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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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leichte Schulter", sagte Delaney zornig und dachte: Dieser Mann, dieser Ausländer - er versteht einfach nicht zu reden.
    Während dieses Wortwechsels wanderten Barbara Delaneys Blicke hin und her zwischen ihrem Mann und dem Arzt.
    „Sehr schön", fuhr Delaney fort und beherrschte sich. „Sie raten also zu einer Operation. Sie holen diese Nierensteine heraus, und meine Frau wird wieder gesund. Das ist alles? Sie verschweigen uns nichts?"
    „Edward!" sagte sie. „Bitte!"
    „Ich will es wissen", sagte er störrisch. „Und ich möchte, daß du es weißt."
    Bernardi seufzte. Er schien im Begriff, zwischen beiden zu vermitteln, doch dann besann er sich eines Besseren.
    „Das ist unsere Meinung." Er nickte. „Eine hundertprozentige Garantie kann ich Ihnen allerdings nicht geben. Das kann kein Arzt. Darüber müssen Sie sich klar sein. Für Ihre Frau handelt es sich zugegebenermaßen um eine schwere Prüfung. Normalerweise dauert die Genesung nach einer solchen Operation zwischen einer Woche und zehn Tagen in der Klinik und hinterher etliche Wochen Bettruhe zu Hause. Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, als wäre das nicht so wichtig. Es handelt sich um eine ernste Sache, und ich nehme sie genauso ernst wie Sie. Aber grundsätzlich sind Sie ja gesund, Mrs. Delaney, und ich wüßte aus Ihrer bisherigen Krankengeschichte nichts, was auf etwas anderes hindeuten könnte als auf eine normale Genesung."
    „Es bleibt also nur die Operation?" wollte Delaney nochmals wissen.
    „Richtig. Sie haben keine Wahl."
    Ein leiser Schrei kam von Barbara Delaneys Lippen, nicht lauter als das Miauen einer Katze. Ihre blasse Hand ergriff die Rechte ihres Mannes; er umschloß sie fest mit seiner großen Pranke.
    „Aber absolute Sicherheit haben wir nicht?" fragte er und merkte, daß er sich wiederholte und daß seine Stimme verzweifelt klang.
    Der durchscheinende Schleier, der über Bernardis Augen lag, schien noch undurchsichtiger zu werden. Jetzt war er wie der stumpfglänzende Belag auf dem Augapfel eines blinden Hundes.
    „Nicht nur keine absolute Sicherheit", sagte er kurz, „sondern überhaupt keine."
    Schweigen senkte sich wie sanfter Regen auf das pastellfarben gestrichene Krankenzimmer. Sie sahen einander an, alle drei, ihre Köpfe gingen hin und her, die Lider über ihren Augen zuckten. Sie konnten die Krankenhausgeräusche hören: krächzende Lautsprecher, quietschende fahrbare Tragen, flüsternde Stimmen und irgendwo Radiomusik. Doch in diesem Raum blickten die drei einander in die Augen und waren allein, eingehüllt in Schweigen.
    „Vielen Dank, Doktor", sagte Delaney mit rauher Stimme. „Wir werden uns darüber unterhalten."
    Bernardi nickte und erhob sich flink. „Ich lasse Ihnen diese Unterlagen hier", sagte er und legte einen Aktendeckel auf den Nachttisch. „Ich würde Ihnen raten, sich alles sorgfältig durchzulesen. Bitte zögern Sie Ihre Entscheidung nicht länger hinaus als vierundzwanzig Stunden. Wir sollten möglichst bald etwas unternehmen, und das bedarf gewisser Vorbereitungen."
    Edward X. Delaney saß auf dem Bettrand, lächelte und strich seiner Frau begütigend mit der schweren Hand übers Haar. Eine Schwesternhelferin hatte es glattgebürstet und hinten mit einem Ende dicker blauer Strickwolle zusammengebunden.
    „Ich weiß, daß du ihn nicht magst", sagte sie.
    „Das spielt keine Rolle." Er schüttelte den großen Kopf. „Wichtig ist nur, daß du Vertrauen zu ihm hast. Hast du das?"
    „Ja."
    „Gut. Ich möchte aber trotzdem noch mit Ferguson sprechen."
    „Du möchtest jetzt keine Entscheidung treffen?"
    „Nein. Laß mich erst die Gutachten lesen. Dann werde ich sie Ferguson zeigen und mir anhören, was er davon hält. Möglichst heute abend noch. Morgen komme ich wieder her, und wir werden es durchsprechen. Einverstanden?"
    „Ja", sagte sie. „Hat Mary die Vorhänge gewaschen?" Mary war die Aufwartung, die von Montag bis Freitag täglich von 8 bis 4 Uhr bei ihnen war.
    „Ja, das hat sie. Wenn das Wetter bleibt, will sie sich morgen die Übergardinen im Salon vornehmen. Sie möchte dich so gern besuchen, aber ich habe gesagt, dir wäre nicht danach. Das habe ich all deinen Freundinnen gesagt. War das auch richtig?"
    „Ja, ich möchte nicht, daß man mich in diesem Zustand sieht. Vielleicht fällt es mir später leichter. Was hast du gefrühstückt?"
    „Mal sehen..." sagte er und versuchte, sich zu erinnern. „Ein kleines Glas Orangensaft. Cornflakes, ohne Zucker. Trockenen Toast und

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