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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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getragen."
    „Wirklich?"
    „Ja. Ich hab ihn gefragt. Er sagte, er sei auf dem Teppich in seinem Wohnzimmer ausgerutscht. Der Boden war frisch gewachst. Dabei ist er aufm Ellbogen gelandet. Und mit dem Gesicht auf der Tischkante aufgeschlagen."
    „Hm", machte der Captain. „Es heißt ja immer, daß die meisten Unfälle in der Wohnung passieren."
    „Ja. Im Gesicht ist nichts zu sehen, und den Arm trägt er nicht mehr in der Schlinge. Ist das von irgendwelchem Wert?"
    „Nun mal nicht so geldgierig", sagte Delaney kalt.
    „Geldgierig?" sagte Lipsky indigniert. „Was heißt hier geldgierig? Schließlich wäscht eine Hand die andere, oder?"
    „Ich rufe morgen wieder an", sagte der Captain. „Haben Sie noch immer Tagschicht?"
    „Ja. Bis Weihnachten. Als Sie da gestern über 'ne Stunde oben waren und ich dreimal..."
    Der Captain legte auf. Allzulang konnte er diesem Charles Lipsky nicht zuhören.
    Er verfaßte einen Bericht über sein Treffen mit Thomas Handry und seine Unterhaltung mit dem Pförtner. Es war vier vorbei, als er damit fertig war.
    Er ging ins Wohnzimmer, zog die Schuhe aus und legte sich auf die Couch, um ein bißchen auszuruhen, seine Augen etwas zu schonen und an glücklichere Zeiten zu denken.
    Als er erwachte, war es dunkel im Zimmer. Er zog die Schuhe wieder an und ging in die Küche. Die Uhr an der Wand zeigte kurz vor sieben. Die vierundzwanzig Stunden, um die Alinski gebeten hatte, waren fast herum. Delaney machte den Eisschrank auf und suchte nach einem kalten Bier, um den schalen Geschmack im Mund zu vertreiben. Er fand eins und zog gerade am Ringverschluß, da klingelte das Telefon.
    Er ging ins Arbeitszimmer zurück und ließ das Telefon ruhig weiterklingeln. Ehe er abnahm, riß er sein Bier ganz auf und trank einen tüchtigen Schluck. Dann meldete er sich: „Hier Captain Edward X. Delaney."
    Niemand antwortete. Er hörte nur lautes Männerreden, schrille Schreie, Gelächter, das Anstoßen von Gläsern. Es klang nach einer Party in fortgeschrittenem Stadium.
    „Hier Delaney", wiederholte er.
    „Edward?" Es war Thorsens Stimme, schwer von Alkohol, aber auch erleichtert.
    „Ja, am Apparat."
    „Edward, wir haben es geschafft. Broughton ist draußen. Wir haben ihn aus dem Sattel gehoben."
    „Gratuliere!" sagte Delaney ohne besondere Betonung.
    „Edward, jetzt müssen Sie Ihre Beurlaubung rückgängig machen. Sie müssen die 'Kommission Lombard' übernehmen. Was immer Sie brauchen - Leute, Geld, Hilfsmittel jeder Art -, Sie kriegen's, okay?" rief Thorsen. Delaney verzog das Gesicht und hielt den Hörer von seinem Ohr weg. Er hörte zwei oder drei Stimmen „okay!" schreien - als Antwort auf Thorsens Frage.
    „Edward? Sind Sie noch dran?"
    „Ich bin noch dran."
    „Verstehen Sie? Sie müssen zurück in den aktiven Dienst. Und die 'Kommission Lombard' übernehmen. Sie bekommen jede Unterstützung. Was sagen Sie dazu?"
    „Ja", sagte Captain Edward X. Delaney, ohne zu zögern.
    „Ja? Haben Sie 'ja' gesagt?"
    „Ja, das habe ich gesagt."
    „Er hat 'ja' gesagt!" schrie Thorsen. Abermals hielt Delaney den Hörer vom Ohr weg. Für diese Art von Ausgelassenheit hatte er nichts übrig. „Mein Gott, das ist wundervoll!" Thorsens Stimme überschlug sich fast.
    „Aber ich verlange, daß mir niemand hineinredet", fuhr der Captain unbeirrt fort. „Niemand. Keine schriftlichen Berichte. Nur mündliche an Sie und..."
    „Gewährt, gewährt, Edward."
    „Und keine Pressekonferenzen, keine Presseverlautbarungen -nichts, es sei denn, es käme von mir."
    „Alles, Edward, alles. Bringen Sie die Sache nur schnell zu Ende. Verstehen Sie? Zeigen Sie's diesem Broughton, was für ein dämlicher schmuck er ist. Er wird geschaßt, und drei Tage später präsentieren Sie die Lösung. Okay? Zeigen Sie's dem Kerl!"
    „Geschaßt?" fragte der Captain. „Broughton?"
    „...kommt doch aufs selbe raus." Thorsen gluckste. „Hat um Versetzung in den Ruhestand gebeten. Blödes Arschloch! Will nächstes Jahr für das Amt des Bürgermeisters kandidieren."
    „So?" fragte Delaney noch immer mit völlig ausdrucksloser Stimme. „Ivar, haben Sie auch alles richtig verstanden? Ich nehme an, aber nur zu den genannten Bedingungen: Niemand redet mir hinein, mündliche Berichterstattung nur an Sie, die Auswahl der Leute bleibt mir überlassen, und was die Unterrichtung der Öffentlichkeit betrifft: Das übernehme ich persönlich. Ist das klar?"
    „Captain Delaney", sagte eine ruhige Stimme, „hier spricht Herman

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