Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules
Kellner, dessen Stelle ich übernommen habe. Das ist alles.«
»Der Direktor weiß natürlich, wer Sie sind?«, fragte Poirot.
»Natürlich, ich brauche ja seine Mitwirkung.«
»Ist Ihnen nicht seine besorgte Miene aufgefallen?«
Diese Bemerkung schien Drouet nachdenklich zu stimmen: »Ja, das ist wahr.«
»Vielleicht ist es nur die Angst, etwas mit der Polizei zu tun zu haben.«
»Aber Sie glauben, es ist mehr als das? Sie glauben – dass er vielleicht etwas weiß.«
»Es ist mir nur durch den Kopf gegangen.«
Drouet meinte stirnrunzelnd: »Ich frage mich…«
Er stockte und fuhr nach einer kleinen Pause fort:
»Glauben Sie, dass man es aus ihm herausbekommen könnte?«
Poirot schüttelte skeptisch den Kopf.
»Ich glaube, es wäre besser, ihm nichts von unserem Verdacht zu verraten. Behalten Sie ihn im Auge, das genügt.«
Drouet nickte. Er wandte sich zur Tür.
»Können Sie mir keinen Wink geben, Monsieur Poirot? Ich – ich kenne Ihren Ruf. Sie sind hier bei uns sehr bekannt.«
»Im Augenblick kann ich gar nichts sagen«, wehrte Poirot ab. »Ich kann den Grund für ein Rendezvous hier nicht erfassen, den Grund für ein Rendezvous überhaupt.«
»Geld«, sagte Drouet kurz und bündig.
»Salley, der arme Teufel, wurde also ermordet und ausgeraubt!«
»Ja, er hatte eine sehr große Summe Geld bei sich, die verschwunden ist.«
»Und das Rendezvous findet statt, um dieses Geld zu verteilen, glauben Sie?«
»Es ist der nahe liegendste Gedanke.«
Poirot schüttelte unbefriedigt den Kopf.
»Ja, aber warum hier?« Er fuhr langsam fort: »Der ungeeignetste Ort für ein Verbrecher-Rendezvous. Aber es ist ein Ort, den man aufsuchen könnte, um eine Frau zu treffen…«
Drouet kam interessiert einen Schritt näher.
»Sie meinen…«, begann er aufgeregt.
»Ich meine«, wiederholte Poirot, »dass Madame Grandier eine sehr schöne Frau ist. Ich glaube, dass man sehr wohl ihr zuliebe dreitausend Meter emporsteigen kann, das heißt, wenn sie es vorgeschlagen hätte.«
»Wissen Sie«, bekannte Drouet, »das ist interessant. Ich hätte sie nie mit dem Fall in Verbindung gebracht. Aber sie kommt bereits einige Jahre hintereinander hierher.«
Poirot sagte milde:
»Ja, und eben deshalb würde ihre Anwesenheit nicht kommentiert werden. Das könnte der Grund sein, warum man gerade auf Rochers-de-Naye verfiel.«
»Das ist eine Idee, Monsieur Poirot.« Drouet war ganz aufgeregt. »Ich werde die Sache von diesem Gesichtspunkt aus betrachten.«
Der Tag verlief ohne Zwischenfall. Zum Glück war das Hotel gut mit Lebensmitteln versorgt. Der Direktor versicherte, dass man unbesorgt sein könne. Es seien genug Vorräte da.
Hercule Poirot bemühte sich, mit Dr. Lutz ein Gespräch anzuknüpfen, aber er wurde abgewiesen. Der Doktor gab deutlich zu verstehen, dass er Berufspsychologe sei und nicht gewillt, sich mit Laien darüber zu unterhalten. Er saß in einer Ecke und las ein dickes deutsches Buch über das Unterbewusstsein, das er reichlich mit Anmerkungen versah.
Hercule Poirot ging ins Freie und schlenderte wie von ungefähr in Richtung Küche. Dort kam er mit dem alten Jacques ins Gespräch, der mürrisch und misstrauisch war. Seine Frau, die Köchin, war entgegenkommender. Zum Glück, sagte sie, hatten sie einen großen Vorrat an Konserven, aber sie selbst hielt nicht viel von Konserven. Sie waren unverschämt teuer, und welchen Nährwert konnten sie schon haben? Die Menschen waren nicht geschaffen, um sich aus Blechdosen zu ernähren.
Das Gespräch kam auf die Hotelbediensteten. Anfang Juli kamen die Stubenmädchen und die anderen Kellner. Aber während der nächsten drei Wochen war niemand da; oder so gut wie niemand. Es kamen zumeist nur Mittagsgäste, die gleich wieder hinunterfuhren. Sie und Jacques und ein Kellner konnten das leicht bewältigen.
»Es war schon ein Kellner da, bevor Gustave kam, nicht wahr?«, erkundigte sich Poirot beiläufig.
»Ja, aber das war ein schöner Kellner! Kein Geschick, keine Erfahrung und überhaupt keine Klasse.«
»Wie lange war er hier, ehe Gustave seine Stelle einnahm?«
»Nur ein paar Tage – eine knappe Woche. Natürlich wurde er entlassen. Wir waren nicht erstaunt. Es musste so kommen.«
Poirot murmelte:
»Hat er sich nicht ungebührlich beklagt?«
»O nein, er ist ganz ruhig fortgegangen. Schließlich, was konnte er erwarten? Das ist ein erstklassiges Hotel. Hier muss die Bedienung tadellos sein.«
Poirot nickte. »Wohin ist er gegangen?«
»Dieser
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