Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules
Partei.
Hercule Poirot sagte:
»Sie müssen sich schrecklich Sorgen machen, Madame?«
»Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr. Seit Jahren habe ich so etwas befürchtet.«
»Sie hatten keine Ahnung, was tatsächlich vorging?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Nein, nicht die geringste. Ich wusste nur, dass mein Vater nicht das war, wofür er allgemein galt. Ich wusste von Kindheit an, dass er – ein Bluffer ist.«
Ihre Stimme hatte einen unendlich bitteren Klang, als sie fortfuhr:
»Und nun wird Edward durch die Heirat mit mir alles verlieren.«
Poirot sagte ruhig:
»Haben Sie irgendwelche Feinde, Madame?«
Sie blickte erstaunt auf.
»Feinde? Ich glaube, nicht.«
»Ich glaube doch …«, meinte Poirot nachdenklich. »Haben Sie Mut, Madame? Es ist ein großer Feldzug gegen Ihren Gatten – und gegen Sie selbst – im Gang. Sie müssen darauf vorbereitet sein, sich zu verteidigen.«
»Wegen mir macht es nichts«, rief sie aus. »Nur wegen Edward!«
»Das eine bedingt das andere«, erwiderte Poirot. »Vergessen Sie nicht, Sie sind Caesars Frau.«
Er sah, wie sie erbleichte. Sie beugte sich vor und fragte: »Was wollen Sie mir beibringen?«
Percy Perry, der Herausgeber der X-Ray-News, saß rauchend an seinem Schreibtisch.
Er war ein kleiner Mann mit einem Gesicht wie eine Maus.
Er sagte mit sanfter, öliger Stimme:
»Wir werden uns nicht genieren, wir werden sie ordentlich durch den Kot ziehen. Wunderbar – wunderbar, mein Junge.«
Sein Adlatus, ein magerer bebrillter Jüngling, wandte besorgt ein:
»Haben Sie keine Angst?«
»Vor tätlichen Angriffen? Das tun sie nicht. Dazu haben sie nicht den Mut. Es würde ihnen auch nichts helfen. Nicht, wie wir die Sache aufgezogen haben – hier und auf dem Kontinent und in Amerika.«
»Sie müssen in einer schönen Aufregung sein«, meinte der andere. »Werden sie denn gar nichts unternehmen?«
»Sie werden jemanden zur Beschwichtigung schicken.«
Ein Telefon klingelte. Percy Perry nahm den Hörer ab:
»Wer, sagen Sie? Gut, schicken Sie ihn herauf.«
Er legte grinsend den Hörer auf.
»Sie haben den piekfeinen belgischen Spürhund engagiert. Er kommt jetzt herauf uns etwas vorzuquatschen. Er will wissen, ob bei uns etwas zu erreichen ist.«
Hercule Poirot erschien.
Er war tadellos angezogen, mit einer weißen Kamelie im Knopfloch.
»Erfreut, Sie kennen zu lernen, Monsieur Poirot«, begrüßte ihn Percy Perry. »Sind Sie auf dem Weg nach Ascot? Nicht – dann habe ich mich geirrt.«
»Ich bin sehr geschmeichelt«, sagte Hercule Poirot. »Man ist immer bemüht, gut auszusehen, besonders«, seine Augen streiften unschuldig das Gesicht und den etwas unordentlichen Aufzug des Redakteurs, »wenn man von der Natur nicht begünstigt wurde.«
»Was verschafft mir die Ehre?«, brummte Perry.
Poirot beugte sich vor, klopfte ihm aufs Knie und sagte mit einem Lächeln:
»Erpressung.«
»Was zum Teufel soll das heißen, ›Erpressung‹?«
»Ich habe gehört – ein Vögelchen hat es mir zugeflüstert –, dass Sie eben im Begriff waren, gewisse sehr nachteilige Behauptungen in Ihrem geistvollen Blatt zu veröffentlichen, dass sich darauf eine nette kleine Erhöhung Ihres Bankkontos ergab, und dass schließlich alle diese Behauptungen nicht veröffentlicht wurden.«
Poirot lehnte sich zurück und nickte befriedigt.
»Ist Ihnen klar, dass Ihre Andeutungen einer Verleumdung gleichkommen?«
Poirot lächelte vertrauensvoll. »Ich bin überzeugt, Sie werden sie nicht übel nehmen.«
»Doch, ich nehme sie übel! Und was die Erpressung betrifft, so gibt es keinen Beweis, dass ich je jemanden erpresst hätte.«
»Nein, nein, davon bin ich ganz überzeugt. Sie verstehen mich falsch. Es war nur die Einleitung zu einer einfachen Frage: ›Wie viel?‹«
»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, wehrte Percy Perry ab.
»Von einer Sache von nationaler Bedeutung, Mr Perry.«
Sie tauschten einen viel sagenden Blick miteinander.
Percy Perry sagte:
»Ich bin ein Reformator, Monsieur Poirot. Ich will die Politik gesäubert sehen. Wissen Sie, wie es in der Politik dieses Landes aussieht? – Wie in den Ställen des Augias!«
»Tiens!«, machte Hercule Poirot. »Sie bedienen sich auch dieser Wendung?«
»Und was wir brauchen, um diese Ställe auszumisten, ist der große, reinigende Strom der öffentlichen Meinung.«
Hercule Poirot stand auf. »Ihre Gefühle machen Ihnen Ehre«, lobte er.
Dann fügte er hinzu:
»Schade, dass Sie kein Geld
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