Die ersten Zeitreisen
herumschlagen:
Wie und wann ist es ihnen gelungen, den
Schnaps in die Zeitmaschine zu schmuggeln?
Zur Klärung dieser Frage ist eine Kommission entstanden.
Die atlantischen Zeitreisen
oder Professor Müslis Lebenswerk
1. Der sehr gewissenhafte Professor
Hieronymus wurde von den Studenten nur Professor
Müsli genannt; der Name wurde seit alters her von Semester
zu Semester überliefert, und selbst seine Kollegen
benutzten ihn. Auch der Professor hatte sich derart an
den Spitznamen gewöhnt, daß er häufig mit „Müsli“ unterschrieb.
Die Vermutung liegt jedoch nahe, daß es ihm
einfach egal war: Wie alle Gelehrten, die ihr ganzes Denken
auf einen Forschungsgegenstand konzentrieren,
schenkte er den Trivialitäten des Alltags wenig Beachtung.
2. Ein hohes und edles Ziel
verfolgte Professor Hieronymus-Müsli zeitlebens, jedenfalls
solange er seine wissenschaftliche Laufbahn zurückverfolgen
konnte. Er wollte eines der großen Geheimnisse
der Menschheit lüften, aber nicht um des
Ruhmes willen wie seinerzeit der Abenteurer und Timetrotter
Kaspar Schneydewitz, der, nur um Lorbeeren
einzuheimsen und niemandem zum Nutzen, den Erfinder
der Sicherheitsnadel ausfindig gemacht und fotografiert
hatte.
Nein, Professor Hieronymus kämpfte darum, den
Schleier zu heben, der den sagenhaften versunkenen Inselstaat
Atlantis umhüllte, vorausgesetzt, daß er wirklich
auf einer Insel gelegen hatte und im Meer versunken war.
Für Professor Müsli gab es daran keinerlei Zweifel, die
abweichenden Meinungen einiger anderer Atlantologen
galt es zu widerlegen.
3. Die Anwendung der Zeitreise
als Mittel zur Erforschung der Vergangenheit [18] war des
Professors große Chance. Er mußte eine Zeitreise wagen.
Daß es Zeitmaschinen gab, hatte er durch Zufall erfahren,
auch daß schon andere vor ihm eine solche zu Forschungszwecken
erhalten hatten. Daß Zeitmaschinen rar
waren, erkannte er geschwind, als er versuchte, eine zu
bekommen. Doch ohne Zeitvehikel war ihm nicht mehr
Erfolg beschieden als seinen Kollegen vor ihm, die noch
im prätemponautischen Zeitalter gelebt und geforscht
hatten. Also machte sich der Gelehrte zielstrebig an die
Überwindung der Hindernisse, die sich zwischen ihm
und Atlantis türmten.
4. Das erste Hindernis
trat ihm entgegen als Fragebogen für die Voranmeldung
zum Antrag zur Aufnahme in die Anwärterliste des Temponautengrundlehrgangs,
dessen erfolgreiche Absolvierung
zur Erlangung des Ersten Temponautenpatents erforderlich
war. Nur die Inhaber dieses Patents wurden
auf die Kandidatenliste für Zeitreisen gesetzt.
Zum Beispiel lautete Frage 47 f: „Ziel Ihrer ersten geplanten
Zeitreise α) räumlich, β) zeitlich, γ) Sonstiges“.
Das war eine schwierige Frage, oder vielmehr: Das waren
drei schwierige Fragen. Er hatte zwar recht konkrete
Vorstellungen, wann und wo Atlantis bestanden hatte,
doch diese Ansichten für gesicherte Tatsachen auszugeben,
verbot ihm seine Gewissenhaftigkeit. Er wollte ja
mit Hilfe der Zeitmaschine erst nachweisen, wo Atlantis
wirklich gelegen hatte; um aber eine Zeitmaschine zu bekommen,
mußte er es schon nachgewiesen haben. Unter
„γ) Sonstiges“ wußte er auch nichts einzusetzen.
5. Eine leichte Frage
hingegen war 89 z: „Beabsichtigen Sie, die Instruktionen
zu verletzen oder die großzügig gewährte Zeitmaschine
irgendwie zu mißbrauchen?“ Hier konnte er getrost aus
tiefster Überzeugung verneinen, wie auch bei Frage 91 c:
„Haben Sie Frage 89 z wissentlich falsch beantwortet,
um zwecks Verletzung der Instruktionen in den Besitz
einer Zeitmaschine zu gelangen?“ Nein und nochmals
nein! Sein Ziel war ein durch und durch edles, er hatte
nichts zu verbergen und konnte auf dem Pfade der Redlichkeit
wandeln.
6. Die übrigen Fragen
beantwortete der Professor ebenso gründlich. Endlich
war es vollbracht. Alle Punkte hatte der Atlantologe gewissenhaft
beantwortet — außer 47 f. Hier befragte er seinen
alten Schulfreund Jan. Dieser schlug vor, Müsli
(auch Jan nannte ihn so) solle einen Ort und eine Zeit aus
der Fülle der Hypothesen auswählen und für die erfragte
erste Zeitreise einsetzen. Bei γ) allerdings wußte Jan anfangs
auch keinen Rat, doch dann sprach er die Vermutung
aus, dieser Punkt sei für eventuell noch zu entdeckende
Dimensionen vorgesehen, was den umfassenden
Weitblick des Fragebogenverfassers offenbare. Er setzte
auch gleich in die entsprechende Spalte das Wort „entfällt“,
und der Fall war erledigt.
7. Der alte Schulfreund
erkundigte sich
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