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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Handry schließlich. „Darüber gibt es keinen Zweifel."
    Delaney seufzte. „Ja, er ist es. Darüber gibt es keinen Zweifel."
    „Okay", sagte der Reporter unversehens erstaunlich munter, trank sein Glas aus und ging zur Tür. Dann, die Klinke in der Hand, drehte er sich um und sah den Captain an. „Ich möchte dabeisein, wenn's zum Ende kommt", sagte er.
    „Einverstanden."
    Handry nickte, wandte sich ab und drehte sich nochmals um. „Ach, noch eins", sagte er beiläufig. „Ich habe eine Handschriftenprobe von ihm."
    Damit legte er ein Foto auf Delaneys Schreibtisch. Langsam griff der Captain danach: Es war eine Kopie des Bildes aus dem „Angeber-Ordner", jenes Bildes, das inzwischen hundertfach vervielfältigt worden war und sich in der Hand jedes Mitglieds der „Kommission Lombard" befand. Delaney drehte das Bild um. Auf der Rückseite stand mit Filzstift geschrieben: „Mit den besten Wünschen. Daniel G. Blank."

    „Wie haben Sie das geschafft?"
    „Auf die Schmeicheltour. Ich sagte, daß ich mir ein Album mit den Fotos und Autogrammen der Berühmtheiten angelegt hätte, die von mir interviewt worden seien. Er hat sofort angebissen."
    „Wunderbar! Ich bin Ihnen sehr dankbar."
    Als Handry längst gegangen war, saß Delaney noch immer da und starrte auf die Worte: „Mit den besten Wünschen. Daniel G. Blank." Ganz leicht fuhr er mit dem Finger über die Unterschrift. Ihm war, als bringe ihn das dem Mann näher. Da schob sich die füllige Gestalt des Sergeant Thomas McDonald durch die Tür, die Handry halb offengelassen hatte.
    „Störe ich, Captain?"
    „Nein, nein. Kommen Sie nur. Was gibt's?"
    Der Schwarze trat an Delaneys Schreibtisch.
    „Sie wollten ein Foto von Roger Kope. Geht dieses hier?"
    Er reichte Delaney eine neue, saubere Klappkarte. Auf der Vorderseite stand „Frohe Weihnachtsgrüße". Innen, auf der linken Seite, war in der gleichen Goldschrift zu lesen: „Sendet Familie Kope!" Auf die rechte Seite war ein Foto geklebt: Roger Kope mit seiner Frau und seinen drei Kindern. Verlegen grinsend standen sie in Fotografierpose vor einem Christbaum. Es war offensichtlich eine Amateuraufnahme vom letzten Jahr, und es war kein guter Abzug, die Farben waren etwas verwaschen, das Gesicht eines der Kinder verschwommen. Aber sie waren alle auf dem Bild zu sehen.
    „Was anderes konnte ich nicht kriegen", sagte MacDonald. „Sie haben diese Karten vor einem Monat drucken lassen, aber ich glaube kaum, daß Mrs. Kope in diesem Jahr Verwendung dafür hat. Geht das Bild?"
    „Ja, genau richtig." Delaney nickte. Dann, als MacDonald sich zum Gehen wandte: „Sergeant, noch eins... Wer ist der beste Handschriftenexperte, den wir bei der Polizei haben?"
    MacDonald überlegte einen Augenblick. Seine schön gemeißelten Züge drückten große Gelassenheit aus: eine Tanzmaske aus dem Kongo, oder eine Picasso-Zeichnung. „Meiner Meinung nach Lieutenant William T. Willow."
    „Haben Sie schon mal mit ihm zu tun gehabt?"
    „Ja, vor ungefähr zwei Jahren. Er ist ein netter Kerl. Kratzbürstig, aber okay. Und versteht etwas von seiner Sache."
    „Könnten Sie ihm sagen, er möchte mal vorbeikommen? Muß nicht gleich sein. Wenn er mal Zeit hat."
    „Ich rufe ihn an."
    „Gut. Wer ist zuständig für die Leute, die Danny-Boys Telefon abhören?"
    „Ich, Captain. Fernandez hat mich gebeten, ihm diese Sache abzunehmen. Er hat mehr als genug um die Ohren. Außerdem telefoniert Danny-Boy höchstens ein-, zweimal die Woche, gewöhnlich mit der Schloßprinzessin. Ab und zu noch mal mit Mortons. Und angerufen wird er noch seltener. Bis jetzt war nichts."
    „Wäre es möglich, Sergeant, wenn Danny-Boy das nächste Mal telefoniert, ein paar Geräusche in der Leitung zu machen. Ein Knacken oder Summen?"
    MacDonald begriff sofort, worum es ging. „Natürlich. Das läßt sich ohne weiteres machen. Ein Klicken, Summen oder Zischen, irgendein Echo. Er wird's schon merken."
    „Fein."
    MacDonald starrte den Captain eine ganze Weile an. Schließlich sagte er leise: „Um ihm ein bißchen Angst einzujagen, ja?"
    „Nein, nicht um ihm Angst einzujagen", sagte Delaney mit sanfter Stimme. „Ich will ihn spalten. Ihn aufknacken. Ganz weit, bis er zerbricht und blutet. Und es gelingt mir, ich weiß es. Ich stoße den Kerl die Klippe hinunter und beobachte, wie er fällt."
    „Sie nehmen an, daß er Selbstmord begeht, Captain?"
    „Daß er Selbstmord begeht..." sagte Delaney nachdenklich. Plötzlich, in diesem Augenblick, geschah das,

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