Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules
Korruption der öffentlichen Ämter zu hadern. Wie viel?«
»Der Preis war ziemlich hoch.«
Sie las ihm eine Liste mit Zahlen vor:
Der Polizeichef
Der Kommissar
Der Agent
Der Arzt
Der Hoteldirektor
Der Nachtportier
»Der Nachtportier bekommt nicht viel, nicht wahr? Den Löwenanteil kriegen vermutlich die Goldbetressten«, kommentierte Harold.
Mrs Rice erklärte:
»Der Direktor machte zur Bedingung, man solle erklären, dass der Tod überhaupt nicht im Hotel erfolgt sei. Die offizielle Version wird lauten, dass Philip im Zug eine Herzattacke hatte. Er ging auf den Gang, um Luft zu schöpfen – Sie wissen, wie sie immer diese Türen offen lassen – und stürzte auf das Geleise. Es ist wunderbar, was die Polizei zustande bringt, wenn sie sich bemüht!«
»Nun«, sagte Harold, »zum Glück ist unsere Polizei nicht so.«
Und geschwellt von dem Gefühl seiner britischen Überlegenheit ging er zum Lunch hinunter.
Nach dem Lunch nahm Harold den schwarzen Kaffee meist mit Mrs Rice und ihrer Tochter. Er beschloss, sein übliches Verhalten in keiner Weise zu ändern.
Es war das erste Mal, dass er Elsie seit dem Vorabend sah. Sie war sehr blass und litt offensichtlich noch unter dem Schock. Aber sie bemühte sich wie immer, tapfer zu sein, und machte Konversation über das Wetter und die Landschaft.
Sie sprachen über einen neuen Gast, der eben angekommen war. Harold war der Ansicht, ein solcher Schnurrbart müsse französisch sein. Elsie meinte deutsch, und Mrs Rice spanisch.
Außer ihnen waren nur noch die beiden polnischen Damen auf der Terrasse, die ganz am anderen Ende saßen und Handarbeiten machten. Wie immer, wenn er sie sah, überlief Harold ein sonderbarer Angstschauer, wie von einer bösen Vorahnung. Diese unbeweglichen Gesichter, diese schnabelartigen, gebogenen Nasen, diese Hände wie Krallen…
Ein Page trat auf Mrs Rice zu und meldete ihr, dass man sie zu sprechen wünsche. Sie stand auf und folgte ihm. Sie sahen, wie ein Polizeibeamter in voller Uniform beim Hoteleingang auf sie zukam.
Elsie hielt den Atem an.
»Es wird doch nicht etwas schief gegangen sein?«
Harold beeilte sich, sie zu beruhigen.
»O nein, gewiss nicht.«
Aber ihn selbst durchzuckte plötzlich die Angst.
Er sagte:
»Ihre Mutter ist fabelhaft!«
»Ich weiß. Mutter ist eine kämpferische Natur. Sie lässt sich nie unterkriegen.« Elsie fröstelte. »Aber alles ist so grauenhaft, nicht wahr?«
»Machen Sie sich jetzt von diesen Gedanken frei. Es ist alles vorüber und erledigt.«
Elsie sagte leise:
»Ich kann es nicht verwinden, dass ich es war, die ihn getötet hat.«
»Sie dürfen sich das nicht einreden«, befahl Harold eindringlich. »Es war ein Unglücksfall, das wissen Sie im Grunde doch ganz genau.«
Ihre Miene hellte sich auf.
Harold fügte hinzu:
»Und jedenfalls ist es vorbei. Was vorbei ist, ist vorbei. Versuchen Sie, nicht mehr daran zu denken.«
Mrs Rice kam zurück. Sie konnten an ihrer Miene sehen, dass alles in Ordnung war.
»Er hat mich ordentlich erschreckt«, erklärte sie fast heiter. »Aber es war nur eine Formalität wegen irgendwelcher Papiere. Alles ist in Ordnung, Kinder. Wir sind aus dem Dunkel heraus. Ich glaube, wir können uns daraufhin einen Likör bestellen.«
Der Likör wurde bestellt und serviert: Sie hoben ihre Gläser.
Mrs Rice sagte: »Auf die Zukunft.«
Harold lächelte Elsie an und sagte:
»Auf Ihr Wohl.«
Sie erwiderte sein Lächeln. »Und auf Ihren Erfolg! Ich bin sicher, Sie werden ein bedeutender Mann.«
Nach der ausgestandenen Angst waren sie nun heiter, fast berauscht. Die Unsicherheit der letzten Stunden schien nicht mehr auf ihnen zu lasten.
Am anderen Ende der Terrasse standen die beiden vogelartigen Frauen auf. Sie rollten ihre Handarbeiten zusammen und kamen herüber. Mit kleinen Verbeugungen setzten sie sich zu Mrs Rice. Eine von ihnen begann zu sprechen. Die andere ließ ihre Blicke auf Elsie und Harold ruhen. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, es war, fand Harold, kein angenehmes Lächeln.
Er blickte zu Mrs Rice hinüber. Sie hörte der polnischen Dame zu, und obwohl er kein Wort des Gesprächs verstehen konnte, sprach Mrs Rices Gesichtsausdruck Bände. Die ganze Angst und Verzweiflung befiel ihn wieder. Sie hörte zu und warf zuweilen ein Wort ein.
Als die beiden Schwestern mit steifen kleinen Verbeugungen ins Hotel zurückgegangen waren, beugte sich Harold vor und fragte mit heiserer Stimme:
»Was wollten sie?«
Mrs Rice sah mit
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