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Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules

Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules

Titel: Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Er durchsuchte Dänemark, bis er die geeignete Person fand, die diese Rolle übernehmen konnte. Er näherte sich ihr und erwähnte nebenbei die X-Ray-News, in der Hoffnung, sie würde sich daran erinnern, was auch der Fall war.
    Und was ergab sich? Schmutz – eine Unmenge Schmutz. Caesars Frau wird damit besudelt. Weit interessanter für jedermann als irgendein politischer Skandal. Und das Resultat – das dénouement? Nun, eine große Reaktion! Die gerächte Unschuld! Die tugendhafte Frau vom Verdacht gereinigt! Ein großer Strom von gefühlvoller Romantik fließt reinigend durch die Ställe des Augias.
    Wenn sämtliche Zeitungen jetzt die Geschichte von John Hammetts Unterschlagungen veröffentlichen, wird es niemand glauben. Man wird es für ein neuerliches politisches Komplott halten, um die Regierung zu diskreditieren.«
    Edward Ferrier atmete schwer. Einen Augenblick lang war Hercule Poriot näher daran, tätlich angegriffen zu werden, als dies während seiner ganzen Laufbahn je der Fall gewesen war.
    »Meine Frau. Sie haben es gewagt, sie zu benützen – «
    Es war vielleicht ein Glück, dass Mrs Ferrier selbst in diesem Augenblick das Zimmer betrat.
    »Nun«, sagte sie, »das ist gut abgegangen.«
    »Dagmar, hast du – es die ganze Zeit gewusst?«
    »Natürlich, mein Schatz«, sagte Dagmar Ferrier.
    Und sie lächelte das sanfte mütterliche Lächeln der zärtlichen Gattin.
    »Und du hast mir nichts davon gesagt!«
    »Aber Edward, du hättest es doch Monsieur Poirot nie gestattet.«
    »Gewiss nicht.«
    »Das haben wir gedacht.«
    »Wir?«
    »Monsieur Poirot und ich.«
    Sie lächelte Hercule Poirot und ihren Gatten an und fügte hinzu:
    »Ich habe mich bei dem guten Bischof wunderbar ausgeruht – ich bin jetzt mit Energie geladen. Sie wollen, dass ich nächsten Monat in Liverpool das neue Kriegsschiff taufe. Ich glaube, es wäre eine sehr populäre Geste.«

Die Stymphaliden
     
    H arold Waring erblickte sie das erste Mal, als sie den Pfad vom See heraufkamen. Er saß auf der Terrasse vor dem Hotel. Der Tag war schön, der See blau, und die Sonne schien. Harold rauchte seine Pfeife und war mit der Welt zufrieden.
    Seine politische Karriere ließ sich gut an. Unterstaatssekretär mit dreißig Jahren war etwas, worauf man mit Recht stolz sein konnte. Man hatte ihm berichtet, dass der Premierminister jemandem sagte, »der junge Waring würde es weit bringen«. Harold war begreiflicherweise in gehobener Stimmung. Das Leben erschien ihm in rosigem Licht. Er war jung, gut aussehend, in bester Verfassung und völlig frei von romantischen Bindungen.
    Er hatte beschlossen, seinen Urlaub in der Herzegowina zu verbringen, um sich von allen und allem gründlich auszuruhen. Das Hotel am Stempka-See war zwar klein, aber gemütlich und nicht überfüllt. Bis jetzt waren die einzigen Engländer außer ihm eine ältere Dame, Mrs Rice, mit ihrer verheirateten Tochter, Mrs Clayton. Harold konnte sie beide gut leiden. Elsie Clayton war auf eine altmodische Art hübsch. Sie schminkte sich kaum, war sanft und eher schüchtern. Mrs Rice war ein so genanntes Original; groß, mit einer tiefen Stimme und energischem Auftreten, aber sie hatte Sinn für Humor und war amüsant. Ihr Leben ging sichtlich in dem ihrer Tochter auf.
    Harold hatte einige angenehme Stunden in der Gesellschaft von Mutter und Tochter verbracht, aber sie machten keinerlei Versuche, ihn ganz in Beschlag zu nehmen, und ihre Beziehungen blieben freundschaftlich und zwanglos.
    Die übrigen Leute im Hotel hatten Harolds Interesse nicht geweckt. Sie blieben ein bis zwei Nächte und reisten wieder ab. Er hatte kaum jemand andern bemerkt bis heute Nachmittag.
    Sie schritten sehr langsam den Pfad vom See herauf, und gerade in dem Augenblick, als Harold auf sie aufmerksam wurde, zog eine Wolke über die Sonne. Er fröstelte leicht.
    Dann starrte er wie gebannt. An diesen zwei Frauen war unbedingt etwas Sonderbares. Sie hatten lange, gebogene Nasen wie Vögel, und ihre Gesichter, die einander merkwürdig ähnelten, waren völlig unbeweglich. Über den Schultern trugen sie lose Mäntel, die im Winde flatterten wie die Flügel zweier großer Vögel.
    Sie sind wie Vögel, dachte Harold im Stillen. Unheilverkündende Vögel, fügte er fast unbewusst hinzu.
    Die Frauen kamen direkt auf die Terrasse zu, ganz nahe an ihm vorbei. Sie waren nicht mehr jung – eher fünfzig als vierzig, und die Ähnlichkeit zwischen ihnen war so groß, dass sie offensichtlich Schwestern sein

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