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Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules

Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules

Titel: Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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die Eifersucht ihrer Männer beschweren gehört, und während er Teilnahme heuchelte, war er heimlich immer überzeugt gewesen, dass die betreffenden Ehemänner vollkommen Recht hatten. Aber Elsie hatte ihm nie auch nur einen koketten Blick zugeworfen.
    Sie zog sich leicht fröstelnd von ihm zurück und blickte zum Himmel empor.
    »Die Sonne ist verschwunden. Es ist ganz kalt. Gehen wir lieber ins Hotel zurück. Es muss schon Essenszeit sein.«
    Sie standen auf und schlugen die Richtung zum Hotel ein. Sie waren vielleicht eine Minute gelaufen, als sie eine Gestalt überholte, die in derselben Richtung ging. Sie erkannten sie an ihrem flatternden Mantel. Es war eine der polnischen Damen.
    Sie gingen an ihr vorbei. Harold verbeugte sich leicht. Sie reagierte nicht, aber ihre Augen ruhten einen Augenblick auf den beiden, und ihr Blick hatte etwas so Geringschätziges, dass Harold das Blut zu Kopf stieg. Er fragte sich, ob die Frau gesehen hatte, wie er bei Elsie auf dem Baumstamm gesessen hatte. Wenn ja, so dachte sie wahrscheinlich…
    Jedenfalls hatte sie so geschaut, als dächte sie… Empörung stieg in ihm auf. Was für eine schmutzige Phantasie manche Frauen hatten!
    Merkwürdig, dass die Sonne verschwunden war und sie beide gefröstelt hatten – vielleicht gerade in dem Augenblick, als diese Frau sie beobachtet hatte…
    Irgendwie fühlte Harold sich ein wenig unbehaglich.
     
    An diesem Abend zog sich Harold kurz nach zehn Uhr in sein Zimmer zurück. Die englische Post war gekommen, und er hatte eine Anzahl Briefe erhalten, von denen einige umgehend beantwortet werden mussten.
    Er zog seinen Pyjama und einen Schlafrock an und setzte sich an den Schreibtisch, um seine Korrespondenz zu erledigen. Er hatte drei Briefe geschrieben und begann gerade den vierten, als die Tür plötzlich aufgerissen wurde und Elsie Clayton ins Zimmer taumelte.
    Harold sprang erschrocken auf. Elsie hatte die Tür hinter sich zugestoßen und stand zitternd da, sich an die Kommode klammernd. Sie rang nach Atem, ihr Gesicht war kreideweiß. Sie sah zu Tode geängstigt aus.
    Sie keuchte:
    »Es ist mein Mann! Er ist unerwartet angekommen. Ich – ich glaube, er will mich umbringen. Er ist wahnsinnig – vollkommen wahnsinnig. Ich bin zu Ihnen gekommen. Er darf mich – er darf mich nicht finden.«
    Sie machte einige Schritte nach vorn, aber sie wankte so, dass sie fast zu Boden stürzte. Harold legte den Arm um sie, um sie zu stützen.
    In diesem Augenblick wurde die Tür aufgerissen, und ein Mann stand im Türrahmen. Er war mittelgroß, mit buschigen Augenbrauen und glattem schwarzen Haar. Er hielt einen schweren Schraubenschlüssel in der Hand. Seine Stimme war schrill und zornbebend. Er brüllte die Worte beinahe heraus:
    »Also hatte die Polin Recht. Du hast tatsächlich ein Verhältnis mit diesem Kerl.«
    Elsie rief:
    »Nein, nein, Philip! Es ist nicht wahr. Du hast Unrecht!« Harold schob die junge Frau schnell hinter sich, als Philip Clayton auf sie beide losging.
    »So, ich habe Unrecht, wenn ich dich hier in seinem Zimmer finde. Du Bestie, ich werde dich töten!«
    Mit einer schnellen Seitenbewegung wich er Harolds Arm aus. Elsie stürzte sich mit einem Schrei auf die andere Seite, und Harold fuhr herum, um den Angreifenden abzuwehren.
    Aber Philip Clayton war besessen von dem Gedanken, seine Frau zu packen. Er schwang wieder herum. Elsie stürzte in Todesangst aus dem Zimmer, Philip Clayton hinterher, und Harold folgte ihnen ohne eine Sekunde zu überlegen.
    Elsie war in ihr Zimmer am Ende des Ganges geflohen. Harold konnte hören, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte, aber er drehte sich nicht schnell genug. Ehe der Riegel einschnappen konnte, hatte Philip Clayton die Tür aufgerissen. Er verschwand im Zimmer, und Harold hörte Elsies Schreckensschrei. Ein paar Sekunden später warf sich Harold gegen die Tür.
    Elsie lehnte in verzweifelter Abwehrstellung an den Vorhängen vor dem Fenster. Als Harold eintrat, stürzte Philip Clayton auf sie zu, den Schraubenschlüssel schwingend. Sie schrie vor Angst auf, packte einen schweren Briefbeschwerer vom Schreibtisch neben sich und schleuderte ihn auf ihn.
    Clayton fiel um wie ein Klotz. Elsie kreischte. Harold blieb wie versteinert in der Tür stehen. Die junge Frau fiel neben ihrem Mann auf die Knie. Er lag regungslos dort, wo er hingestürzt war. Elsie sprang auf und eilte auf Harold zu.
    »Bitte, bitte«, keuchte sie leise und atemlos, »gehen Sie in Ihr Zimmer zurück. Man wird

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