum.
    Verlaine fährt dazwischen. Im Unterschied zu uns Normalsterblichen wird Audray nur alle vier Jahre ein Jahr älter. So ähnlich wie ein Pferd. Wo ist der Wein.
    Sie packt mich am Ellenbogen.
    Ich hatte schon sechs Mal Geburtstag, sage ich zu dem Löwen. Schreiben Sie sich das hinter die Ohren.
    Wie bitte.
    Rechnen werden Sie ja wohl können.
    Verlaine lotst mich in Richtung Küche.
    Er legt seinen großen Kopf schief, kratzt sich am Ohr. Ah. Sie sind ein leapling.
     
    Ein was. Hast du eine Ahnung, wer das ist.
    Verlaine schleicht die Anrichte entlang. Liest Flaschenetiketten. Schüttelt den Kopf. Aber ich glaube, er ist Belgier. Was Belgier angeht, habe ich einen sechsten Sinn.
    Ich nicke. Leapling klingt in der Tat wie etwas, das man in Belgien zum Frühstück verspeist.
    Ich setze mich. Reibe mir die Augen. Was für ein Tag. Jeder Kontakt ein Schlagabtausch. Zack, bumm und vorbei. Und sieh mal einer an. Die Studenten sitzen auf der Veranda und rauchen.
    Sieh an, da ist ja auch Toff.
    Soso. Hockt mit den Studenten auf der Veranda und qualmt. Obwohl, nein, eigentlich hockt er nicht bei den Studenten. Sondern ganz allein in einer Ecke. Er hat den Kragen hochgeklappt. Das lila Halstuch flattert im Wind. Nach ein paar Tagen wirkt so ein Outfit nicht mehr extravagant. Sondern nur noch traurig.
    Verlaine gießt mir einen Schluck Wein in ein Kelchglas, das ich noch nie gesehen habe. Ich schiebe es von mir. Sie stellt es mir wieder hin.
    Du siehst müde aus, wiederholt sie.
    Ich habe

Weitere Kostenlose Bücher