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Die erste Nacht - Roman

Die erste Nacht - Roman

Titel: Die erste Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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Brillen, Handschuhe und Hauben.
    »Operieren wir jemanden?«, fragte ich hinter der Maske, die meinen Mund verhüllte.
    »Nein, aber wir müssen verhindern, dass die Probe mit irgendeiner anderen DNA kontaminiert wird, mit Ihrer beispielsweise. Wir begeben uns jetzt in einen sterilen Raum.«
    Poincarno nahm auf einem Hocker vor einem hermetischen Behälter Platz und legte die Kapsel in eine erste Kammer, die er verschloss. Seine Hände glitten durch zwei Gummimuffen, und er schob die Kapsel, nachdem er sie gereinigt hatte, in die zweite Kammer. Dort platzierte er sie auf einem Sockel und öffnete ein kleines Ventil. Eine durchsichtige Flüssigkeit strömte hinein.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Flüssiger Stickstoff«, erklärte Keira.
    »Mit einer Temperatur von minus 195,79° Celsius«, fügte Poincarno hinzu. »Diese niedrige Temperatur verhindert eine Reaktion der Enzyme, welche möglicherweise die DNA, RNA oder die Proteine verändern könnte, die wir extrahieren möchten. Die Handschuhe, die ich trage, schützen gegen Verbrennungen. Die Kugel müsste gleich Risse bekommen.«
    Doch leider geschah nichts dergleichen. Poincarno, den die diese Sache immer mehr interessierte, war nicht bereit aufzugeben.
    »Ich werde die Temperatur durch den Einsatz von Helium-3 radikal absenken. Durch Einsatz dieses Gases nähern wir uns
dem absoluten Nullpunkt. Wenn Ihr Objekt auch diesem radikalen thermischen Schock standhält, muss ich passen, eine andere Lösung habe ich nicht anzubieten.«
    Poincarno öffnete einen kleinen Hahn, doch offensichtlich geschah nichts.
    »Das Gas ist unsichtbar, wir müssen ein paar Sekunden warten«, erklärte er.
    Walter, Keira und ich starrten auf den Behälter und hielten den Atem an. Wir konnten uns nicht vorstellen, nach all den Anstrengungen angesichts der Unversehrbarkeit einer so kleinen Kapsel ohnmächtig zu sein. Plötzlich bildete sich auf der transparenten Oberfläche ein winziger Riss. Poincarno drückte das Auge an das Okular seines elektronischen Mikroskops und bediente sich einer feinen Nadel.
    »Ich habe Ihre Probe!«, rief er und wandte sich zu uns um. »Wir können die Analyse vornehmen. Das wird allerdings einige Stunden in Anspruch nehmen. Ich rufe Sie an, sobald ich etwas herausgefunden habe.«
    Er blieb in seinem Labor zurück, das wir durch die sterile Schleuse verließen.
    Ich schlug Keira vor, zu mir nach Hause zu fahren. Sie erinnerte mich an Ivorys Warnung und fragte, ob das nicht zu gefährlich sei. Walter bot uns seine Wohnung an, doch ich wollte duschen und mich umziehen. Also verabschiedeten wir uns auf dem Bürgersteig, Walter fuhr mit der U-Bahn zur Akademie, Keira und ich nahmen ein Taxi zum Cresswell Place.
    Das Haus war staubig, der Kühlschrank leer und die Betten im Schlafzimmer ungemacht, wie wir sie zurückgelassen hatten. Wir waren erschöpft, und nachdem wir versucht hatten, etwas Ordnung zu schaffen, schliefen wir eng umschlungen ein.

     
    Das Klingeln des Telefons weckte uns. Ich tastete nach dem Apparat und hob ab. Am anderen Ende war ein völlig aufgeregter Walter.
    »Wo bleiben Sie denn bloß?«
    »Stellen Sie sich vor, wir haben uns ausgeruht, und Sie haben uns geweckt. Jetzt sind wir quitt.«
    »Haben Sie gesehen, wie spät es ist? Ich warte seit einer Dreiviertelstunde vor dem Labor auf Sie. Dabei habe ich Sie oft genug angerufen.«
    »Dann habe ich mein Handy wohl nicht gehört. Was gibt es denn so Wichtiges?«
    »Doktor Poincarno will es mir nicht sagen, solange Sie nicht da sind, aber er hat mich in der Akademie angerufen und mir gesagt, ich solle mich auf dem schnellsten Wege herbegeben. Also ziehen Sie sich an und kommen Sie.«
    Walter legte auf. Ich weckte Keira und sagte ihr, wir würden dringend im Labor erwartet. Sie schlüpfte in Hose und Pullover und stand schon auf der Straße, während ich noch die Fenster schloss. Gegen neunzehn Uhr erreichten wir den Hammersmith Grove. Poincarno lief nervös in der verlassenen Eingangshalle auf und ab.
    »Sie haben sich ja Zeit gelassen«, knurrte er. »Kommen Sie mit in mein Büro, ich habe mit Ihnen zu reden.«
    Er ließ uns gegenüber einer weißen Wand Platz nehmen, zog die Vorhänge zu, machte das Licht aus und schaltete einen Projektor ein.
    Das erste Bild, das wir sahen, war das einer Kolonie von Spinnen, die sich in ihrem Netz zusammendrängten.
    »Was ich gesehen habe, ist völlig absurd, und ich muss wissen, ob all das ein gewaltiger Schwindel ist oder ein geschmackloser Scherz. Ich

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