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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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hat? Oder eine Feldflasche? Irgendwas dergleichen?"
    „Nein, nichts dergleichen. Allerdings hatte er einen Rucksack. Möglich, daß er da was zu essen und zu trinken drin hat."
    „Möglich."
    „Captain..."
    „Ja, Chief?"
    „Diese Fahndungsmeldung, die Sie an die State Police durchgegeben haben... Sie wissen, die wird drahtlos an alle Polizeiposten und Sheriffs weitergegeben. Ich war auf dem Weg hierher, als ich die Durchsage erhielt. Von Chilton war darin aber keine Rede."

    „Ja... hm. Von Chilton habe ich denen auch nichts gesagt. War ja auch nur so eine Vermutung von mir, und ich wollte sie nicht umsonst hier heraushetzen."
    Der Chief sah ihn an. „Mein Sohn", sagte er leise, „ich hab keine Ahnung, wie Sie mit den Leuten von der State Police stehen, und ich will es auch nicht wissen. Ich weiß, die können verdammt stur sein. Aber, Captain, wenn das hier erledigt ist, dann fahren Sie wieder in Ruhe nach Hause. Ich dagegen muß mich Tag für Tag mit den Jungs rumschlagen. Und wenn die rauskriegen, daß ich wußte, daß ein verrückt gewordener Mörder hier festsaß und daß ich ihnen nicht Bescheid gesagt hab, dann sind die bestimmt verdammt sauer auf mich, Captain, verdammt sauer."
    Delaney stocherte mit der Schuhspitze im Schmutz und blickte zu Boden. „Sie haben wohl recht", sagte er schließlich. „Es ist nur..." Er sah den Chief an.
    „Mein Sohn", sagte Forrest sehr freundlich, „ich bin schon ein paar Jahre länger dabei als Sie, und ich weiß, was es heißt, hinter einem her zu sein, ihn wochenlang zu beobachten und ihn schließlich in die Enge zu treiben. Da kann man den Gedanken, daß jemand anders ihn hochnimmt, schlecht ertragen."
    „Ja." Delaney nickte kläglich. „So was Ähnliches."
    „Aber Sie müssen auch meine Lage sehen, Captain. Ich muß sie anrufen. Ich tu's sowieso, aber es war mir lieber, Sie sagen: 'Tun Sie's!'"
    „Tun Sie's! Ich versteh das. Wie sagen Sie ihnen Bescheid?"
    „Ich hab Sprechfunk im Wagen. Ich bin gleich wieder da." Der Chief ging mit für sein Alter bemerkenswert elastischen Schritten den Feldweg hinauf.
    Captain Delaney stand neben Blanks Wagen. Ein Hochgefühl sollte ihn erfüllen, dachte er - ein Frohlocken darüber, daß er Daniel Blank ein Schnippchen geschlagen hatte. Statt dessen erfüllte ihn so etwas wie Furcht. Eine Reaktion auf die Aufregungen des Morgens, nahm er an, doch schien es mehr zu sein als nur das. Die Furcht galt der Zukunft, dem, was noch vor ihm lag. „Bring die Sache zu Ende", sagte er sich, „bring sie zu Ende!" Aber er weigerte sich, sich dieses Ende vorzustellen.
    Chief Forrest kam mit einem alten, klapperigen Caravan angerattert; die rote Farbe der Aufschrift „Chilton Police Department" war halb abgeblättert. Delaney drehte sich um. Forrest brachte den Wagen neben Blanks Corvette zum Stehen. „Sie sind schon unterwegs", rief er Delaney zu. „In zwanzig Minuten, schätze ich, sind sie hier."
    Ehe er ausstieg, griff er hinter sich, holte noch zwei Sechserpackungen Bier heraus und reichte sie Delaney.
    „Für Ihre Jungs", sagte er. „Verschönt ein bißchen die Wartezeit."
    „Vielen Dank auch, Chief. Das ist nett von Ihnen. Hoffentlich haben Sie selbst noch genug."
    „Keine Sorge", brummte er.
    Der Captain lächelte und trug die beiden Sechserpackungen zu seinen Leuten.
    „Steigen Sie doch aus und vertreten Sie sich die Beine", sagte er zu ihnen. „Sieht ganz so aus, als ob wir länger hierbleiben müssen. Hier ist Bier, mit den besten Grüßen von Chief Forrest, dem Chiltoner Polizeichef."
    Die Männer kletterten aus den Autos und griffen erfreut nach dem Bier. Delaney kehrte zum Chief zurück.
    „Können wir uns diesen Teufelszahn wohl mal etwas genauer ansehen?" fragte er.
    „Aber gewiß doch."
    „Ich habe drei Scharfschützen dabei, und ich möchte gern eine Stelle aussuchen, von der aus sie den Eingang zum Kamin und die Spitze des Pfeilers genau überblicken können. Nur für alle Fälle."
    „Aha. Ist der Flüchtige bewaffnet, Captain?"
    „Soviel ich weiß, nur mit einem Eispickel. Ob er auch eine Schußwaffe hat - ich kann nichts garantieren. Chief, Sie brauchen nicht mitzukommen. Sagen Sie mir nur, wie ich hinkomme."
    „Dummes Zeug!" brummte Chief Forrest. „Die erste dumme Bemerkung, die ich von Ihnen höre, mein Sohn."
    Leichten Schrittes ging er voran. Captain Delaney stolperte hinter ihm her, einen eben noch erkennbaren Trampelpfad entlang, der sich zwischen kahlen Bäumen hindurchschlängelte.
    Als der

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