Die erste Nacht - Roman
Generation zu bewältigen - hat ein meinem Anhänger ähnliches Fragment zu den Magistraten der ersten Kolonien gebracht.«
»Deine Hypothese ist plausibel, was noch lange nicht beweist, dass sie richtig ist. Erinnere dich daran, was ich euch an der Uni beigebracht habe: Eine Theorie mag logisch klingen, doch das belegt noch nicht, dass sie korrekt ist.«
»Du hast mir auch beigebracht, dass man nicht davon ausgehen kann, eine Sache existiere nicht, nur weil man sie noch nicht gefunden hat.«
»Was erwartest du von mir, Keira?«
»Dass du mir sagst, was du an meiner Stelle tun würdest«, antwortete sie.
»Ich werde zwar die Frau, zu der du dich entwickelt hast, niemals besitzen, ein Teil der Schülerin aber, die du früher warst, bleibt mir erhalten. Das ist immerhin etwas.« Max erhob sich und begann nun seinerseits, im Zimmer auf und ab zu laufen. »Du gehst mir mit deinen Fragen auf die Nerven, Keira. Ich weiß nicht, was ich an deiner Stelle tun würde, denn wäre ich begabt für solche Art Rätsel, hätte ich den staubigen Hörsälen den Rücken gekehrt und, statt zu unterrichten, meinen Beruf ausgeübt.«
»Du hast Angst vor Schlangen und verabscheust Insekten, du fürchtest den Mangel an Komfort, das hat nichts mit deiner Denkfähigkeit zu tun, Max. Du bist nur etwas etabliert, das ist kein Fehler.«
»Um dir zu gefallen, anscheinend doch.«
»Hör auf damit und antworte mir! Was würdest du an meiner Stelle tun?«
»Du hast von einem dritten Fragment gesprochen, das vor etwa dreißig Jahren aufgetaucht ist. Deshalb würde ich zunächst herauszufinden versuchen, wo genau es gefunden wurde. Sollte das in einem Vulkankrater unweit eines Flusses irgendwo im Norden oder Osten gewesen sein, so würde das deine Theorie untermauern. War der Fundort hingegen irgendwo in der Beauce oder auf einem englischen Kartoffelacker, kannst du deine Hypothese vergessen und von vorn anfangen. Das würde ich tun, ehe ich wieder sonst wohin aufbräche. Keira, du suchst nach einem Stein, der irgendwo auf dieser Erde liegt, das ist utopisch!«
»Ach, und sein Leben in einem ausgedörrten Tal zu verbringen, und, geleitet nur von der Intuition, nach ein paar Millionen Jahre alten Knochen zu buddeln oder eine mitten in der Wüste vom Sand verschüttete Pyramide zu suchen, ist wohl keine Utopie? Unser ganzes Leben ist eine einzige große Utopie, Max, doch für jeden von uns ist es auch der Traum von einer Entdeckung, den wir in die Realität umzusetzen versuchen!«
»Du brauchst dich gar nicht so aufzuregen. Du hast mich gefragt, was ich an deiner Stelle täte, und ich habe dir geantwortet. Versuch herauszufinden, wo dieses dritte Fragment gefunden wurde, dann siehst du, ob du auf der richtigen Fährte bist.«
»Und wenn das der Fall wäre?«
»Dann komm wieder zu mir, damit wir gemeinsam über den Weg nachdenken, den du einschlagen musst, um deinen Traum zu verwirklichen. Jetzt muss ich dir etwas sagen, das dich vielleicht wieder verärgern wird.«
»Was?«
»Es freut mich, dass du in meiner Gesellschaft die Zeit vergisst, aber es ist halb zehn, wollen wir nicht essen gehen?«
Keira sah auf ihre Uhr und sprang auf.
»Oh, verdammt, Jeanne, Adrian!«
Es war fast zehn Uhr abends, als Keira an der Wohnungstür ihrer Schwester läutete.
»Du willst doch wohl nicht etwa essen?«, sagte Jeanne zum Empfang.
»Ist Adrian da?«, fragte Keira und sah über ihre Schulter.
»Ich wüsste nicht, wie er hierherkommen sollte, es sei denn, er besäße die Fähigkeit, sich zu teleportieren.«
»Ich war hier mit ihm verabredet …«
»Hast du ihm auch den Code für die Haustür gegeben?«
»Hat er nicht angerufen?«
»Hast du ihm meine Festnetznummer gegeben?«
Keira schwieg.
»Dann hat er vielleicht eine Nachricht im Büro hinterlassen, aber ich bin früh nach Hause gegangen, um Essen für dich zu machen, das du … in der Mülltonne findest. Nimm es mir nicht übel, aber alles war verkocht!«
»Aber wo ist Adrian?«
»Ich dachte, er wäre mit dir zusammen und ihr hättet beschlossen, den Abend allein zu verbringen.«
»Nein, ich war bei Max …«
»Das wird ja immer besser! Darf ich fragen warum?«
»Wegen unserer Recherchen, Jeanne. Fang bitte nicht wieder an. Aber wie soll ich ihn jetzt bloß finden?«
»Ruf ihn an!«
Keira lief zum Telefon und geriet nur an meine Mailbox. Immerhin hatte ich noch ein Minimum an Selbstachtung! Sie hinterließ mir eine lange Nachricht … »Es tut mir leid, ich habe nicht gemerkt,
Weitere Kostenlose Bücher