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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Erleichterung ihre Kapuze zurück und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. »Was ist mit dem Kommandanten?«
    »Er schien mir wenig überrascht von der Nachricht, dass sich weitere Seelenreiter in der Stadt aufhalten.«
    Sie ging auf die Treppe zu, die hoch in den Turm führte, hielt aber auf der untersten Stufe inne, um zu ihm zurückzusehen. »Das liegt daran, dass er ganz und gar nicht überrascht war. Jeder wusste es. Sogar Kelter war nur mäßig überrascht.« Sie sah, dass er noch weitere Fragen hatte, und schüttelte den Kopf. »Gleich Santer. Gebt mir einen Moment.«
    Mit diesen Worten verschwand sie die Treppe hinauf und ließ Santer in der Halle zurück. Er warf einen Blick zu dem Maestro auf dem Bild, hängte sein Schwert aus und ging in die Küche. Auch ohne Magie war es nicht schwer, die Glut im Ofen wieder zu entfachen. Die Schwengelpumpe quietschte und klapperte laut und zog am Anfang nur Luft, erst als Santer den Rest des Tees von gestern hineinschüttete, zog sie, und nach einigen weiteren Pumpenschlägen floss klares, kaltes Wasser in das Becken aus poliertem Stein.
    Santer nickte zufrieden, füllte den Teekessel, setzte ihn auf den Herd und lehnte sich an die Fensternische, von wo aus er einer Gruppe Bullen zusehen konnten, die Waffentraining hatten. Meist übten die Bullen mit ihren Zweihandschwertern, dieses Mal jedoch schliff sie der Stabssergeant mit langen Spießen.
    Er dachte an Rikin, die in der Hafenwacht alle Hände voll zu tun hatte, während er hier Tee kochte in einem Quartier, das ihm dem Dienstgrad nach nicht zustehen dürfte. Santer kannte einen großen Teil der Besatzung der Hildfas Wacht. Vor drei Jahren war er auch einmal für drei Monate auf ihr gefahren. Knapp ein Dutzend von hundertachtzig hatte überlebt. Es war seit Jahren der größte Verlust, den die Seeschlangen erlitten hatten. Er hatte Kameraden da draußen, die auf offenen Jagdbooten den Hafen patrouillierten, und er wusste genauso gut wie sie, wie leicht diese Boote kentern konnten. Wenn das geschah, waren sie den Echsen hilflos ausgeliefert. Er ließ den Kopf gegen das kühle Mauerwerk sinken und schloss die Augen.
    Die Maestra brauchte ihn nicht. Und da draußen begaben sich seine Kameraden in Gefahr, während er hier Tee kochte.
    »So ist es nicht, Santer«, sagte eine weiche Stimme hinter ihm.
    »Lest Ihr meine Gedanken?«, fragte er, ohne die Augen zu öffnen.
    »Ja«, antwortete sie, und er drehte sich um. Sie stand in der Tür zur Küche und trug wieder eines dieser einfachen Leinenkleider, diesmal eines in dunklem Grün, das ihr hervorragend stand und das Leuchten ihrer Katzenaugen betonte.
    »Ich dachte, das könnt Ihr nicht. Ihr tragt nicht einmal Eure Robe.«
    »Das ist keine große Kunst. Ihr kommt Euch nutzlos vor. Vorhin bei der Besprechung habt Ihr keinen Ton gesagt, aber die ganze Zeit über trugt Ihr einen Gesichtsausdruck, in dem zu lesen stand: Was tue ich hier, ich bin hier falsch.«
    »Was ja auch stimmt«, sagte Santer. »Jeden Moment kann ein Signal vom Hafen kommen, dass wieder Kameraden gestorben sind. Und ich laufe hinter Euch her wie ein Hund.«
    Sie stellte Teeschalen auf den Tisch, warf Tee hinein, nahm den Kessel vom Herd und goss das Wasser ein, bevor sie sich setzte.
    Sie schaute hoch zu ihm und dann zu der Teeschale. Mit einem Seufzer löste er sich von der Wand und setzte sich.
    »Ihr seid eine Eule, Santer«, sagte sie dann.
    »Mitnichten«, antwortete er. »Ich bin eine Seeschlange und werde das wohl immer sein.«
    Sie griff an ihren Beutel, nahm eine goldene Münze heraus und legte sie vor sich auf den Tisch. Es war diejenige, die Santer den Zugang zum unteren Teil des Turms ermöglichte. »Der Sinn dieser Münzen ist nicht nur, dem Träger Zugang zum Turm zu gewähren, sondern auch, dass die Maestros im Turm immer wissen, wo sich der Träger der Münze aufhält.« Sie zuckte mit den schlanken Schultern. »Sie waren vielleicht etwas misstrauisch, aber diese Mauern hier bergen Geheimnisse, die geschützt werden müssen. Heute Morgen, in der Hast unseres Aufbruchs, habe ich bemerkt, dass Ihr Eure Münze nicht dabei habt.«
    »Ja?«, fragte er. Er verstand nicht ganz, worauf sie hinauswollte.
    »Ich dachte, es macht keinen Unterschied. Ich dachte, dass wenn wir zurückgehen, ich ja Eure Münze holen und sie Euch geben kann, damit Ihr den Turm betreten könnt. Aber ich vergaß es. Es fiel mir eben wieder ein, als ich hörte, wie Ihr Wasser gepumpt habt. Ich spürte, dass die Münze

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