Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules
der Liste. Sie haben schon Gustave aufgeschlitzt.«
»Was?«
»Kommen Sie mit mir. Der Doktor beschäftigt sich eben jetzt mit ihm.«
Drouet bewohnte ein kleines Zimmer im obersten Stockwerk. Dr. Lutz, in einen Schlafrock gehüllt, verband das Gesicht des Verletzten.
Als sie eintraten, wandte er den Kopf.
»Ah, Sie sind es, Mr Schwartz. Eine abscheuliche Geschichte. Was für Schlächter! Was für menschliche Ungeheuer.«
Drouet lag regungslos da und stöhnte leise.
»Ist er in Lebensgefahr?«, erkundigte sich Schwartz.
»Er wird nicht sterben, wenn Sie das meinen. Aber er darf nicht sprechen – er darf sich nicht aufregen. Ich habe ihn verbunden – so riskiert er keine Blutvergiftung.«
Die drei Männer verließen gemeinsam das Zimmer.
»Sagten Sie, dass Gustave ein Polizeibeamter ist?«, fragte Schwartz.
Hercule Poirot nickte.
»Aber was hatte er hier oben in Rochers-de-Naye zu schaffen?«
»Er sollte einen sehr gefährlichen Verbrecher aufspüren.«
In wenigen Worten erklärte Poirot die Situation.
»Marrascaud?«, sagte Dr. Lutz. »Ich habe über den Fall in den Zeitungen gelesen. Ich möchte den Mann sehr gerne kennen lernen. Da liegt irgendeine schwere Anomalie vor. Ich möchte etwas über die näheren Umstände seiner Kindheit wissen.«
»Was mich betrifft«, warf Hercule Poirot ein, »so möchte ich vor allem wissen, wo er sich in diesem Augenblick befindet.«
»Ist er nicht einer der drei, die wir in den Schrank gesperrt haben?«, fragte Schwartz.
Poirot meinte verdrossen:
»Es ist gewiss möglich – aber ich bin nicht so sicher – ich habe eine Ahnung – «
Er brach ab und starrte auf den Teppich.
Er war beigefarben – dunkle rostbraune Flecken waren auf der hellen Fläche zu erkennen.
»Fußspuren von Füßen, die, glaube ich, in Blut getreten sind«, stellte Poirot fest. »Sie kommen aus dem unbewohnten Flügel des Hotels. Kommen Sie – wir müssen schnell handeln!«
Sie folgten ihm durch eine Schwingtür und eilten einen langen, düsteren, staubigen Gang entlang. Sie bogen um die Ecke des Ganges und folgten den Flecken auf dem Teppich, bis die Spuren sie zu einer halb geöffneten Tür führten.
Poirot stieß die Tür auf und ging hinein.
Es entfuhr ihm ein Schreckensschrei.
Das Zimmer war ein Schlafzimmer. Das Bett war benützt worden, und ein Tablett mit Essen stand auf dem Tisch.
In der Mitte des Raums lag die Leiche eines Mannes. Er war mittelgroß, und man hatte ihn mit unglaublicher Grausamkeit massakriert. Ein Dutzend Wunden auf Armen, Brust und Kopf, und das Gesicht war fast zu Brei geschlagen.
Schwartz stieß einen halberstickten Ausruf aus und wandte sich ab. Es sah aus, als wollte er sich übergeben. Dr. Lutz entfuhr ein Schreckensschrei in seiner Muttersprache.
Schwartz sagte matt: »Wer ist der Mann? Weiß es jemand?«
»Ich glaube«, sagte Poirot, »dass er hier als Robert bekannt war, ein ziemlich ungeschickter Kellner…«
Lutz war näher gekommen, er beugte sich über den Leichnam und wies mit dem Finger auf etwas.
An der Brust des toten Mannes war ein Zettel angeheftet. Einige Worte waren mit Tinte darauf gekritzelt:
»Marrascaud wird nicht mehr morden – noch wird er seine Freu n de berauben ! «
»Marrascaud?«, rief Schwartz. »Also das ist Marrascaud! Aber was führte ihn an diesen entlegenen Ort? Und warum sagen Sie, dass er Robert heißt?«
Poirot sagte:
»Er gab sich hier als Kellner aus – und nach den Berichten zu schließen, war er ein sehr unfähiger Kellner. So unfähig, dass niemand erstaunt war, als er entlassen wurde. Er ging fort – man vermutete zurück nach Aldermatt. Aber niemand sah ihn fortgehen.«
Lutz sagte mit seiner schleppenden, knarrenden Stimme: »So – und was glauben Sie, dass geschah?«
»Ich glaube«, erwiderte Poirot, »das hier ist die Erklärung für die besorgte Miene des Hoteldirektors. Marrascaud muss ihm eine große Bestechungssumme angeboten haben, um ihm zu gestatten, sich hier im unbewohnten Teil des Hotels zu verstecken…«
Er fügte nachdenklich hinzu: »Aber dem Direktor war nicht wohl dabei. Ganz und gar nicht.«
»Und Marrascaud lebte weiter hier in diesem unbewohnten Flügel, und niemand wusste etwas davon außer dem Direktor?«
»Es scheint so. Es wäre ganz gut möglich, wissen Sie.«
»Und warum wurde er umgebracht, und von wem?«, wollte Dr. Lutz wissen.
Schwartz rief aus:
»Das ist nicht schwer zu erraten. Er sollte das Geld mit den anderen teilen und hat es nicht getan. Er
Weitere Kostenlose Bücher