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Die erste Nacht - Roman

Die erste Nacht - Roman

Titel: Die erste Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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hier sind genetisch modifiziert, und ich bezweifle, dass so etwas vor vierhundert Millionen Jahren möglich war. Und wenn Sie mir jetzt erklären würden, wie Ihnen ein solcher Betrug gelungen ist, außer es wäre Ihnen lieber, dass ich mich direkt an den Verwaltungsrat der Akademie wende?«
    Verdattert sank Keira auf einen Stuhl.
    »Mit welchem Ziel wurden diese Chromosomen modifiziert?«, fragte ich.
    »Es geht im Moment zwar nicht um Genmanipulation, aber ich werde Ihre Frage dennoch beantworten. Wir nehmen diese Art von Experimenten an Chromosomen vor, um Erbkrankheiten
und bestimmten Formen von Krebs vorzubeugen. Wir versuchen, Veränderungen herbeizuführen, um Lebensbedingungen entgegenzutreten, die sich schneller entwickeln als wir. Gene zu beeinflussen, bedeutet in bestimmter Hinsicht, den Algorithmus des Lebens zu korrigieren, bestimmte Unordnungen zu beheben, unter anderem jene, die wir selbst verursachen. Kurz, es gibt unendlich viele medizinische Gründe, aber das ist heute Abend nicht unser Thema. Dieses weibliche Skelett, das Sie im Omo-Tal gefunden haben, kann nicht aus ferner Vergangenheit stammen und in seiner DNA Spuren der Zukunft tragen. Und jetzt sagen Sie mir, was dieser Schwindel soll? Erhoffen Sie sich den Nobelpreis und glauben, mich auf so plumpe Weise täuschen zu können, um meine Unterstützung zu bekommen?«
    »Es gibt keinen Schwindel«, protestierte Keira. »Ich verstehe Ihren Argwohn, aber wir haben nichts erfunden, das schwöre ich Ihnen. Diese Kapsel, die Sie analysiert haben, haben wir vorgestern aus der Erde geholt, und glauben Sie mir, die Fossilisierung der Gebeine, bei denen sie lag, kann nicht gefälscht sein. Wenn Sie wüssten, was wir auf uns genommen haben, um dieses Skelett zu finden, würden Sie nicht eine Sekunde an unserer Aufrichtigkeit zweifeln.«
    »Ist Ihnen klar, was es bedeuten würde, wenn ich Ihnen glaubte«, fragte Poincarno.
    Sein Ton hatte sich verändert, und er schien plötzlich bereit, uns anzuhören. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und schaltete das Licht ein.
    »Ja, das bedeutet«, sagte Keira, »dass Eva vor Adam geboren wurde und vor allem, dass die Mutter der Menschheit viel älter ist, als wir alle angenommen haben.«
    »Nein, nicht nur das. Wenn diese Mitochondrien, die ich analysiert habe, wirklich vierhundert Millionen Jahre alt sind,
setzt das auch etwas anderes voraus, was Ihnen Ihr Komplize, der Herr Astrophysiker, sicher erklärt hat, denn ich nehme an, ehe Sie hierhergekommen sind, haben Sie Ihre Rollen sicher gelernt.«
    »Wir haben nichts dergleichen getan«, erklärte ich und erhob mich. »Von welcher Theorie sprechen Sie?«
    »Halten Sie mich nicht für dümmer, als ich bin. Sie wissen genau, dass sich unsere Studien in manchen Punkten überschneiden. Viele Wissenschaftler sind der Auffassung, dass der Beginn des Lebens auf der Erde aus Meteoriteneinschlägen resultiert, nicht wahr, Herr Astrophysiker? Und diese Theorie wurde durch Spuren von Glycin bestärkt, die man in Kometenschweifen entdeckt hat. Das ist Ihnen doch sicher nicht unbekannt.«
    »Was? Man hat Teile von Glyzerin in einem Kometenschweif gefunden?«, fragte Walter ungläubig.
    »Nein, nicht von Glyzerin, sondern von Glycin, das ist die einfachste aller Aminosäuren, ein Molekül, das Voraussetzung für die Entstehung von Leben ist«, stellte ich richtig. »Die Sonde Stardust hat es im Schweif des Kometen Wild 2 eingefangen, als dieser in einer Entfernung von neunzig Millionen Kilometern an der Erde vorbeizog. Protein, das Baustein aller Organe, Zellen und Enzyme lebender Organismen ist, wird durch Aminosäureketten gebildet.«
    »Und zur großen Freude der Astrophysiker hat diese Entdeckung die Theorie bestärkt, dass das Leben auf unserem Planeten seinen Ursprung im All haben könnte, wo es möglicherweise verbreiteter ist, als viele es wahrhaben möchten, so kann man es doch ausdrücken, nicht wahr?«, unterbrach mich Poincarno. »Hingegen grenzt es an Wahnsinn, uns durch dubiose Manipulationen weismachen zu wollen, die Erde sei von ebenso entwickelten Menschen wie uns bevölkert gewesen.«

    »Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte Keira.
    »Das habe ich Ihnen schon gesagt, Ihre Eva kann nicht aus der Vergangenheit kommen und zugleich genmanipulierte Zellen haben, es sei denn, Sie versuchten mich davon zu überzeugen, das erste menschliche Lebewesen sei von einem anderen Planeten ins Omo-Tal gelangt!«
    »Ich will mich nicht in Dinge einmischen, die mich nichts

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