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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Puppe, daß Danny-Boy heute morgen regelrecht verrückt gespielt hat. Wollte nicht diktieren, keine Post unterschreiben, nichts lesen, nicht mal wichtige Gespräche durchgestellt haben. Steckt wahrscheinlich nichts weiter dahinter, doch ich dachte, sag mal lieber Bescheid. Wenn du willst, kann ich mich ja mal an diese Witwe ranmachen und sehn, was ich sonst noch rauskrieg. Dürfte keine Schwierigkeit sein. Die wartet nur drauf, das seh ich auf den ersten Blick. Hübscher Arsch. Sag mir Bescheid, ja? Ende."

    Es herrschte Schweigen, nachdem das Band gestoppt worden war. Dann lachte irgendwer. „Dieser Stryker", sagte jemand leise, „der hat doch nichts weiter im Kopf als Weiber!"
    „Vielleicht", sagte Captain Delaney kalt, „aber er macht seine Sache ausgezeichnet." Dann wandte er sich an Blankenship. „Rufen Sie Stryker an. Sagen Sie ihm, er soll sich an die Cleek ranmachen und uns auf dem laufenden halten - über alles!"
    „Wird gemacht, Captain."
    Langsam ging Delaney in sein Arbeitszimmer zurück, den schweren Kopf gesenkt, die Hände in den Gesäßtaschen. Die Abweichung in Danny-Boys Tagesablauf, sein sonderbares Verhalten im Büro: eine gute Nachricht. Es könnte klappen! Ja, es könnte klappen!
    Er suchte nach dem Zettel mit den beiden Listen. Er war weder in der verschlossenen Schreibtischschublade, noch im Ordner. Wo hatte er ihn bloß hingetan? Sein Gedächtnis ließ wirklich zu wünschen übrig! Endlich fand er ihn unter der Schreibunterlage, neben der Liste mit den Plus- und Minuspunkten, mit denen er die Leistung seiner Leute zu bewerten pflegte. Er schrieb, ehe er sich die andere Liste vornahm, den Namen Stryker in die Plus-Spalte.
    Angestrengt durch seine Lesebrille auf die Liste blickend, strich er die ersten sechs Punkte aus: Garagenwärter, Bartender vom Papagei, Lipsky, Mortons, Horvath bei Javis-Bircham, Heiligabend Anruf Lombard bei Blank. - Punkt Sieben lautete: „Monica, Anruf bei Blank." Er lehnte sich auf seinem Drehstuhl zurück, starrte an die Decke und überlegte, wie er das am besten bewerkstelligte.
    Er war noch dabei, alles Für und Wider zu durchdenken - was sie sagen würde und was er sagen würde - , als es an die Tür klopfte. Auf sein „Herein!" erschien ein Polizist und meldete, ein Reporter namens Handry sei da und behaupte, eine Verabredung mit dem Captain zu haben.
    „Stimmt." Delaney nickte. „Lassen Sie ihn rein."
    Er ging in die Küche, um ein paar Eiswürfel zu holen. Als er wiederkam, stand Handry vor seinem Schreibtisch.
    „Vielen Dank, daß Sie gekommen sind", sagte Delaney und lächelte jovial. „Ich hatte es mir notiert: 'Tag nach Weihnachten; Handry Interview Blank.'"
    Handry setzte sich in den Lederklubsessel und holte zwei zusammengefaltete Blätter aus seiner Jacke. Er reichte sie Delaney.
    „Seine biographischen und beruflichen Daten", sagte er. „Seine Ansichten über die Bedeutung von Computern in der Privatwirtschaft und so weiter. Aber das alles, nehme ich an, haben Sie inzwischen."
    Der Captain überflog die beiden vollgetippten Seiten. „Ja, das meiste ist mir bekannt", gab er zu. „Aber einiges gibt es doch, dem ich noch nachgehen werde."
    „Mein Interview war also reine Zeitverschwendung?"
    „Ach, Handry!" Delaney seufzte. „Als ich Sie um dieses Interview bat, war ich ganz auf mich allein gestellt. Ich konnte ja nicht ahnen, daß ich so bald wieder im aktiven Dienst stehen und ein Heer von Mitarbeitern haben würde. Aber ich sagte Ihnen damals im Restaurant ja schon, worum es mir im Grunde geht - um den Eindruck, den Sie persönlich von diesem Mann gewinnen. Erzählen Sie mir also jetzt von Anfang an, wie es gelaufen ist, was Sie gesagt haben, was er gesagt hat."
    Thomas Handry holte tief Luft. Dann fing er an zu reden. Delaney unterbrach ihn kein einziges Mal, lehnte sich nur vor und hielt eine Hand ans Ohr, um Handrys leise vorgetragenen Bericht besser verstehen zu können.
    Der Zeitungsreporter war pünktlich zur vereinbarten Zeit um 13 Uhr 30 bei Javis-Bircham erschienen, doch Blank hatte ihn fast eine halbe Stunde warten lassen.

    Daniel G. Blank war zwar höflich, aber kalt und in sich zurückgezogen gewesen. Auch ein bißchen argwöhnisch. Er hatte sogar um Handrys Presseausweis gebeten - ein ungewöhnliches Verhalten für einen Top-Manager, der ein Interview gab, das von der Public-Relations-Abteilung des Hauses arrangiert worden war. Doch dann hatte Blank verständlich und umfassend über die Rolle gesprochen, die AMROK II bei

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