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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Fall, daß es sein muß — bekomme ich dann Ihre Erlaubnis?"
    „Tun Sie, als ob Sie zu Hause wären!"
    Als Delaney Anstalten machte, sich zu verabschieden, wollte Appel ihn nicht fortlassen. Immerzu schüttelte er ihm die Hand und redete ohne Punkt und Komma.
    „Gehn Sie rauf in den Verkauf und suchen Sie sich aus, was Ihnen gefällt. Solln mich anrufen, ehe Sie bezahlen. Sie kriegen einen hübschen Rabatt, glauben Sie mir. Wissen Sie, Juden und Iren, die sind sich sehr ähnlich. Sind beide Dichter - stimmt's? Und wer kann heutzutage noch reden? Nur die Juden und die Iren. Braucht man einen Polizisten, nimmt man einen Iren. Braucht man einen Anwalt, nimmt man einen Juden. Glauben Sie etwa, ich verstünde was von dem Zeugs, das ich verkaufe? Hah! Was mich angeht, ich fahr zum Campen nach Miami Beach oder Nassau. Da läßt man sich auf einer Luftmatratze im Swimmingpool treiben, einen Drink in der Hand, und hat rings um sich herum all die süßen kleinen Mädchen in ihren Minibikinis. Das ist Camper-Glück! Captain, Sie gefallen mir. Delaney - so war doch der Name? Stehn Sie im Telefonbuch? Nächsten Monat ist Bar-Mizwa für meinen Neffen. Ich ruf Sie an. Und nichts mitbringen, verstanden? Gar nichts! Ich geh hin und besuch den Calvin Case. Ich schwör's. Man muß halt arbeiten. Sarah! Sarah!"

    Endlich gelang es Delaney, das Weite zu suchen. Laut lachend ging er die Treppe hinunter, und die Leute, die heraufkamen, blickten sich verwundert nach ihm um. Falls Sol Appel ihn wirklich zur Bar-Mizwa seines Neffen einladen sollte, so nahm er sich vor hinzugehen. Wann hatte man schon einmal das Glück, einem lebendigen Menschen zu begegnen?
    Als er auf dem Weg zur U-Bahn an einem Imbißstand vorbeikam, genehmigte er sich ein Stück Pizza Bolognese und eine Cola. An seine Diät dachte er nicht... Dann fuhr er nach Hause.
    Mary trank in der Küche Kaffee. Er setzte sich auf eine Tasse zu ihr und sagte ihr, er habe bereits zu Mittag gegessen; mehr verriet er ihr nicht.
    „Was immer es gewesen sein mag, es muß Knoblauch darin gewesen sein", sagte sie schnuppernd, und er lachte.
    Um drei rief er Thorsen an. Das Mädchen vom Auftragsdienst bat ihn, am Apparat zu bleiben. Nach kurzer Zeit meldete sie sich wieder und bestellte ihm, Thorsen lasse ihn bitten, um sieben noch einmal anzurufen. Delaney legte auf. Kein Zweifel - irgend etwas lief schief.
    Er schob alle Besorgnis beiseite und setzte sich an seinen Schreibtisch, um seine Notizen zu vervollständigen.
    Er war gerade dabei, einen ausführlichen Bericht über seine Begegnung mit Sol Appel zu schreiben, als das Telefon klingelte. Er hob den Hörer ab und sagte wie abwesend: „Hallo?"
    „Hallo?" Dr. Sanford Ferguson lachte. „Wo bleibt dann das 'Hier Captain Edward X. Delaney'?"
    „Ja, Sie haben recht. Hier Captain Edward X. Delaney. Was gibt's? Sie klingen so, als hätten Sie etwas getrunken."
    „Hab ich auch. Ich gratuliere."
    „Soll das heißen, daß meine Zeichnung stimmt?"
    „Ja. Die äußere Wunde - oben auf der Schädeldecke - ist quadratförmig, jede Seite etwa zweieinhalb Zentimeter. Zum Sondieren habe ich Fiberglas benutzt. Sie wissen, was das ist?"
    „Ein dünnes Bündel von Glasfäden, biegsam und durch eine Batterie erleuchtet."
    „Sie wissen aber auch alles, was, Edward? Ja, genau das. Spitz zulaufend, leicht gewölbt. Ich habe an der Unterseite sogar Zeichen von gröber zerfetztem Gewebe gefunden. Könnte von der Zahnung herrühren. Nicht eindeutig genug, um es in meinem offiziellen Bericht zu erwähnen, aber eine Möglichkeit, Captain, eine Möglichkeit."
    „Vielen Dank, Doktor. Und das Öl?"
    „Keine offenkundigen Spuren. Aber ich schicke das ölgetränkte Stück Papier und eine Gewebeprobe ins Labor. Doch das dauert etwas, wie gesagt. Zufrieden, Edward?"
    „Ja. Sehr. Warum betrinken Sie sich?"
    „Er war so klein. So klein, so mickerig, so ausgepumpt, und sein Herz taugte nicht mehr viel, und sein Schwanz war nicht größer als ein Fingerhut. Deshalb betrinke ich mich. Was dagegen?"
    „Nein, nicht das geringste."
    „Bringen Sie das Schwein zur Strecke, Edward!"
    „Das werde ich."
    „Versprochen?"
    „Versprochen!" sagte Captain Edward X. Delaney.
    Es war kurz nach halb sechs, als er ins Krankenhaus kam, aber Barbara war nicht gut in Form. Sie fing sofort an, von einer Kusine zu sprechen, die schon vor zwanzig Jahren gestorben war, redete dann dauernd von diesem „schrecklichen Krieg", mit dem sie, wie er dachte, Vietnam meinte, bis er

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