Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules

Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules

Titel: Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
geneigt, fragte:
    »Und was sagt Ihre Frau Gemahlin dazu?«
    Einen Augenblick stutzte Ferrier.
    »Sie meint, es ist das beste, sie zu ignorieren… aber, das kann ich nicht – alles munkelt bereits.«
    »Ja, alles munkelt«, pflichtete Poirot bei.
     
    Und dann erschien eine kurze Meldung in allen Zeitungen.
    »Mrs Ferrier hat einen leichten Nervenzusamme n bruch gehabt. Sie hat sich zur Erholung nach Schottland beg e ben.«
     
    Vermutungen, Gerüchte – eine positive Information, dass Mrs Ferrier nicht in Schottland sei, nie in Schottland gewesen sei. Mutmaßungen, skandalöse Geschichten darüber, wo Mrs Ferrier sich tatsächlich aufhielt.
     
    Und wieder wurde geklatscht.
    »Ich sage dir, Andy, ich habe sie gesehen. In einem fürchterlichen Lokal. Sie war betrunken oder unter Kokainwirkung und mit einem abscheulichen argentinischen Gigolo – Ramon. Du weißt doch!«
     
    Noch wildere Gerüchte.
    Mrs Ferrier ist mit einem argentinischen Tänzer durchgegangen. Man hat sie in Paris ganz benebelt gesehen. Sie nahm schon seit Jahren Drogen. Sie trank schon immer wie ein Fisch. Langsam verhärtete sich die rechtschaffene Meinung in England, die diesen Dingen keinen Glauben geschenkt hatte, gegen Mrs Ferrier. Es musste doch etwas dran sein! Das war keine Frau für einen Premierminister. Sie war ein durch und durch verdorbenes Frauenzimmer.
     
    Und dann erschienen die Fotos.
    Mrs Ferrier in Paris – aufgenommen in einem Nachtlokal, lässig zurückgelehnt, den Arm zärtlich um die Schultern eines lasterhaft aussehenden Jünglings geschlungen.
    Weitere Aufnahmen – Mrs Ferrier halb nackt auf einem Strand – den Kopf auf der Schulter des Jünglings.
    Und darunter: »Mrs Ferrier amüsiert sich …«
     
    Zwei Tage darauf wurde eine Verleumdungsklage gegen die X- Ray-News eingebracht.
    Der Fall wurde durch Sir Mortimer Inglewood K. C. als Kläger eröffnet. Seine Rede war würdevoll und voll gerechter Empörung. Mrs Ferrier war das Opfer eines infamen Komplotts – nur zu vergleichen mit der berühmten Halsbandgeschichte, die den Lesern von Alexandre Dumas bestens bekannt sein dürfte. Auch dieses Komplott wurde veranstaltet, um eine vornehme, edle und tugendhafte Dame herabzusetzen, die in diesem Fall die Stellung von Caesars Frau einnahm. Sir Mortimer sprach mit bitterer Verachtung von den Kommunisten, die versuchten, mit allen erdenklichen unfairen Machenschaften die Demokratie zu untergraben. Er schritt sodann zur Einvernahme der Zeugen.
     
    Der erste Zeuge war der Bischof von Northumbrien.
    Dr. Henderson, der Bischof von Northumbrien, war eine der markantesten Erscheinungen der Englischen Kirche. Er war ein Mann von einwandfreiem Charakter, war großherzig, tolerant und ein guter Prediger. Er wurde von allen, die ihn kannten, geliebt und verehrt.
    Er stieg in den Zeugenstand und schwor, dass Mrs Ferrier im Zeitraum zwischen den angegebenen Daten bei ihm und seiner Frau im bischöflichen Palais zu Gast gewesen sei. Überanstrengt durch die Aktivität auf dem Gebiet der Wohltätigkeit, hatte man ihr absolute Ruhe verordnet. Ihr Besuch war geheim gehalten worden, um irgendwelche Belästigungen durch die Presse zu vermeiden.
    Dem Bischof folgte ein berühmter Arzt und bezeugte, dass er Mrs Ferrier Ruhe und das Vermeiden jedweder Aufregung verordnet habe.
    Ein Landarzt des Ortes sagte aus, dass er Mrs Ferrier im bischöflichen Palais behandelt habe.
    Dann wurde die Zeugin Thelma Anderson aufgerufen.
    Der ganze Gerichtssaal war wie elektrisiert, als die Zeugin in den Zeugenstand trat. Jedem fiel ihre frappante Ähnlichkeit mit Mrs Ferrier auf.
    »Ihr Name ist Thelma Anderson?«
    »Ja.«
    »Sie sind dänischer Staatsangehörigkeit?«
    »Ja, ich wohne in Kopenhagen.«
    »Und Sie haben früher dort in einem Kaffeehaus gearbeitet?«
    »Ja, Sir.«
    »Bitte sagen Sie uns mit Ihren eigenen Worten, was am 18. März dieses Jahres geschah?«
    »Ein Herr kommt dort an meinen Tisch – ein Engländer. Er sagt mir, dass er für eine englische Zeitung arbeitet, die X-Ray- News.«
    »Sind Sie sicher, dass er diesen Namen erwähnt hat X-Ray-News?«
    »Ja, ganz sicher – weil ich zuerst dachte, es müsse eine medizinische Zeitung sein. Aber dies scheint nicht der Fall zu sein. Dann sagte er mir, dass eine englische Filmschauspielerin ein Double sucht und dass ich genau der richtige Typ sei. Ich gehe nicht viel ins Kino und kenne den Namen nicht, den er mir nannte. Er erklärte mir, dass sie sehr berühmt sei, jedoch erkrankte und nun

Weitere Kostenlose Bücher