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Die ersten Zeitreisen

Die ersten Zeitreisen

Titel: Die ersten Zeitreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Heinrich und Erik Simon
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verstärkt werden. Das ging gut, bis just
beim Eintreffen der beiden Ausreißer das Speicherband
des Computers riß, worauf sich automatisch das Havariebild
„Sandsturm“ einschaltete, das später von
Dr. Birnler durch das etwas glaubwürdigere Reservebild
„Ruhepause“ ersetzt wurde, das nur wenige, ständig wiederkehrende
Bewegungen enthielt.
    Heribert McCroy war empört. „Ich gebe zu, daß unser
Alleingang nicht ganz korrekt war. Aber daß ihr, nur um
uns in die Irre zu führen, diesen Mummenschanz veranstaltet,
ist einfach unerhört! Seid ihr euch überhaupt der
Konsequenzen bewußt? Indem ihr hier mit dem Projektor
diese Phantom-Terrasse errichtet, gefährdet ihr nicht
nur die Einhaltung der Instruktionen, sondern womöglich
auch den Bau der richtigen, echten Terrasse! Denn
wer wird auf den Gedanken kommen, dort eine Terrasse
zu bauen, wo scheinbar schon eine gebaut wird? Eine geradezu
schockierende Eigenmächtigkeit! Worauf sollen
denn später die Römer den Jupitertempel errichten? Auf
eurer Fata Morgana vielleicht? Das ist eine . . ., eine . . .
Mir fehlen die Worte.“
45. Eine Erklärung
    war unvermeidlich. Paule hatte sich McCroys Rede gelassen
angehört und sagte jetzt ganz beiläufig zu
Dr. Birnler: „Die beiden haben’s immer noch nicht kapiert.“
    „Es ist nämlich so“, erläuterte Birne. „Die Bauleute sind
falsch, aber die Terrasse ist echt. Was unsere vorgetäuschten
Bauleute tagsüber scheinbar fertigstellen, wird
nämlich von uns in der Nacht darauf tatsächlich realisiert.
Mit dem Plasmoretovulkan-Steinschneider und
dem Antigravitationsgenerator des Fahrzeugs ist das ein
Kinderspiel.“
    Jetzt waren Omar und Heri wirklich sprachlos.
    „Na ja“, fuhr Birne fort, „ihr könnt euch vielleicht vorstellen,
in welcher Stimmung Paule und ich waren, als
wir von der Erkundungsfahrt zurückkehrten und weder
euch noch die Zeitmaschine fanden. Und da ist uns die
Idee gekommen.“
    „Dir gebührt der Ruhm“, erklärte Paule bescheiden.
    „Jedenfalls hatte ich von dieser Terrasse die Nase endgültig
voll, mir war jedes Mittel recht, wenn die Sache
nur zu einem Ende kam. Und da haben wir die Terrasse
eben selbst gebaut. Jetzt wissen wir endlich ganz genau,
wer es war. Das Problem ist gelöst.“
    „Eine völlig neue Methode . . .“, stammelte Omar Rubiah
ergriffen. „Aktive Erforschung der Vergangenheit . . . Gewaltige
Perspektiven tun sich auf . . .“
46. Gewaltige Perspektiven
    wären eigentlich ein würdiger Abschluß für den Bericht
von dieser Zeitreise, doch wir sind unseren Lesern noch
ein paar Bemerkungen zum weiteren Verlauf der Expedition
schuldig, die freilich nichts Sensationelles mehr
brachte. Das gerissene Steuerband des Projektors wurde
wieder geklebt, die durchgebrannten Sicherungen des
Computers wurden ausgewechselt und die Arbeiten an
der Terrasse fortgesetzt.
    „Die vorgetäuschten Bauleute dienen also nur zur Irreführungder Einheimischen“, konstatierte Heri scharfsinnig.
    „Klar“, meinte Omar, „sonst würde ja das rätselhafte
Auftauchen der Terrasse wieder zu allen möglichen Mystifikationen
führen. So hingegen erscheint der Bau den
Schaulustigen als etwas durchaus Natürliches, und sie
interessieren sich nicht sonderlich dafür. Der Hokuspokus
dieses komischen Priesters dürfte ja wohl dem
Zweck dienen, die Aufmerksamkeit der Leute vom eigentlichen
Bau abzulenken.“
    Birne und Paule wußten aber von keinem Priester, und
auch der Oberaufseher, den Heri und Omar beobachtet
hatten, war im Steuerprogramm des Projektors nicht vorgesehen.
Sie fanden die Idee jedoch gut und beauftragten
Heribert, sich als Oberaufseher zu verkleiden. Omar
übernahm die Rolle des „komischen Priesters“. Jetzt
wußte er auch, warum, ihm der Mann so bekannt vorgekommen
war.
    Als sie etliche Wochen später den Bau beendet und auch
den unfertigen Block im Steinbruch nicht vergessen hatten,
waren aus Omar, Heri, Paule und Birne die besten
Freunde geworden. So machten sie sich im Bewußtsein,
als die ersten Experimentalhistoriker eine solide Sache
organisiert zu haben, auf die Rückreise, die sie in aufgekratzter
Stimmung und unter Absingen alter und neuer
Temponautenlieder, wie „My Heart’s in the Stone Age“,
„O ihr grünen pleistozänen Wälder“ und „War einmal
ein Tempometer“, verbrachten.
    Bei der Ankunft in ihrem eigenen Zeitalter waren sie
ohne Ausnahme blau, und seitdem müssen wir uns statt
mit der Terrassenfrage mit einem neuen Problem

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