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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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dachte Delaney verzweifelt.
    „Ja, das ist es", gestand er.
    „Aber Sie bringen zehn Mann mit?"
    „Hm... ja. Zur Hilfeleistung..."
    „Ah, ja. Und Sie wollen nur, daß sich jemand am Eingang zum Park versteckt und aufpaßt. Hab ich Sie richtig verstanden?"
    „Genau richtig", sagte Delaney dankbar. „Wenn Sie so freundlich wären und jemanden hinschicken würden..."
    Das Schweigen am anderen Ende der Leitung dauerte dermaßen lange, daß Captain Delaney schließlich rief: „Hallo? Hallo? Sind Sie noch da?"
    „Jaja. Ich bin schon noch dran. Aber wenn Sie mir sagen, ich soll jemanden hinschicken, Captain, dann muß ich Ihnen sagen, daß es hier nur einen Mann gibt. Mich. Chief Forrest. Also kommen Sie mit Ihren zehn Mann hierher. Es wird mir ein Vergnügen sein, Sie kennenzulernen. Ich mach mich inzwischen auf den Weg zum Park."
    „Vielen Dank, Chief", sagte Delaney. „Aber es dauert schon noch etwas, bis ich komme."
    „Das macht nichts." Er ließ ein tiefes Lachen ertönen. „Zeit haben wir hier jede Menge."
    Delaney wählte die Nummer von Thomas Handry, doch der Reporter war nicht da, und er hinterließ folgende Nachricht: „Legen Sie los. Blank auf der Flucht. Bin hinter ihm her. Rufen Sie Thorsen an. Delaney." Nachdem er seine Schuld beglichen hatte, schnallte er sich den Pistolengurt um und hakte den hochgeschlossenen Kragen zu. Dann ging er in den Funkraum und deutete auf drei Leute; alle vier gingen sie hinaus zu den schweren gepanzerten Wagen, die am Rinnstein warteten.

    Noch immer in Hochstimmung, die Luft in seinen Lungen herb und trocken wie guter Gin, stürzte Daniel Blank hinaus in das winterlich-fahle Sonnenlicht. Die fernen Schreie verfolgten ihn.
    Auf dem Bürgersteig kniete ein Mann zwischen ihm und seinem Wagen. Dieser Mann sah Blank kommen; sein Gesicht hatte einen bösen, bedrohlichen Ausdruck. Die eine Hand unter der Jacke, stand der Mann auf. Blank begriff, daß dieser Mann ihn haßte und ihn töten wollte.
    Während er vorwärtsstürmte, übergab er den Eispickel von der Linken an die Rechte. Er ließ den Eispickel auf den Mann niedersausen, der sich jedoch schnell zur Seite warf, so daß der Eispickel nicht in seinen Schädel eindrang, sondern hinten in seine Schulter. Aber er ging zu Boden. Daniel riß den Eispickel heraus und rannte, sich der Rufe von der anderen Straßenseite her bewußt, zu seinem Wagen. Ein Mann kam herübergelaufen und zeigte mit dem Finger auf Blank. Gleich darauf folgten kurze peitschende Explosionen, und irgend etwas fuhr in die Karosserie und durch den Wagen. Und dann sah er ein Loch im linken Seitenfenster und ein anderes in der Windschutzscheibe, und er spürte den Luftzug an seiner Wange.
    Der Mann war jetzt links vor dem Wagen und schien entschlossen, die Tür aufzureißen. Unbestimmt nahm Blank die von Furcht und Wut verzerrten Gesichtszüge eines Schwarzen wahr. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als Gas zu geben und den Mann beiseite zu stoßen. Er tat es und hörte den dumpfen Aufprall. Aber er blickte nicht zurück.
    Er bog nach Westen in die 86th Street ab und sah einen auf der Fahrbahn haltenden Wagen, mit drei Männern darin, die in aller Eile heraussprangen. Wieder Rufe, wieder Explosionen, aber er fuhr nun schon mit hoher Geschwindigkeit die 86th Street hinunter. Er hörte Sirenen aufheulen, Reifen quietschen, raste bei Rot über eine Kreuzung, riß den Wagen auf die Gegenfahrbahn, um einem Stau auszuweichen, fuhr wieder nach rechts, fuhr schneller, hörte in der Ferne eine Sirene und genoß all dies in vollen Zügen, da er ja das Telefonkabel durchtrennt hatte, das ihn mit der Welt verband und nun allein war, ganz allein: Niemand konnte ihm etwas anhaben. Nie wieder.

    Er durchquerte den Central Park, bog rechts in den Broadway ein, fuhr in nördlicher Richtung bis zur 96th Street, bog links ab, um auf den Henry Hudson Parkway zu kommen, den alle Welt den West Side Drive nannte. Vor sich hin summend fuhr er auf dem Drive gen Norden, ordnete sich in den Verkehr ein, fuhr weder schneller noch langsamer als die anderen und lachte, weil alles so kinderleicht gewesen war. Niemand konnte ihm etwas anhaben, auch die beiden Streifenwagen, die mit heulenden Sirenen an ihm vorbeirasten, konnten ihn nicht aufhalten, ihm nicht die Freude an diesem strahlenden, belebenden neuen Tag verderben.
    Auf der Brücke jedoch war irgend etwas los - vielleicht ein Verkehrsunfall -, und die Autos kamen nicht voran. Also blieb er besser auf dem Parkway und brauste

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