Die erste Todsuende
erleuchteten Eingangshalle entdeckt hatte, war Dans Mantel offen gewesen. Er würde wohl kaum riskieren, daß ein Pförtner oder ein anderer Mieter den Eispickel unter dem offenen Mantel sah. Von da an war der Mantel allerdings zugeknöpft gewesen. Warum sollte Dan einen Eispickel unter dem zugeknöpften Mantel mit sich herumschleppen? Er war doch ganz offensichtlich nicht auf Beute ausgewesen.
Zweitens: Die linke Hand war verletzt oder aus irgendeinem Grund nicht zu gebrauchen. Oder das Handgelenk, der Arm, der Ellbogen, die Schulter. Danny-Boy konnte sie nicht normal gebrauchen und steckte die Hand in die Manteltasche, um den Arm wie in einer Schlinge zu halten. Ja, das könnte hinkommen und ließ sich leicht feststellen. Das konnte Thomas Handry bei seinem Interview tun, oder, besser noch, Delaney rief morgen bei Charles Lipsky an und fragte ihn, ob Blank sich am linken Arm verletzt hatte. Der Captain hatte ohnehin vor, den Pförtner täglich anzurufen, um zu erfahren, ob er die Nummer des Taxis aufgeschrieben hatte, das Dans schwarzhaarige, magere Freundin benutzte.
Was hatte die ganze Sache mit den Taschenschlitzen und der rechten und der linken Hand nun eigentlich zu bedeuten? Er wußte - daran gab es keinen Zweifel -, daß Daniel Blank vier Morde begangen hatte. Was er jedoch brauchte, war ein hieb- und stichfester Beweis, so hieb- und stichfest, daß Delaney zum Bezirksstaatsanwalt gehen und Anklage erheben konnte. Aus diesem Grund sollte Handry das Interview machen und wollte er die Nachforschung über Dans Freundin, den Knaben Tony und das Ehepaar Morton anstellen. Das waren Anhaltspunkte, denen jeder Polizist nachgehen würde. Möglich, daß die Spuren im Sande verliefen -wahrscheinlich sogar —, aber eine führte möglicherweise doch zum Ziel. Dann konnte er Danny-Boy festnageln und vor Gericht bringen. Und dann?
Delaney wußte genau, was dann passieren würde. Blanks gerissener, teurer Anwalt würde auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren. „Der Mann ist krank, er hat aus keinem erkennbaren Grund vier Menschen umgebracht. Ich frage Sie, Euer Ehren, waren das die Taten eines geistig Gesunden?" Und Dan würde auf ein paar Jahre in einer Heil- und Pflegeanstalt verschwinden.
Das würde passieren, und allzuviel konnte Delaney dagegen gar nicht haben. Blank war krank, ohne Zweifel. Die Einweisung in eine Heilanstalt war einer Gefängnishaft vorzuziehen. Dennoch... Was wollte er, Delaney, eigentlich? Diesen Wahnsinnigen nur aus dem Verkehr ziehen? O nein. Nein! Er wollte mehr.
Es waren nicht nur Dans Motive, die er nicht begriff; mit seinen eigenen ging es ihm genauso. Er hatte in dieser Beziehung höchst verschwommene Vorstellungen; darüber mußte er wesentlich intensiver nachdenken. Aber er wußte, daß er noch nie in seinem Leben eine solche Affinität zu einem Verbrecher gehabt hatte. Er hatte das Gefühl, daß er, wenn er Dan besser verstünde, auch sich selber besser zu verstehen imstande wäre.
Die Wahrheit dämmerte ihm ganz allmählich, und sie bedeutete keinen Schock für ihn. Nun ja, es war seine „Wahrheit". Er wollte diesen Mann tot sehen.
Was in Daniel Blank steckte, in ihm steckte; was er zu Vernichten hoffte, indem er Dan dem Tod überantwortete, war das Böse, nichts als das Böse. War es das nicht? Der Gedanke war so irrational, daß er ihm nicht nachgehen mochte.
Das Läuten des Telefons weckte ihn. Ein Blick auf den Wecker neben dem Bett sagte ihm, daß es fast elf war. Er wunderte sich, daß Mary unten nicht abgenommen hatte, doch dann fiel ihm ein, daß sie heute ihren freien Tag hatte.
„Hier Captain Edward X. Delaney."
„Hier Handry. Ich habe einen Termin für ein Interview mit Blank."
„Ausgezeichnet. Wann soll es stattfinden?"
„Am Tag nach Weihnachten."
„Irgendwelche Schwierigkeiten?"
„Nein... nicht eigentlich."
„Was gibt's?"
„Ich habe alles so gemacht, wie Sie es mir empfohlen haben: habe den PR-Mann von Javis-Bircham angerufen. Er war sofort Feuer und Flamme, und so bin ich zu ihm gegangen. Er nannte mir die Namen von vier jungen leitenden Leuten, aber der Name Blank war nicht darunter."
„Haben Sie nicht gesagt, daß Sie mit jemand sprechen möchten, der mit dem augenblicklichen Einsatz und den zukünftigen Möglichkeiten von Computern vertraut ist?"
„Doch, das hab ich. Aber er hat Blank nun mal nicht genannt. Komisch - finden Sie nicht?"
„Mmmm. Schon. Und wie haben Sie die Sache gedreht?"
„Ich habe gesagt, ich interessierte mich
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