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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Wasserhahn zwei Papierhandtücher an und ging dann in eines der Toilettenabteile mit einem Geldautomaten daran. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, wischte er sich mit einem der angefeuchteten Papiertücher das Gesicht ab. Mit einem Stück Toilettenpapier verklebte er die aufgekratzte Wange. Mit dem anderen Handtuch rieb er seinen Mantel und seinen Anzug ab. Das linke Hosenbein war überm Knie aufgerissen. Er würde den Anzug wegwerfen müssen.
    Wieder versuchte er, seinen linken Arm zu bewegen. Das Ellbogengelenk funktionierte, allerdings unter Schmerzen - darüber gab es keinen Zweifel. Er zog die Jacke aus und rollte den Ärmel hoch. Eine tüchtige Schwellung, die sich bereits verfärbte. Er zog sich wieder an und hängte sich den Mantel über die Schultern. Vorsichtigt zupfte er das Toilettenpapier von der Wange ab und sah sich das Stück Papier genau an. Nur leicht rosa. Unversehens befiel ihn der unwiderstehliche Drang, seine Notdurft zu verrichten, was er auch tat. Er spülte Papier und Papierhandtücher hinunter, zog seine Kleidung zurecht und machte die Toilettentür auf. Er lächelte schwach.
    Vor dem Spiegel über dem Handwaschbecken rückte er seine Perücke zurecht und strich sich leicht mit der rechten Hand durchs Haar.
    Blank nahm sich ein Taxi bis nach Hause; den Mantel trug er locker um die Schultern gelegt.
    „Hallo, Mr. Blank", sagte der Pförtner. „Heute nacht ist schon wieder jemand ermordet worden. Keine zwei Straßen weiter."
    „Wirklich?" sagte Daniel und schüttelte verzweifelt den Kopf. „Von jetzt an werd ich nur noch mit dem Taxi fahren."
    „Das ist sehr vernünftig, Mr. Blank."
    Er ließ heißes Wasser in die Badewanne laufen, goß genügend wohlriechendes Badeöl hinein, damit sich Schaum bildete und das ganze Bad duftete. Er zog sich aus und ließ sich vorsichtig hineingleiten; die Reinigung des Eispickels verschob er auf später. Doch oben auf dem schaumbedeckten Wasser ließ er die Rose schwimmen. Bis zum Kinn im dampfenden Wasser liegend, ließ er sie nicht aus den Augen. Nach einer Weile wurde seine Erektion so stark, daß die gerötete Eichel über die Wasseroberfläche herausragte und die kleine Rose schaukelnd um sie herumtrieb. Nie in seinem Leben war er so glücklich gewesen. Er träumte.

SIEBTER TEIL

37
    „Sie blieben vor einem weißgestrichenen Anlegesteg stehen; dann ging Honey Bunch hinter ihrem Daddy und ihrer Mutter den Steg entlang und stand unversehens vor einem hübschen kleinen, ebenerdigen Haus, so schön, wie sie noch nie eines gesehen hatte."
    Captain Edward X. Delaney schwieg. Er hatte seiner Frau aus „Honey Bunch: Ihre ersten Tage im Lager" vorgelesen, doch als er zum Krankenbett aufsah, schien Barbara zu schlafen. Sie atmete schwer, und ihre dünnen Arme und weißen Hände lagen kraftlos auf der Decke. Sie stand jetzt überhaupt nicht mehr auf, auch nicht, um im Rollstuhl zu sitzen.
    Er war sehr zeitig gekommen, weil er ihr beim Abendbrot behilflich sein wollte. Sie aß ohne rechten Appetit etwas Kartoffelpüree und ein paar Brechbohnen, aber nichts von dem Fleisch.
    „Du mußt essen, Liebling", sagte er energisch, und sie verzog den Mund zu einem schwachen Lächeln, als er den Teelöffel nahm und sie fütterte. Doch bald schob sie seine Hand fort und wandte das Gesicht ab; er brachte es nicht übers Herz, sie zu zwingen.
    „Gibt es in der Ermittlung was Neues?" fragte sie leise.
    „Welcher Ermittlung?" fragte er, doch dann schämte er sich und schlug die Augen nieder. Er wollte ihr nichts vorenthalten, doch es schien ihm herzlos, ihr in ihrem Zustand von einem neuen Mord zu erzählen.
    „Was ist, Edward?" fragte sie und schien etwas zu ahnen.
    „Es hat wieder einen erwischt", sagte er leise. „Einen Kriminalbeamten. Einen von Broughtons Lockvögeln."
    „Verheiratet?"
    „Ja. Und drei kleine Kinder."
    Langsam schloß sie die Augen. Ihr Gesicht bekam etwas Wächsernes. Sie schien zu schlafen. Er zog seinen Mantel über, nahm den Hut und schickte sich an, leise das Krankenzimmer zu verlassen. Doch sie rief: „Edward!", und als er sich umdrehte, hatte sie die Augen offen und und streckte eine Hand nach ihm aus. Er kehrte sofort zum Bett zurück.
    „Damit wären es also drei", sagte sie.
    „Ja." Er nickte kläglich. „Drei."
    „Und alles Männer", sagte sie vor sich hin. „Warum alles Männer ? Es wäre doch soviel einfacher, Frauen umzubringen. Oder Kinder. Findest du nicht auch, Ed ward ? Nicht so gefährlich für den

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