Die Erziehung - Roman
Stuhl zu schlafen, solange die Überschwemmung andauerte. Noch nach Monaten war er mit Kotgeruch behaftet.
Im Untergeschoss war ein kleiner Ofen installiert. Das Abluftrohr stieg bis in die Wohnung des Meisters im zweiten Stock hinauf, und Billod verlangte, dass Gaspard nahe daran schlief, damit er ihn bei Bedarf mit einem einfachen Schrei, der in der Leitung widerhallte, rufen konnte. Es gab Ratten, was bedeutete, dass man keine Nahrung liegen lassen durfte, um nicht noch mehr davon anzulocken. Nachts hörte Gaspard sie durch die Dunkelheit huschen. Einmal war er mit einem schweren Druck auf der Brust aufgewacht. Es war eine Ratte von nahezu zwei Pfund, struppig, die Augen halb geschlossen, die ihn reglos betrachtete. Der Mond schien durch die Fensteröffnung, und Gaspard konnte deutlich ihre Augen sehen, schwarze, ausdruckslose Kugeln. Er wagte sich nicht zu rühren, das Tier sprang bald gleichgültig weiter, um in der Dunkelheit zu verschwinden. Die anderen Burschen hatten Fallen aufgestellt. An manchen Stellen im Keller lagen seit Ewigkeiten hinter Eisenklemmen gefangene Gerippe von Nagern. Doch Gaspard erinnerte sich, dass er schon mal an einem von Ratten heimgesuchten Ort geschlafen hatte. Also, dachte er, konnte er auch mit denen hier auskommen. Er gewöhnte sich an ihre Anwesenheit, trotz der Entrüstung Billods, der unter lautem Gezeter beschwor, sie auszurotten.
Wenige Tage nach Gaspards Ankunft bei seinem Meister kehrte der Alltag ein, der sich stark von dem Leben unterschied, das er am Ufer kennengelernt hatte. Quimper und dem Ufer , dachte er oft, tausendmal vorzuziehen . »Tausendmal«, sagte er manchmal mit lauter Stimme, während er Billod bei der Herstellung einer Perücke assistierte. »Was? Schweigen Sie! So schweigen Sie doch! Unterbrechen Sie mich nicht ständig, wenn ich mich konzentriere!«, schrie der Meister. Wie angekündigt stand Gaspard um sechs Uhr auf, was ihm Zeit ließ, sich fertig zu machen, bevor um halb sieben der Wasserträger kam. Dann trug der Lehrling die Eimer in die Werkstatt und vor Billods Wohnung. Dieser stand um sieben auf, erschien eine halbe Stunde später zur Arbeit, während Gaspard das Atelier und die Treppen reinigte und das Schild auf der Straße abrieb: Justin Billod, Perückenmachermeister . Bis zehn Uhr arbeiteten sie an den Entwürfen für neue Perücken und der Ausführung der Bestellungen. Billod verweigerte Gaspard jegliche Erklärung dieser Aufgabe, von der er dachte, dass sie ihm allein zustand. »Wollen Sie etwa, dass ich das Schild auswechsle und Ihren Namen mit draufsetze, mein Freund?«, hatte er Gaspard gefragt, als dieser sich nach den Methoden des Puderns erkundigt hatte. Er erlaubte ihm, schweigend zuzusehen, um seine Anwesenheit als Lehrling zu rechtfertigen. Doch die Geheimnisse seiner Fabrikation zu verraten hätte ihm offensichtlich das Herz zerrissen. Er schnaufte, seufzte, drehte ihm den Rücken zu, versuchte sich von seinem Schüler abzuschirmen, richtete es so ein, dass die Sicht auf seine Arbeit durch eine Schulter, die etwas zu hoch stand, um in natürlicher Position zu sein, verdeckt war. Gaspard begriff, dass er besser keine Fragen stellte. Er versuchte auf eigene Faust zu lernen, einzig durch die Beobachtung. Wenn Billod mit seiner Geduld am Ende war, schickte er ihn unter tausend Vorwänden hinaus.
Gegen zehn Uhr trafen die Kunden ein. Die Werkstatt musste in tadellosem Zustand sein, und der Meister vergaß nie einen letzten Rundgang, bei dem er mit dem Finger über jedes Regalbrett strich und Gaspard die geringste graue Spur zeigte, die auf seiner Zeigefingerspitze zu sehen war. »Wie soll man eine Werkstatt führen, wenn man einen Mistkäfer einstellt?«, fragte er. Gaspard war gekränkt, muckte aber nicht auf. Der andere zeterte weiter, während der Geist des Schülers sich von seinem Körper löste, zu denken aufhörte und schließlich zu einem gewohnheitsmäßigen Zustand der Gleichgültigkeit gelangte. »… und Sie würden mir eine Ehre erweisen, heute Abend diese Jacke zu waschen, kümmern Sie sich eigentlich kein bisschen um Ihre Person?«
Billod gestattete sich die Extravaganz, ein Schwert zu tragen, ein überkommener Brauch, der den Offizieren, der Elite vorbehalten war. Wenn er gegen Gaspard wetterte, fuchtelte er mit seiner Waffe herum, dass der Puder von den Perücken aufflog. Gaspard erfuhr von einer der Näherinnen, die in der angrenzenden Werkstatt arbeiteten, dass Billods Vater Lakai gewesen war, eine Herkunft,
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