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Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules

Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules

Titel: Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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hat sie hintergangen. Er kam an diesen entlegenen Ort, um sich eine Weile zu verstecken. Er dachte, es wäre der letzte Ort der Welt, an den sie denken würden. Aber er irrte sich. Irgendwie haben sie es erfahren und sind ihm gefolgt.« Er berührte den Leichnam mit der Fußspitze. »Und – so – haben sie seine Schuld geregelt.«
    »Ja, es war nicht ganz die Art Rendezvous, wie wir es uns vorgestellt haben«, murmelte Hercule Poirot.
    Dr. Lutz sagte gereizt:
    »Diese Wie und Warum mögen sehr interessant sein, aber mich bekümmert unsere augenblickliche Lage. Wir haben einen Toten. Ich muss für einen Kranken sorgen und habe nur einen beschränkten Vorrat an medizinischen Hilfsmitteln. Und wir sind von der Welt abgeschnitten! Wie lange noch?«
    »Und wir haben drei Mörder eingesperrt in einem Schrank!«, fügte Schwartz hinzu. »Das nenne ich eine interessante Situation.«
    »Was machen wir?«, warf Dr. Lutz ein.
    »Erst nehmen wir uns den Direktor vor«, sagte Poirot. »Er ist kein Verbrecher, nur geldgierig. Er ist auch ein Feigling. Er wird alles tun, was wir ihm sagen. Mein Freund Jacques oder seine Frau werden uns vielleicht Stricke beschaffen. Unsere drei Missetäter müssen so untergebracht werden, dass wir sie sicher bewachen können bis zu dem Tag, da Hilfe kommt. Ich glaube, die Pistole von Mr Schwartz wird bei der Ausführung unserer Pläne ein wirksames Hilfsmittel sein.«
    Dr. Lutz unterbrach ihn.
    »Und ich? Was soll ich machen?«
    »Sie, Doktor«, sagte Poirot ernst, »werden Ihr Möglichstes für Ihren Patienten tun. Wir hingegen werden unablässig wachen und warten. Mehr können wir nicht tun.«
     
    Drei Tage später erschien eine kleine Gruppe von Männern in den frühen Morgenstunden vor dem Hotel.
    Hercule Poirot öffnete ihnen schwungvoll die Tür.
    Monsieur Lementeuil, Polizeikommissar, fasste Poirot an beiden Händen.
    »Mein lieber Freund, ich bin aufrichtig ergriffen! Was für unglaubliche Ereignisse – was für Aufregungen! Und wir unten, welche Ängste und Besorgnisse – von nichts wissend – das Schlimmste befürchtend. Kein Radio – keine Verständigungsmöglichkeit. Mit dem Sonnenspiegel zu telegrafieren war ein genialer Geistesblitz von Ihnen.«
    »Nicht doch.« Poirot bemühte sich, bescheiden dreinzuschauen. »Schließlich, wenn die menschlichen Erfindungen versagen, greift man auf die Natur zurück. Es bleibt immer die Sonne am Himmel.«
    Die kleine Gesellschaft ging ins Hotel.
    »Wir werden nicht erwartet?« Lementeuils Lächeln war etwas grimmig.
    Poirot lächelte auch.
    »Aber nein!«, erklärte er. »Man glaubt, dass die Reparatur der Drahtseilbahn noch nicht annähernd fertig ist.«
    »Ja, das ist ein großer Tag«, sagte Lementeuil bewegt. »Sie glauben, dass kein Zweifel besteht, dass es tatsächlich Marrascaud ist?«
    »Er ist es. Kommen Sie mit mir.«
    Sie stiegen die Treppen hinauf. Eine Tür öffnete sich, und Schwartz kam im Schlafrock heraus. Er machte große Augen, als er die Männer sah.
    »Ich hörte Stimmen«, erklärte er. »Was hat das alles zu bedeuten?«
    »Die Hilfe ist gekommen!«, verkündete Poirot feierlich. »Begleiten Sie uns, Monsieur. Das ist ein großer Moment.«
    Er ging die Treppen hinauf. Schwartz fragte:
    »Gehen Sie zu Drouet? Wie geht es ihm übrigens?«
    »Dr. Lutz sagte gestern Abend, dass es ihm besser gehe.«
    Sie kamen an Drouets Zimmertür. Poirot öffnete sie und sagte laut:.
    »Hier ist Ihr wilder Eber, meine Herren. Fassen Sie ihn lebend und sehen Sie zu, dass er der Guillotine nicht entgeht.«
    Der Mann im Bett – sein Gesicht war noch bandagiert – wollte aufspringen, aber die Polizisten packten ihn an den Armen, ehe er sich rühren konnte.
    Schwartz rief entgeistert:
    »Aber das ist doch Gustave, der Kellner – das ist doch Inspektor Drouet.«
    »Es ist Gustave, ja – aber es ist nicht Drouet! Drouet war der erste Kellner, der Kellner Robert, der im unbewohnten Teil des Hotels eingesperrt war und den Marrascaud in der gleichen Nacht umbrachte, in der ich angegriffen wurde.«
     
    Beim Frühstück erklärte Poirot alles dem verblüfften Amerikaner.
    »Verstehen Sie, es gibt gewisse Dinge, die man weiß – die man im Laufe seines Berufes erlernt hat. Man erkennt zum Beispiel den Unterschied zwischen einem Detektiv und einem Mörder! Gustave war kein Kellner – das ahnte ich gleich –, aber ebenso wenig war er Polizeifunktionär. Ich habe mein Leben lang mit Polizeileuten zu tun gehabt und kenne mich aus. Er konnte von

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