Die erste Todsuende
bleiben die Zelte? Sie haben doch versprochen..."
„Moment", sagte Delaney hastig. „Ich bin nicht von Benson & Hurst. Ich bin..."
„Gatters", sagte der Mann ungerührt. „Die Angelruten aus Fiberglas. Ihr gebt mir wahrhaftig was mit der Rute - wißt schon wo. Sie haben doch gesagt..."
„Bitte, einen Augenblick", sagte Delaney und seufzte. „Ich bin auch nicht von Gatters. Ich bin Captain Edward X. Delaney von der New Yorker Polizei. Hier ist mein Ausweis."
Sol Appel warf nicht einmal einen Blick darauf, sondern hob die Hände hoch über den Kopf und tat so, als ergebe er sich.
„Ich gestehe alles!" sagte er. „Was es auch war, ich hab's getan. Führen Sie mich ab. Sofort. Holen Sie mich aus diesem Irrenhaus hier heraus. Tun Sie mir den Gefallen, bitte. Für mich wird das Gefängnis das reinste Paradies sein."
„Nein, nein." Delaney lachte. „Nichts dergleichen. Mr. Appel, ich wollte..."
„Veranstalten Sie einen Wohltätigkeitsball? Ein Dinner? Sie kommen wegen einer Spende? Aber natürlich. Immer, jederzeit. Also — wieviel?"
Er griff schon nach seiner Brieftasche, doch Delaney wehrte ab. Abermals seufzte er.
„Bitte, Mr. Appel, es geht weder um eine Sammelaktion noch sonst etwas. Alles, was ich möchte, ist, daß Sie mir ein paar Minuten Ihrer Zeit widmen."
„Ein paar Minuten meiner Zeit? Jetzt verlangen Sie aber wirklich etwas Kostbares. Ein paar Minuten!" Er drehte sich zu der offenen Glastür um. „Sam! Nur Bargeld! Keinen Scheck. Nur bares Geld, verstanden?"
„Können wir uns irgendwo kurz unterhalten?" fragte der Captain.
„Aber wir unterhalten uns doch schon, oder?"
„Na schön", sagte Delaney zweifelnd und warf einen Blick auf die Telefonistin, die jedoch mit ihren Strippen und Steckern beschäftigt war. „Mr. Appel, Ihr Name wurde mir von Calvin Case genannt, und ich..."
„Cal!" rief Appel. Er trat näher und packte Delaney am Mantelaufschlag. „Der Gute. Ein lieber Junge! Wie geht's ihm? Erzählen Sie."
„Nun ja... er ist..."
„Brauchen Sie mir gar nicht zu sagen. Dem Alkohol verfallen. Ich weiß. Hab davon gehört. Er hätte hierher zurückkommen können, ich hab's ihm angeboten. 'Du kannst nicht laufen', hab ich ihm gesagt. 'Macht nichts! Dein Kopf funktioniert, oder? Du kannst arbeiten, oder?' Darum geht's doch, oder? Stimmt doch, Captain... eh, Captain..."
„Delaney."
„Captain Delaney. Ein irischer Name, nicht wahr?"
„Ja."
„Dacht ich mir doch. Also, wenn er einen Job will, so kann er ihn haben, jederzeit. Hier, bei uns. Wir können ihn gebrauchen. Sagen Sie ihm das. Werden Sie ihm das sagen?" Er schlug sich an die Stirn. „Ich hätte ihn besuchen sollen", stöhnte er. „Was für ein schmuck bin ich bloß! Ich schäme mich. Ich werd ihn besuchen. Bestellen Sie ihm das, Chief Delaney."
„Captain."
„Captain. Bestellen Sie ihm das?"
„Ja, gewiß, falls ich ihn wieder spreche. Aber das ist nicht..."
„Sammeln Sie für ihn? Handelt es sich um eine Wohltätigkeitsveranstaltung, Captain? Mit Vergnügen bestelle ich einen Tisch für acht Personen, und ich will..."
Endlich gelang es Delaney, ihn ein bißchen zu dämpfen, und sie setzten sich auf das Plastiksofa. Delaney erklärte ihm, daß er gewisse Ermittlungen durchführe, und der zigarrekauende Sol Appel stellte keine Fragen. Innerhalb von fünf Minuten wußte der Captain, daß 'Camper-Glück' rund 30.000 Kunden hatte, an die zweimal im Jahr Kataloge versandt wurden. Außer Adremaplatten gab es eine Schreibmaschinenliste, von der der Captain mit Vergnügen eine Kopie bekommen konnte, falls er eine brauchte.
„Selbstverständlich werde ich sie streng vertraulich behandeln", versicherte der Captain.
„Aber wozu?" sagte Sol Appel. „Glauben Sie, die Konkurrenz könnte gegen meine Preise an?"
Delaney erfuhr ferner, daß bei 'Camper-Glück' sämtliche Kassenbelege sieben Jahre lang aufbewahrt wurden. Sie lagerten im Keller des Gebäudes, säuberlich getrennt nach Monaten und Jahren.
„Warum sieben Jahre?" fragte er.
„Was weiß ich?" Appel zuckte mit den Achseln. „Mein Vater -Gott hab ihn selig - ist erst letztes Jahr gestorben - ja, also, mein Vater hat gesagt: 'Sol, die Durchschriften der Kassenbelege mußt du sieben Jahre aufbewahren.' So hat er's gehalten, und so halt ich's auch. Wegen der Steuer oder so. Ich weiß es nicht. Egal, ich bewahr sie sieben Jahre auf."
„Dürfte ich sie durchsehen?"
„Durchsehen? Captain, das müssen an die hunderttausend Stück sein."
„Für den
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