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Die ersten Zeitreisen

Die ersten Zeitreisen

Titel: Die ersten Zeitreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Heinrich und Erik Simon
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Zeitmaschinen gab. Der von den Berechnungen
und Konstruktionsarbeiten erschöpfte Jan erklärte
ihm, viele Amateure verwendeten die Kristallsäulen
mit geringfügigen Fehlern, die natürlich störanfällig
seien. Seine Zeitmaschine sei im Prinzip ebenso gebaut,
allerdings habe sie zwei Säulen, die gleichzeitig arbeiteten.
Die Kennlinie der Standardzeitmaschinen werde
zwar nicht ganz erreicht, aber es solle ja auch kein Wettrennen
werden, sondern eine wissenschaftliche Expedition.
14. Der Start
    konnte stattfinden. Es war nicht leicht für Professor
Müsli, die große Reise ins Ungewisse anzutreten, noch
dazu so ganz allein. Aber Jan, der so lange seine gesamte
Freizeit selbstlos geopfert und in der letzten Woche fast
ohne Unterbrechung gearbeitet hatte, konnte ihm diesmal
vor Erschöpfung nicht zur Seite stehen. Also begab
sich der Professor schweren Herzens, doch auch im Vorgefühl
großer Entdeckungen allein auf den Weg. Vor ihm
gähnte der Abgrund der Vergangenheit und hinter ihm
der alte Schulfreund.
15. Das Ziel,
    das er ansteuerte, sollte den Beweis seiner eigenen Theorie
liefern. Er stellte also auf der Zeitskala 8490 v. u. Z.
ein und programmierte das Aggregat zur Bewegung im
Raum auf das Azorengebiet im Atlantik, damit ihm in
dem völlig unglaublichen Fall, daß etwa
kein
Festland
namens Atlantis dort wäre, die Inseln zum Aufenthalt
dienen könnten.
    Die Reise verlief ohne Komplikationen, alle Geräte
funktionierten normal. Lediglich die homogenisierte
Milch schmeckte plötzlich wie richtige Milch, aber von
solchen Nebeneffekten ließ sich Professor Hieronymus
nicht aus dem Konzept bringen. Unbeirrt reiste er seinem
Ziel entgegen, das ihm die Gewißheit bringen sollte,
recht zu haben und schon immer gehabt zu haben.
    Ein Blick aufs Tempometer und einer aus der Luke auf
die unverschmutzte Umwelt ergaben übereinstimmend,
daß er das wilde zwanzigste Jahrhundert längst überwunden
hatte und sich durch das Zeitalter der Antike bewegte.
Wenn Plato nicht geflunkert hatte, mußte bald Atlantis
auftauchen.
    Plötzlich nahm dem Professor eine Staubwolke mit
Schwefeldioxidgeruch den Atem und die Sicht; er schloß
die Augen und verriegelte die Luke. Im ersten Moment
glaubte er, sich bezüglich des zwanzigsten Jahrhunderts
verschätzt zu haben, aber dann merkte er, daß die Zeitmaschine
stillstand, räumlich und zeitlich unverrückbar.
Er war am Ziel. Vorsichtig öffnete er die Luke wieder
einen Spalt und sah seine Maschine vom flachen Wasser
einer Bucht umgeben.
16. Endlich angekommen,
    dachte Müsli, ein Glück auch, die Sache wurde ja beinahe
gefährlich. Der Schwefelgeruch war zweifellos eine
Begleiterscheinung des Untergangs von Atlantis gewesen.
    Begeisterung machte sich in Müslis Bewußtsein breit:
Hier war sein Atlantis. Er wollte es genießen, wollte esbelauschen, besehen, befühlen, beriechen und betreten.
Freudig verließ er das Innere der Maschine, nachdem er
sie mit ein paar Handgriffen am Projektor als kleines
Schiff getarnt hatte. Vor ihm breitete sich das majestätische
Gestade eines antiken Meeres.
17. Einige Fischer
    am Strand waren von ihrem herben Tagwerk so in Anspruch
genommen, daß sie die Anwesenheit des großen
Gelehrten völlig mißachteten.
    Er trat vor sie hin und sprach auf altgriechisch zu ihnen.
Sie schauten ihn verwundert an; einer drückte ihm einen
Lederriemen in die Hand — er sollte wohl kurz beim Verknoten
festhalten —, aber ansonsten reagierten sie nicht
auf seine Rede.
    Zu dumm, dachte Professor Hieronymus. Sie scheinen
mich nicht zu verstehen, wenn ich aber den Riemen loslasse,
um den elektronischen Kommunikator aus der Tasche
zu holen, errege ich womöglich den Zorn dieser
Werktätigen. Dabei wäre das eine so günstige Gelegenheit
zu einem freundschaftlichen Gespräch.
    Da sah er, wie ein Fischer einen ebensolchen Riemen mit
den Zähnen hielt, er tat es ihm nach, holte den Apparat
hervor, schaltete ihn ein und begann erneut zu reden.
Zum Glück war der Fischer gerade fertig mit dem Knoten,
so daß Müsli den Riemen aus den Zähnen lassen
konnte.
    „Liebe Fischer“, sagte er, „ich komme von sehr fern und
freue mich, bei euch in Atlantis angelangt zu sein, in dem
großen Atlantis, dessen Ruhm zu mir übers Meer . . .“
    Da unterbrach ihn einer der Zuhörer. „Aber hier ist nicht
Atl-An-Tusch. Hier ist unsere Insel.“
18. Die Antwort
    ließ den Professor verblüfft verstummen. „Hier ist also
nicht . . .“ stotterte er schließlich. „Ja aber . . . Ihr

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