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Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules

Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules

Titel: Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Robert, meinen Sie?« Sie zuckte die Achseln. »Sicher zurück in das unbekannte Kaffeehaus, aus dem er gekommen ist.«
    »Ist er mit der Drahtseilbahn hinuntergefahren?«
    Sie sah ihn erstaunt an.
    »Natürlich, Monsieur. Wie denn sonst?«
    »Hat ihn irgendjemand fortgehen sehen?«, forschte Poirot weiter.
    Sie starrten ihn beide an.
    »Ah! Glauben Sie, dass man einen solchen Lümmel zur Bahn begleitet – dass man ihm einen feierlichen Abschied bereitet? Man hat genug mit seinen eigenen Angelegenheiten zu tun.«
    »Gewiss«, sagte Hercule Poirot.
    Er entfernte sich langsam und blickte an dem großen Gebäude empor. Ein Riesenhotel – von dem gegenwärtig nur ein Flügel offen stand. In den anderen Flügeln waren viele Zimmer abgesperrt und mit verschalten Fenstern, die aller Wahrscheinlichkeit nach von niemandem betreten wurden…
    Er bog um die Ecke des Hotels und prallte fast mit einem der drei Karten spielenden Männer zusammen. Es war der mit dem käsigen Gesicht und den farblosen Augen. Die Augen blickten Poirot ausdruckslos an. Nur die Lippen wichen zurück und entblößten die Zähne wie bei einem bissigen Pferd.
    Poirot ging an ihm vorbei und setzte seinen Weg fort. Vor ihm schritt eine hohe anmutige Gestalt – Madame Grandier.
    Er lief schneller und holte sie ein.
    »Diese Panne der Drahtseilbahn ist sehr peinlich. Ich hoffe, es hat Sie nicht inkommodiert, Madame?«, sagte er.
    »Es ist mir vollkommen gleichgültig«, wehrte sie ab.
    Ihre Stimme war tief – eine schöne Altstimme.
    Sie blickte Poirot nicht an, bog ab und ging durch eine kleine Seitentür ins Hotel.
     
    Hercule Poirot ging früh zu Bett. Kurz nach Mitternacht wurde er aufgeweckt.
    Jemand machte sich an seinem Türschloss zu schaffen.
    Er setzte sich auf und zündete das Licht an. Zugleich gab das Schloss nach, und die Tür sprang auf. Drei Männer standen da: die drei Kartenspieler. Sie waren, so glaubte Poirot, leicht betrunken. Ihre Gesichter waren dumm und dabei bösartig. Er sah ein Messer blitzen.
    Der große untersetzte Kerl trat vor und knurrte:
    »Verfluchter Spürhund von einem Detektiv! Bah!«
    Er brach in einen Strom von Flüchen aus. Die drei schritten zielbewusst auf den wehrlosen Mann im Bett zu.
    »Wir werden ihn tranchieren, Jungens, nicht wahr? Wir werden dem Herrn Detektiv das Gesicht aufschlitzen. Er wird heute Nacht nicht der Erste sein.«
    Sie kamen stetig und zielbewusst auf Poirot zu – die Rasierklingen blitzten.
    Da wurden sie durch den scharfen Klang einer amerikanischen Stimme aufgeschreckt:
    »Hände hoch!«
    Sie fuhren herum:
    Im Türrahmen stand Mr Schwartz in grell gestreiftem Pyjama. In seiner Hand hielt er eine Pistole.
    »Hände hoch, Jungens, ich bin ein ziemlich guter Schütze.«
    Er drückte auf den Abzug – und eine Kugel sauste am Ohr des großen Kerls vorbei und grub sich in den Fensterrahmen.
    Drei Händepaare gingen blitzschnell hoch.
    »Darf ich Sie bemühen, Monsieur Poirier?«, bat Schwartz.
    Hercule Poirot war wie der Blitz aus dem Bett. Er nahm die blinkenden Messer an sich und tastete die drei Männer ab, um sich zu vergewissern, dass sie keine anderen Waffen trugen.
    »Und jetzt marsch!«, befahl Schwartz. »Gleich im Gang ist ein großer Schrank. Ohne Fenster. Gerade das Richtige.« Er stieß sie in den Schrank, drehte den Schlüssel um und wandte sich dann an Poirot. Seine Stimme überschlug sich vor freudiger Erregung.
    »Da sieht man, wie Recht ich hatte! Wissen Sie, Monsieur Poirier, in Fountain Springs hat es Leute gegeben, die mich ausgelacht haben, weil ich gesagt habe, dass ich meine Pistole mitnehme. ›Wohin glauben Sie, dass Sie gehen?‹, haben sie mich gefragt. ›In den Dschungel?‹ Nun, Sir, jetzt lache ich. Haben Sie schon je ein so widerwärtiges Gaunerpack gesehen?«
    »Mein lieber Mr Schwartz«, sagte Poirot, »Sie sind gerade im rechten Moment gekommen. Wie auf der Bühne. Ich bin Ihnen sehr verpflichtet.«
    »Aber nein! Was geschieht jetzt? Wir sollten diese schweren Burschen der Polizei übergeben, und eben das können wir nicht! Es ist eine verzwickte Geschichte. Vielleicht sprechen wir mit dem Direktor.«
    »Ah, nicht den Direktor«, wehrte Poirot ab. »Ich glaube, wir besprechen uns erst mit dem Kellner Gustave – alias Inspektor Drouet. Ja, ja, der Kellner Gustave ist in Wirklichkeit ein Detektiv.«
    Schwartz machte große Augen.
    »Also deshalb haben sie es gemacht.«
    »Wer hat was warum gemacht?«
    »Für diese schweren Burschen waren Sie der zweite auf

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