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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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der engen, disziplinierten Männerlogik und der Logik von AMROK II - und sie sucht eine tiefere, fundamentalere Logik und Bedeutung innerhalb dieses Chaos. Sie bedeutet eine neue Art zu leben: die Wahrheit von Lügen und die Wirklichkeit von Mythen. Sie verlangt eine ganz neue Art zu sehen...
    Nein, das stimmt nicht. Sehen und Erkennen implizieren Danebenstehen und Beobachten. Wohingegen diese neue Welt, in der ich mich jetzt bewege, Beteiligung und Partizipation verlangt. Ich muß mich völlig entkleiden, bis ich nackt bin, und mich hineinstürzen - wenn ich hoffe, die endgültige Logik zu erkennen. Falls ich den Mut habe...
    Ich muß mich öffnen, allem! Aufgewachsen bin ich in einem gekachelten Haus mit Lalique-Gläsern und einer Gesteinssammlung. Jetzt muß ich innig und zärtlich werden und alles hinnehmen. Ich muß allem im Universum gegenüber offen sein, dem Guten und dem Bösen, dem Weitgespannten und dem Einengenden. Aber es nicht einfach hinnehmen. Denn dann wäre ich ein Opfer. Ich muß bis ins Herz des Lebens hinabtauchen und mich von seinem Feuer versengen lassen. Ich muß bewegt werden.
    Die Wirklichkeit erfahren, sie nicht bloß sehen: Darum geht es. Mag die endgültige Antwort auch schrecklich zu erraten sein! Aber ich kann die Furcht besiegen und töten und fühlen und lernen. Ich werde einen Sinn aus dem Chaos meiner neuen Welt herausholen, ihm eine Logik zuordnen, die kaum je ein Mensch vor mir erblickt hat, und dann werde ich es wissen.
    Gibt es Gott?

19
    Er zog an dem Messingknauf des Glockenstrangs an ihrer Teak-Tür, einen Strauß langstieliger Rosen in der Hand, blutroter Rosen, und kam sich verlegen und töricht vor wie jeder Werbende, der seiner Geliebten mit einem Blumenstrauß, unbestimmten Hoffnungen und einem lauen Lächeln den Hof macht.

    „Guten Tag, Valenter."
    „Guten Tag, Sir. Bitte, kommen Sie herein."
    Er trat ein, die Tür schloß sich hinter ihm, während der großgewachsene, blasse Butler in einem Tonfall sprach, von dem Daniel mit Sicherheit annahm, daß er eine Burleske sei, eine aufgesetzte Traurigkeit. Das lange Pferdegesicht wurde noch länger, die trüben Augen schienen im Begriff überzufließen, die Stimme hätte in eine Friedhofskapelle gepaßt.
    „Mister Blank, es tut mir leid, aber ich habe Ihnen auszurichten, daß Miss Montfort fort ist."
    „Fort? Wohin?"
    „Überraschend abberufen. Sie bat mich, Ihnen ihr Bedauern zu übermitteln."
    „Oh, verdammt!"
    „Ja, Sir!"
    „Wann kommt sie zurück? Heute noch?"
    „Das weiß ich nicht, Sir. Ich vermute jedoch, daß es ein paar Tage dauern wird."

    „Verdammt!" wiederholte Blank und drückte Valenter die Blumen in die Hand. „Stellen Sie sie ins Wasser, ja? Vielleicht halten sie sich lange genug, so daß sie sie noch sieht."
    „Selbstverständlich, Sir. Master Tony ist im Arbeitszimmer und würde sich sehr freuen, wenn Sie sich zu ihm gesellen würden, Sir."
    „Was? Ach so. Na schön."
    Es war Samstag mittag. Er hatte sich vorgestellt, mit ihr gemütlich zu Mittag zu essen, anschließend vielleicht einen Einkaufsbummel zu machen, der „Erotica"-Boutique ihrer gemeinsamen Freunde einen Besuch abzustatten, in der es samstags nachmittags immer gesteckt voll und unterhaltsam war. Danach vielleicht ein Kinobesuch, ein Abendessen, und dann...
    Der Junge lag lässig auf der Couch - eine Schönheit.
    „Dan!" rief er und streckte die Hand aus.
    Doch Blank hütete sich, das Zimmer zu durchqueren und die schlaffe Hand zu ergreifen. Er nahm auf dem Ohrensessel Platz und betrachtete den Knaben mit - wie er glaubte - amüsierter Ironie. Die Rosen hatten zwanzig Dollar gekostet.
    „Was Celia betrifft", sagte Tony und studierte seine Fingernägel, „so hat sie mir aufgetragen, sie bei Ihnen zu entschuldigen."
    „Das hat Valenter schon getan."
    „Valenter? Pah! Trinken Sie etwas!"
    Und plötzlich war Valenter da, machte aus der Hüfte heraus eine leichte Verbeugung.
    „Nein, vielen Dank", sagte Blank. „Ist mir jetzt noch ein bißchen zu früh."
    „Ach was", sagte Tony. „Ein Wodka-Martini on the Rocks mit einem Spritzer Zitrone. Ja?"
    Daniel überlegte einen Moment. „Ja!" Er lachte.
    „Was darf ich Ihrem Sohn bringen?" fragte der Ober, und sie beide lachten.
    „Meinem Sohn?" sagte Blank. Er sah zu Tony hinüber. „Was möchte mein Sohn denn?"
    Sie saßen in einem französischen Restaurant, das weder gut noch schlecht war. Es war ihnen nicht wichtig.
    Tony bestellte Austern und Froschschenkel und einen Salat mit

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