Die erste Todsuende
bitte!"
Blankenship trat zum Captain und blickte auf eine Tafel mit einer Papierklemme obendran. Er hatte sich Notizen gemacht. Delaney fiel auf, daß seine Hände leicht zitterten, aber seine Stimme klang ganz ruhig.
„Soll ich wiederholen, Captain?" fragte er leise.
„Haben Sie alles mitnotiert?" sagte Delaney dankbar. „Sehr nützlich. Was haben wir noch zur Verfügung?"
„Einen getarnten Wagen mit vier Männern, doch Lieutenant Dorfman hat zwei Leute herübergeschickt, die einspringen können. Ferner hat er einen Streifenwagen mit laufendem Motor vor der Wache stehen, falls wir ihn brauchen. Die drei Wagen vom Sonderdezernat sind unterwegs."
„Spürhund eins an Barbara."
„Ja, hier Barbara."
„Hier MacDonald. Krankenwagen ist eingetroffen. Fernandez ist okay. Hat eine Spritze bekommen. Gerade kommt noch ein Krankenwagen. Mehrere Wagen vom Morddezernat. Laborwagen... Fernandez und Tiger eins sind auf dem Weg ins Krankenhaus. Wie ich die Sache sehe, kam Danny-Boy aus dem Schloß gerannt und erwischte Fernandez gerade in dem Augenblick, als der sich aufrichten und die Pistole ziehen wollte. Er schwang den Eispickel und zielte auf den Kopf des Lieutenant, doch er traf Fernandez an der Schulter. Danny-Boy sprang in seinen Wagen. Tiger eins rannte von der anderen Straßenseite aus auf den Wagen zu und feuerte dreimal. Zwei Treffer im Wagen, sagt er, einer durch das vordere linke Seitenfenster. Danny-Boy jedoch offenbar unverletzt. Er startete wahnsinnig schnell und sauste davon, streifte Tiger eins, der zu Boden fiel und bewußtlos liegenblieb. Das Ganze muß sich in Sekundenschnelle abgespielt haben."
„Ich weiß." Delaney stieß einen Seufzer aus. „Bleiben Sie dort. Helfen Sie den Leuten vom Morddezernat. Bewachen Sie den Jungen und Valenter, bis sie in der Lage sind, Aussagen zu machen."
„Verstanden. Ende."
„Und was gibt's Neues von der Brücke?" wandte Delaney sich an den Funker.
„Nichts, Sir. Der Verkehr ist gestoppt, es bilden sich Autoschlangen."
„Captain Delaney, die drei Wagen vom Sonderdezernat sind draußen."
„Danke. Sie sollen warten. Blankenship, bitte kommen Sie mit in mein Arbeitszimmer."
Delaney schloß die Tür. Er zog einen Stadtplan von New York aus dem Bücherregal und breitete ihn auf seinem Schreibtisch aus. Die beiden Männer beugten sich darüber. Delaney deutete mit dem Finger auf die East End Avenue.
„Von hier aus startete er", sagte er. „Fuhr nach Norden, bog links in die 86th Street ein und wandte sich dann nach Westen."
„Richtung George Washington-Brücke?"
„Ja", sagte der Captain und verfolgte mit dem Zeigefinger die Route. „Er durchquerte den Central Park und wird — jetzt auf der West Side - auf dem Broadway nach Norden fahren. Wahrscheinlich ist er in die 96th abgebogen, um auf den West Side Drive zu kommen."
„Er könnte aber auch weiter nach Norden fahren und später auf den Drive kommen. Oder auf dem Broadway bleiben oder den Riverside Drive bis zur Brücke nehmen."
„Ach, Scheiße", brummte Captain Delaney, „er könnte tausend Dinge getan haben."
Wie alle Polizeibeamten fürchtete er sich am meisten vor dem Unvorhersehbaren. Der Zufall hing wie eine dunkle Wolke über ihm - verdarb ihm die wachen Stunden, ja, selbst seine Träume.
„Wohin will er Ihrer Meinung nach, Captain?"
„Nach Chilton", sagte Delaney ohne zu zögern. „Ein kleiner Ort im Orange County. Keine zehn Meilen vom Fluß entfernt. Warten Sie, ich zeig's Ihnen."
Er holte auch noch die Karte des Staates New York heraus und faltete sie über der Lehne des Klubsessels auseinander. Dann drehte er den Lampenschirm so, daß sie besseres Licht hatten.
„Hier, südlich von Mountainville." Er zeigte darauf. „Sehen Sie den kleinen grünen Fleck? Das ist der Chilton State Park. Blank geht zum Klettern dorthin. Er ist Bergsteiger." Er schloß einen Moment die Augen und versuchte sich an Einzelheiten auf der Karte zu erinnern, die er vor unendlich langer Zeit in Danny-Boys Wagen gefunden hatte. Blankenship schwieg und stellte keine Fragen. Delaney machte die Augen auf und starrte den Beamten an. „Über die George Washington-Brücke", zählte er auf und freute sich über sein gutes Gedächtnis. „Nach New Jersey hinein. Auf die Bundesstraße vier. Dann auf die Bundesstraße siebzehn. Bei Mahwah und Suffern zurück auf New Yorker Gebiet. Dann auf die Schnellstraße, und von der auf die Bundesstraße 32 nach Mountain ville. Von da aus in südlicher Richtung nach
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