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Die ersten Zeitreisen

Die ersten Zeitreisen

Titel: Die ersten Zeitreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Heinrich und Erik Simon
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meint,
hier ist wirklich nicht . . . In der Tat, die Gegend siehtauch gar nicht nach Atlantis aus. Wo ist der Königspalast?
Die große Ebene? Es scheint, ich bin nicht in Atlantis.
Aber wo bin ich dann? Und wo ist Atlantis?“ Er
blickte ratlos auf die vulkanische Landschaft und sah
dann wie hilfesuchend die Fischer an.
    Die Fischer schauten ihren Ältesten an, und dieser
wandte sich dem weitgereisten Fremdling zu. „Wir können
dir von Atl-An-Tusch berichten“, sprach er, „aber
sage uns zuerst, ob es dort, wo du herkommst, viele Fische
gibt.“
    Der Professor wußte mit der Frage nichts anzufangen; er
kannte Fische nur vom Teller und hatte keine Vorstellung,
aus welcher Gegend der Welt sie stammten. Er zog
sich aber aus der Affäre und antwortete: „Das ist ganz
verschieden, je nachdem, wie der Wind weht. Aber ich
beschäftige mich weniger mit dem Fischfang, ich bin ein
Wissenschaftler.“
19. Der elektronische Kommunikator
    übersetzte das mit „Erforscher der großen Geheimnisse“,
und das weckte das Interesse der Fischer.
„Kannst du den Großen Fischzauber machen, den
Dorschauge immer machte und den er jetzt mit ins Jenseits
genommen hat?“
    Müsli wollte sich jedoch eingedenk der Instruktionen
nicht in die Rolle eines Zauberers drängen lassen und
fragte zielstrebig nach Atlantis.
    Unverfroren antwortete der Älteste: „Dein Vorgänger“ —
man höre die Dreistigkeit! — „dein Vorgänger Dorschauge,
der den Großen Fischzauber machte, den du jetzt
machen sollst, kam von einem Lande namens Atl-An-Tusch,
das nicht weit von hier hinter den Wassern liegt.
Wir fahren aber nicht so weit mit unseren Booten.“
    Weil die Fischer in der Überzahl waren, widersprach
Professor Müsli hinsichtlich des Großen Fischzaubers
nicht, sondern wollte mehr über Dorschauge wissen, der
aus Atlantis gekommen war. Er ließ sich willig zu
Dorschauges Hütte führen.
20. Die Hütte des Zauberers
    unterschied sich kaum von den übrigen. Das Mobiliar
bestand aus einem Tisch, einer breiten Bank und einem
Hocker. An der Wand hing an einem Bronzehaken ein
großes Stück Leder, das mit geheimnisvollen Zeichen bemalt
war. Müsli vermutete Hinweise auf Atlantis und betrachtete
die Haut eingehender. Und tatsächlich wurde
sein Eifer mit einer wunderbaren Entdeckung belohnt,
auf die er so lange gewartet hatte. Vor ihm hing die Karte
von Atlantis.
    Sie entsprach nicht ganz Platons Bericht, stellte aber
ohne Zweifel Atlantis dar. Vielleicht war die Kartographie
auch noch nicht so weit entwickelt? Jedenfalls
konnte man die schützenden Berge im Norden, die rechteckige
fruchtbare Ebene im Süden und den Königssitz
an ihrem Rande tadellos erkennen. Das war der Beweis.
Er, Professor Müsli, hatte Atlantis gefunden! Triumphierend
blickte der Gelehrte um sich. Er war allein in
der Hütte.
21. Die Inselbewohner
    waren gegangen. Sie fanden es wohl selbstverständlich,
daß der Fremdling sich in der Behausung seines „Vorgängers“
wie zu Hause fühlte und benahm. Für sie war
alles in Ordnung.
    Der Professor aber sah seine Chance gekommen, dem
Großen Fischzauber zu entgehen und das unersetzliche
Beweisstück sicherzustellen. Er beschloß, sich eilends
davonzumachen, rollte die lederne Karte zusammen und
schritt mit ihr ängstlich, aber zielstrebig zum Strand.
22. Am Strand
    traf er auf eine Gruppe von Insulanern, die aufgeregt ein
Boot bestaunten, das unnatürlich tief im Wasser lag, in
dem es hin und wieder blitzte und aus dem eine dünne
schwarze Rauchfahne emporstieg. Näher heran wagte
sich keiner.
    Zuerst erschrak der Professor, daß ihn die Fischer nun
doch entdeckt hatten, und verbarg hastig die Lederrolle
unter seiner Kleidung. Dann jedoch erschrak er noch
heftiger, denn ihm wurde klar, daß jenes Boot die getarnte
Zeitmaschine war. Mit dem Mut der Verzweiflung
stürzte er vorwärts, die Einheimischen machten ihm respektvoll
Platz: Das war ja offensichtlich ein Fall für den
neuen Zauberer.
    Als Professor Müsli schließlich mit Mühe und Not die
Zeitmaschine erreicht hatte und durch die offenstehende
Luke ins Innere vorgedrungen war, wo ihm das Wasser
buchstäblich bis zum Halse stand, fand er gerade noch
die Kraft, mit der freien Hand — in der anderen hielt er
die kostbare Karte hoch über dem Kopf — den roten Havariehebel
herunterzureißen.
    Was die Fischer am Strand über das plötzliche Verschwinden
des rätselhaften rauchenden und blitzenden
Bootes dachten, wissen wir nicht, und es ist auch kaum
von Bedeutung,

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