Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules
passieren. Es ist Miss Popes wohl bekannte, englische Schule! Und dann, nach der Entführung, was ist natürlicher, als dass man das Gepäck des Mädchens abholen lässt – angeblich von der Polizei.«
Hercule Poirot lächelte.
»Aber zum Glück forderte die Schulordnung, dass die Koffer bei der Ankunft ausgepackt werden – mit einem Geschenk für Sie von Winnie –, aber nicht dem gleichen G e schenk, das Winnie in Grantchester eing e packt hatte.«
Er kam auf sie zu.
»Sie haben mir dieses Bild gegeben. Sehen Sie es jetzt an, und geben Sie zu, dass es für Ihre exklusive Schule ungeeignet ist.«
Er hielt ihr die Leinwand hin.
Wie durch einen Zauber war die Grantchester Bridge verschwunden, und an ihrer Stelle sah man eine Szene aus der Antike in reichen, wundervollen Farben.
Poirot sagte sanft:
»Der Gürtel der Hippolyta. Hippolyta gibt ihren Gürtel Herkules – von Rubens gemalt. Ein großes Kunstwerk – mais tout de même nicht ganz passend für Ihren Salon.«
Miss Pope errötete leicht.
Hippolytas Hand lag auf ihrem Gürtel – sie hatte sonst nichts an… Herkules hatte ein Löwenfell leicht über die Schultern geworfen. Die rubensschen Fleischtöne sind üppig und wollüstig…
Miss Pope hatte ihre Haltung wiedergewonnen.
»Ein großes Kunstwerk… Aber – wie Sie sagen – man muss schließlich auf die Eltern Rücksicht nehmen. Manche sind eher engstirnig, wenn Sie mich verstehen…«
Der Angriff erfolgte gerade, als Poirot das Haus verließ.
Er wurde von einer Schar Mädchen, dick und dünn, blond und braun, umringt, eingekreist, überwältigt.
»Mon Dieu«, flüsterte er. »Das ist tatsächlich der Angriff der Amazonen.«
Ein großes blondes Mädchen rief:
»Es hat sich ein Gerücht verbreitet – «
Sie drängten näher heran. Poirot war umzingelt und verschwand in einer Woge junger, kräftiger Weiblichkeit.
Fünfundzwanzig Stimmen erhoben sich in verschiedenen Tonarten, aber alle äußerten die gleichen, denkwürdigen Worte:
»Monsieur Poirot, Sie müssen sich in mein Autogrammbuch einschreiben…«
Geryons Herde
» E ntschuldigen Sie vielmals, dass ich so eindringe, Monsieur Poirot.«
Miss Carnaby umklammerte fieberhaft ihre Handtasche und blickte Poirot ängstlich ins Gesicht. Wie gewöhnlich war sie ganz außer Atem.
Hercule Poirot zwinkerte mit den Augen.
»Ich erinnere mich an Sie als eine der erfolgreichsten Verbrecherinnen, die mir je begegnet sind!«
»Oh, du meine Güte, Monsieur Poirot, müssen Sie wirklich solche Dinge sagen? Sie waren so gut zu mir. Emily und ich sprechen oft von Ihnen, und wenn wir etwas über Sie in den Zeitungen lesen, schneiden wir es sofort heraus und kleben es in ein Album. Und Augustus haben wir ein neues Kunststück gelehrt. Wir sagen: Mach toten Hund für Sherlock Holmes, mach toten Hund für Mr Fortune, mach toten Hund für Sir Henry Merrivale und dann: mach toten Hund für Hercule Poirot, und er fällt um wie ein Klotz – und liegt da, ohne sich zu rühren, bis wir den Befehl geben!«
»Ich fühle mich sehr geschmeichelt«, sagte Poirot. »Und wie geht es ce cher Auguste?«
Miss Carnaby krampfte die Hände zusammen und schwärmte von ihrem Pekinesen. »Oh, Monsieur Poirot, er ist klüger denn je. Er weiß alles. Denken Sie, neulich bewundere ich ein Baby in einem Kinderwagen, und plötzlich spüre ich ein Zerren, und was sehe ich: Augustus, der mit aller Gewalt versucht, seine Leine durchzubeißen. War das nicht klug?«
Poirot zwinkerte wieder heftig mit den Augen.
»Es hat den Anschein, als würde Augustus diese verbrecherischen Neigungen, von denen wir eben sprachen, teilen!«
Miss Carnaby lachte nicht. Ihr rundliches Gesicht wurde ganz bekümmert.
»Oh, Monsieur Poirot, ich mache mir solche Sorgen«, hauchte sie mit erstickter Stimme.
Poirot fragte gütig. »Was gibt es?«
»Wissen Sie, Monsieur Poirot, ich fürchte – ich fürchte wirklich –, dass ich eine eingefleischte Verbrecherin sein muss, wenn Sie mir diesen Ausdruck gestatten. Ich habe fortwährend Ideen.«
»Was für Ideen?«
»Die ausgefallensten! Gestern zum Beispiel ging mir ein wirklich ausführbarer Plan durch den Kopf, um ein Postamt auszurauben. Ich dachte gar nicht daran – es schoss mir einfach durch den Kopf. Und ein anderer sehr raffinierter Plan, um den Zoll zu umgehen… Ich bin überzeugt – felsenfest überzeugt –, dass er durchführbar wäre – «
»Wahrscheinlich«, meinte Poirot trocken. »Das ist das gefährliche an Ihren
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