Die erste Todsuende
besonders für AMROK II. So heißt der Computer, der in der Pressenotiz über Blank erwähnt wurde. Erinnern Sie sich?"
„Ja, ich weiß. Und was hat er dazu gesagt?"
„Nun ja, da hat er eben Blank genannt und war auch einverstanden, als ich sagte, diesen Mann würde ich gern interviewen. Aber er war nicht besonders glücklich darüber, das war zu merken."
„Vielleicht eine persönliche Animosität. Irgendwelche innerbetriebliche Politik. Vielleicht kann er Blank auf den Tod nicht ausstehen und gönnt ihm keine Publicity."
„Möglich", sagt Handry zweifelnd, „aber diesen Eindruck hatte ich eigentlich nicht."
„Sondern?"
„Ach, nur so ein verrückter Einfall."
„Heraus damit", sagte Delaney geduldig.
„Daß Blanks Aktien im Fallen begriffen sind. Daß er vielleicht gar nicht so gut war. Daß es vielleicht Gerüchte gibt, wonach er bald abgesägt werden soll. In einem solchen Fall wäre der Pressemann natürlich nicht gerade scharf auf einen Artikel, in dem es heißt, was für ein genialer Kopf dieser Blank ist, der womöglich eine Woche später geschaßt wird. Erscheint Ihnen diese Überlegung so verrückt?"
Delaney schwieg und dachte nach. „Nein", sagte er schließlich, „nicht unbedingt. Im Gegenteil, sie hat was für sich. Können wir heute mittag zusammen essen?"
„Auf Ihre Rechnung?"
„Selbstverständlich."
„Dann ja. Wann und wo?"
„Wie wär's mit dem Steak-House, wo wir schon mal gegessen haben?"
„Gern. Große Klasse."
„So um halb eins? In der Bar?"
„Ich bin pünktlich."
Der Captain ging ins Badezimmer, um sich zu rasieren. Während er sich die Wange abschabte, überlegte er, daß Handrys Eindruck möglicherweise stimmte. Es war durchaus denkbar, daß Blanks neues kleines Steckenpferd seine Tüchtigkeit beeinträchtigte. Damals, als die Notiz an die Presse gegangen war, war er der strahlende Liebling der Götter gewesen. Doch inzwischen gefiel es den Leuten nicht, daß er von einer Zeitung interviewt wurde. Interessant!
Handry bestellte Lammkotelett und ein Bier vom Faß, Delaney einen Whisky und eine Rinderpastete.
„Wissen Sie", sagte Delaney zu dem Reporter, „wir müssen eine ganze Menge besprechen, also lassen Sie uns am besten gleich anfangen."
Handry sah ihn verwundert an. „Was ist denn?" fragte er.
„Was ist?" fragte Delaney ein wenig verwirrt. „Was meinen Sie mit: 'Was ist?'"
„Nun ja, wir sitzen noch keine fünf Minuten hier, und Sie haben schon zweimal auf die Uhr gesehen. Das kenne ich nicht von Ihnen."
„Sie hätten doch Detektiv werden sollen", brummte Delaney.
„Nein, vielen Dank! Das sind Leute, die zuviel lügen und jede Frage mit einer Gegenfrage beantworten. Stimmt's?"
„Wann hätte ich je eine Frage mit einer Gegenfrage beantwortet?"
Handry wollte sich ausschütten vor Lachen. Als er sich schließlich beruhigt hatte, sagte er. „Kurz bevor ich eben wegging, traf ich einen Kollegen aus der Lokalredaktion. Er erzählte mir, gestern abend sei es im Rathaus zu einem Riesenkrach gekommen. Der Stellvertretende Commissioner Broughton stehe auf der Abschußliste, da die 'Sonderkommission Lombard' ein absoluter Reinfall sei. Wissen Sie etwas darüber?"
„Nein."
„Betrifft Sie das in irgendeiner Weise?"
„Nein."
„Na schön. Wie Sie meinen." Handry seufzte. „Ja, dann wollen wir mal."
„Glauben Sie mir", sagte Delaney ernst und beugte sich vor. „Ich treibe kein unehrliches Spiel mit Ihnen. Natürlich sind da ein paar Dinge, die ich Ihnen nicht gerade auf die Nase binden werde, aber es sind Dinge, über die zu sprechen mir nicht zusteht. Sie haben mir sehr, sehr geholfen. Dieses Interview mit Blank ist äußerst wichtig. Ich möchte nicht, daß Sie das Gefühl haben, ich belüge Sie."
„Schon gut, schon gut!" winkte Handry ab. „Ich glaube Ihnen. Wenn ich Sie richtig verstehe, möchten Sie, daß ich bei diesem Interview vor allem herausfinde, ob Blank Bergsteiger ist und ob er einen Eispickel besitzt. Hab ich recht?"
„Ja", sagte Delaney prompt, obwohl er das bereits selbst festgestellt hatte. Handry sollte unbedingt weiterhin in dem Glauben bleiben, das Interview sei wichtig. „Natürlich möchte ich wissen, was er bei Javis-Bircham macht, was für eine Stellung er bekleidet, wie viele Leute er unter sich hat und so weiter. Um diese Fragen müßte es in dem Interview vor allem gehen, damit er keinen Verdacht schöpft. Doch mich interessieren in erster Linie seine Lebensgeschichte, seine Herkunft, der Mann selbst. Glauben
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