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Die erste Mission

Die erste Mission

Titel: Die erste Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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nicht entgangen.«
    »Ich will die Sache an sich jetzt mit Ihnen nicht noch mal durchdiskutieren. Das ist in den entsprechenden Ausschüssen und im Plenum des Rates ausführlich geschehen. In einigen der Ausschussanhörungen haben Sie als sachkundiger Experte teilgenommen und hatten Gelegenheit, Ihre Sicht der Dinge darzulegen.« Ein flüchtiges, etwas unsicher wirkendes Lächeln flog über Julio Lings Gesicht. »Ihre Position hat sich durchgesetzt.«
    »Warten wir es ab, Mister Ling. Noch gibt es lediglich zwei Prototypen. Aber wenn dieses Projekt eines Leichten Kreuzers neuen Typs einen Sinn haben soll, dann brauchen wir mindestens hundert Einheiten vom STERNENFAUST-Fabrikat.«
    Ling zuckte mit den Schultern. »Träume sind erlaubt, Admiral.«
    »Ich nenne es eine Vision.«
    »Manchmal widersprechen sich Visionen. Dann steht man vor dem Dilemma, nur eine von mehreren Visionen verwirklichen zu können.«
    »Das ist leider wahr, Mister Ling.«
    »Und ich sähe nun mal lieber die Vision der Gemeinschaft von prosperierenden Welten in Erfüllung gehen als jene einer Kriegsarmada, mit der wir unsere direkten Nachbarn beeindrucken können.«
    »Wie gesagt, Mister Ling – es dürfte wenig Sinn haben, die Debatten der vergangenen Sitzungsperiode noch einmal zu referieren, da die entsprechenden Abstimmungen längst gelaufen sind.«
    Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen.
    Sein eigentliches Anliegen hat er noch nicht vorgebracht , dachte Rudenko. Er weiß noch nicht, wie er es vorbringen soll. Aber was könnte so heikel sein, dass selbst ein diplomatisch mit allen Wassern gewaschener Mann wie Julio Ling nicht gleich auf den Punkt zu kommen wagt?
    Ling erhob sich und trat auf den Admiral zu. Eine Hand berührte Rudenko leicht am Oberarm. »Was ich Ihnen jetzt sage, werde ich nicht wiederholen, und Sie können sich auch nicht auf mich berufen«, erklärte er.
    »Ich bin ganz Ohr, Mister Ling.«
    »Es ist Ihnen ja nicht entgangen, dass es insbesondere in der Wirtschaft eine starke Tendenz gibt, Ihre Pläne für eine starke Raumflotte abzulehnen, weil man fürchtet, dass es letztlich die Unternehmen sein werden, die diese ehrgeizigen Großmachtambitionen mit ihren Steuern bezahlen müssen.«
    Rudenko wollte etwas entgegnen. Schließlich war das eine These, die Ling schon des Öfteren vorgetragen hatte und die Rudenkos Meinung nach grundfalsch war und förmlich nach Widerspruch rief. Aber Ling brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
    Jetzt geht es um etwas ganz anderes , erkannte Rudenko.
    »Ich habe vor kurzem erfahren, dass diese Kreise vielleicht sehr weit gegangen sind, um Ihr Projekt zum Scheitern zu bringen, Admiral.«
    Die Blicke der beiden Männer begegneten sich.
    Und was soll das jetzt? , fragte sich Rudenko. Wieso sprichst du in Rätseln? Warum nennst du nicht Ross und Reiter, sondern bleibst im Allgemeinen, sodass man mit deiner Aussage nichts anfangen kann?
    Ärger keimte in Rudenko auf. Aber er ließ sich davon nichts anmerken. Allzu offen seine Gefühle durch Mimik oder Gestik preiszugeben, ist nicht immer von Vorteil. In diesem Punkt können wir von der asiatischen Haltung lernen, die es als Zumutung ansieht, den anderen fortwährend mit seinen Gefühlen zu belästigen.
    »Wie weit sind diese Leute gegangen?«, hakte Rudenko nach.
    »Denken Sie mal nach. Diese Prototypen wurden in kurzer Zeit gebaut …«
    »Das bedeutet aber nicht, dass sie nicht mit der nötigen Sorgfalt hergestellt wurden oder es an der Fertigung auch nur das Geringste auszusetzen gäbe«, widersprach Rudenko.
    »Natürlich nicht. Noch nicht. Aber nehmen wir mal an, Ihre Schiffe trifft weit draußen im so genannten Niemandsland plötzlich ein … Wie soll ich sagen? Ich bin kein Techniker. Ein akutes Systemversagen oder etwas in der Art. Stellen Sie sich das nur einmal für einen Moment vor! Ein Rettungskommando des Star Corps – selbstverständlich aus Schiffen herkömmlicher Bauart bestehend! – müsste aufbrechen, um technische Hilfe zu leisten oder sogar die Mannschaften der STERNENFAUST und der JUPITER an Bord zu nehmen.«
    »Dann wäre das Projekt wahrscheinlich am Ende«, gestand Rudenko. »Was ist ein neuer Typ von Kriegsschiffen schon wert, wenn er selbst Schutz und Hilfe braucht, anstatt dass er genau dafür sorgt.«
    »Ich wusste, dass Sie das sofort begreifen würden, Admiral Rudenko. Ich würde nämlich niemals den Fehler begehen und Ihre Intelligenz unterschätzen.«
    Rudenko konnte es nicht leiden, auf diese

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