Die Erziehung - Roman
Ohne dass er die Gründe dafür verstand, löste der Hochmut des Grafen in ihm das Bedürfnis aus, sich ihm auszuliefern. Die Berührung der Muskeln unter seiner Handfläche überschwemmte seinen Körper mit einer Gier, und als hätte er diese Erregung gespürt, packte ihn Etienne an den Haaren und zog ihn zu sich heran. Atemlos suchte Gaspard die warme Zunge, erforschte die Zähne, schmeckte den Speichel, der in seinen Mund floss. Während Etiennes Hände über seinen Rücken wanderten, unter sein Hemd glitten, die Beschaffenheit seiner Haut fühlten, umfassten die von Gaspard zitternd das Oval seiner Hinterbacken. Die so oft unterdrückte Lust machte sich augenblicklich Luft, betäubte seinen Geist, ließ seine Hautoberfläche erzittern. Ineinander verschlungen fielen sie auf das Lager. Der Geruch ihrer Körper stieg auf, sie suchten ihn gierig. Während Etienne sein Hemd aufriss, in seine Brust, die Haut seines Bauches biss, seine Seiten leckte, gab sich Gaspard hin, glaubte in Etienne zu verschwinden, nur noch durch die Empfindungen zu existieren, die dieser fleischliche Kontakt auslöste. Seine Gedanken flohen, nur die Wut blieb und die Demütigung, und beides entfachte eine rasende Leidenschaft. Sie rollten übereinander, warfen ihre Kleider zu Boden. Etiennes Körper kam zum Vorschein, glatt und glühend. Seine dünnen Haare fielen ihm übers Gesicht. Zwischen zwei Strähnen leuchteten die Augen von einem dunklen Feuer. Er legte sich hin, Decke und Laken gaben den weißen Rücken dem Spiel des Mondes frei, der sparsam durch die Luke drang. Er sieht fahl aus , dachte Gaspard, wie tot . Der Schatten auf seinem Arm wurde grau, die Dunkelheit schluckte die auf dem Kopfkissen ruhende Hand, ließ sie los, um sie erneut zu packen. Die Grenze zwischen dem bleichen Fleisch und der Schwärze des Kellers verschwamm. Gaspard stellte sich Etiennes Körper als dessen Fortsetzung vor, nichts trennte ihn mehr von diesem Untergeschoss, wo er noch wenige Augenblicke zuvor so unpassend gewirkt hatte. Schatten liefen zärtlich über den träge daliegenden Körper, zogen sich bis in die Falten der Laken, die Fußsohlen, den kräftigen Nacken. Gaspard legte sich zu ihm, nahm sein schweres Geschlecht in die Hand, fühlte seine Bewegungen, als wäre es ein lebendes Zepter. Dann legten die Hände des Grafen seine Scham frei, ergriffen seine Hoden, kneteten sie, bis sie hart und schmerzhaft wurden, packten den erigierten Schaft, die purpurrote, aufs Äußerste gespannte Eichel. Immer wieder ließen die Lippen voneinander ab, um das Salz der Achseln, der Haut, den Geschmack der Geschlechter zu spüren, der dem von trockenen Blütenblättern glich, rätselhaft und betäubend. Schließlich fanden sie wieder zusammen, um diese köstlichen Aromen auf ihren Zungen zu mischen, und in dieser flüchtigen Begegnung fühlte Gaspard, dass Etienne ihn verschlang, vernichtete, um ihn wiederaufzubauen. Sie umschlangen sich. Die Geschlechter begegneten, bekämpften sich, pressten die Gier an ihre Bäuche. Ihr Keuchen vereinte sich, Atem und Säfte vermischten sich. Das Laken nahm ihren Schweiß auf, die Nacht fiel in den Keller, auf ihre Körper herab. Sie fröstelten, die Kälte ergriff ihr Fleisch. Gaspard wünschte, dass die Wände, die sich erhoben wie der stumme Marmor kühler Gräber, in der Dunkelheit verschwanden, er wollte nichts verlieren von der Glut, die von Etiennes Nacktheit ausging. Etienne, der sein Fleisch misshandelte, in seine Haut biss, sein Geschlecht mit dem Speichel seines ausgehungerten Mundes befeuchtete; Etienne, der ihn gewaltsam auf den Bauch drehte, eine Hand auf seinen Nacken schlug, ihn in die Wirbelsäule, in den Rücken biss, mit seinen kräftigen, behaarten Beinen die seinen auseinanderschob, seine Hinterbacken küsste, ohne den Druck zu lockern, mit dem er sein Gesicht aufs Lager presste. Diese Neigung, die Gaspard von Anfang an geahnt hatte, die in all seinen Fantasien präsent war, offenbarte sich in der Schonungslosigkeit dieser Zärtlichkeiten. Die Plötzlichkeit der Leidenschaft machte ihm das Denken unmöglich. Sein ganzes Wesen drückte sich in dem übermächtigen Bedürfnis aus, sich dem Grafen ganz und gar zu geben. Als Etienne in ihn eindrang und der Schmerz der Lust Platz machte, der feuchte Körper sich auf seinen Rücken presste, den Schweiß seines Oberkörpers daran rieb, trug ihn die Wollust aus dem Raum, aus dem Keller hinaus. In sich diesen Teil von Etienne, diese fleischliche Eroberung seines
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