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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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gehalten von meiner durch den Taschenschlitz gesteckten linken Hand."
    „Hast du seine Augen gesehen?" fragte sie.
    „Seine Augen?" fragte er, ohne recht zu begreifen. „Nein. Laß mich dir das alles auf meine Weise erzählen."
    Sie beugte sich vor und drückte ihre Lippen auf seine linke Brustwarze; er schloß die Augen und genoß es.
    „Ich wollte nicht zu weit fahren", sagte er. „Je weiter ich mich entfernte, desto größer die Gefahr. Es mußte in meiner Gegend geschehen. In der Nähe. Warum nicht? Die Ermordung eines Unbekannten. Ein Verbrechen ohne Motiv. Was machte es aus, ob es an der nächsten Ecke passierte oder hundert Meilen weiter weg? Wer wollte mich damit in Verbindung bringen?"
    „Ja", hauchte sie, „o ja."
    Er erzählte ihr, wie er drei Nächte hintereinander durch die Straßen gegangen war, die einsamen Blocks ausgekundschaftet hatte, sich Straßenbeleuchtungen, Bushaltestellen und U-Bahn-Stationen eingeprägt, Eingangshallen mit Pförtnern gemerkt hatte sowie einsame Häuserzeilen mit unbeaufsichtigten Geschäften und Garagen.
    „Es ließ sich nicht planen. Ich kam zu dem Schluß, daß ich es dem Zufall überlassen mußte. Dem reinen Zufall. 'Rein!' Ein komisches Wort dafür, Celia. Aber es war rein, ich schwöre es. Ich meine, es spielte nichts Sexuelles dabei mit. Nicht, daß du meinst, ich wäre mit einer Erektion durch die Gegend gelaufen. Ich hatte auch keinen Orgasmus, als ich es tat. Nichts davon. Glaubst du mir?" „Ja."
    „Es war wirklich rein. Ich schwöre es. Eine religiöse Handlung. Es war Gottes Wille. Ich weiß, das klingt verrückt. Aber dieses Empfinden hatte ich dabei. Vielleicht ist es Wahnsinn. Ein süßer Wahnsinn. Ich war Gott, wandelte auf Erden. Als ich auf dämmerigen Straßen Menschen ins Auge faßte... Ist eres? Ist eres! Mein Gott, diese Macht!"
    „Ja, Liebling, o ja!"
    Er war so zärlich mit ihr in diesem schrecklichen Raum!... So zärtlich. Und dann die Erinnerung an die beiden Male, da er seiner Frau untreu gewesen war...Er hatte beide Abenteuer genossen; beide Frauen waren im Bett besser gewesen als seine Frau. Deshalb hatte er Gilda jedoch nicht weniger geliebt. Im Gegenteil, durch seine Untreue waren die Zuneigung und die Zärtlichkeit, die er für seine Frau empfand, eher noch gewachsen. Er streichelte sie, küßte sie, hörte ihr zu.
    Und jetzt, wo er dieser Frau von dem Mord erzählte, schmolz er genauso dahin: Was er fühlte, war keine gesteigerte Sexualität; er war vielmehr von größerer Zärtlichkeit erfüllt, weil er eine neue Geliebte hatte. Er berührte Celias Wange, küßte ihre Fingerspitzen, flüsterte Kosenamen, achtete darauf, daß sie bequem lag, und benahm sich in allem wie ein fürsorglicher, vollendeter Liebhaber, liebte er sie um so mehr, weil er eine andere noch mehr liebte.
    „Es war nicht jemand anders, der es tat", beteuerte er ihr. „Du kennst sicherlich diese Geschichten, in denen der Mörder immer jemand anderen verantwortlich macht, ein anderes Ich. Jemand, der ihn einfach überwältigte, seinen Geist beherrschte und ihm die Hand führte. Nichts von alledem. Celia, noch nie habe ich so sehr das Gefühl gehabt, ganz ich selbst zu sein. Verstehst du? Es war ein Gefühl von Einssein, ganz mit mir selbst im Einklang zu sein. Begreifst du das?"
    „Ja, ja. Und dann?"
    „Wir lächelten beide. Wir nickten uns zu. Wir gingen aneinander vorbei, und ich übergab den Eispickel an die rechte Hand. Genauso, wie ich es geübt hatte. Und schlug zu. Es machte ein Geräusch. Ich kann es nicht beschreiben. Ein Geräusch. Und er stürzte mit solcher Gewalt vornüber, daß mir der Eispickel aus der Hand gerissen wurde. Ich weiß nicht, was hätte passieren können. Doch ich behielt die Nerven. Jesus, blieb ich gelassen! Völlig gelassen ! Ich beugte mich über ihn und bewegte den Eispickel vorsichtig hin und her, um ihn herauszuziehen. Ganz schön schwierig. Ich mußte meinen Fuß auf seinen Nacken setzen und mit beiden Händen ziehen. Aber ich schaffte es! Ich schaffte es! Und dann fand ich seine Geldtasche und nahm den Führerschein heraus. Um es dir zu beweisen."
    „Das hättest du nicht zu tun brauchen."
    „Nein?"
    „Ja. Doch."
    Sie lachten beide, wälzten sich auf dem verschmutzten Lager und hielten einander umschlungen.
    Er versuchte noch einmal, in sie einzudringen, aber es gelang ihm nicht. Es war ihm gleichgültig, denn er war bereits über sie hinausgewachsen. Er brauchte es ihr nicht zu sagen - sie wußte es. Sie nahm sein Glied

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