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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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können wir Euch nun wirklich nicht mehr in dieser Uniform herumlaufen lassen.«
     
     
    Santer war schon immer gewohnt, wegen seiner Größe die Blicke auf sich zu ziehen, aber jetzt schien es ihm so, als ob alle hinschauten. Vorher war er nur eine übergroße Seeschlange gewesen, jetzt, als er neben der Maestra durch das Zitadellentor ging, spürte er auch die Blicke der Soldaten am Tor und der Passanten, als wären es Berührungen. Vielleicht fühlte es sich so ähnlich an, die blaue Robe einer Eule zu tragen.
    Santer war jedenfalls froh, dass er diese Robe noch nicht trug. Vorerst bereitete ihm diese neue Rüstung schon genug Probleme.
    Es war jetzt kurz vor der fünften Glocke, früher Nachmittag, und die Straßen waren voll mit Menschen, die ihrer Wege gingen. Auch am Tor gab es wieder eine Menschentraube, und noch bevor sie sie erreichten, schlug die Maestra die Kapuze ihrer Robe zurück und seufzte.
    Ein Tenetier der Wache sah sie kommen und wies die Leute an, den Eulen Platz zu machen.
    »Es wird nicht besser?«, fragte er leise, während der Tenetier vor ihr salutierte und einen Händler anherrschte, endlich seinen Wagen zu bewegen, damit die Eulen passieren konnten.
    »Langsam«, antwortete sie. »Nur langsam. Aber es wird besser, ich lerne mehr und mehr, mich dagegen zu verwahren, nur noch das wahrzunehmen, was ich wahrnehmen will. Doch jetzt gerade… ist es, als ob tausend Stimmen in meinem Kopf hallen würden.« Sie gönnte ihm ein kurzes Lächeln. »Vielleicht macht es mich nicht verrückt, aber der Kopfschmerz reicht mir schon.« Dann grinste sie. »Habt Ihr gehört, Santer? Der Tenetier sprach von den Eulen und meinte damit auch Euch.« Sie warf einen schelmischen Blick hoch zu ihm. »Ihr seht aber auch beeindruckend aus!«
    »Hrmpf«, meinte Santer. »Meine alte Uniform wäre mir lieber.«
    Allein schon deshalb, weil die Leute ihm nicht hinterherstarrten, wenn er das Lindgrün trug. Jedenfalls nicht so.
    Es gab genügend Bilder von den Eulen in ihren Roben. Die Balladen und Tafelsänger beschrieben sie gut genug. Jeder wusste, dass sie eine blaue Robe und ein Schwert trugen, aber viel mehr brauchte man auch nicht zu wissen, um die Maestra zu erkennen. Dass sie eine goldene Eule über der linken Brust trug, räumte die letzten Zweifel aus. Wie Rüstung und Uniform des Adjutanten des Primus aussahen, das wusste hingegen niemand, auch Desina nicht. Es hatte etwas gedauert, bis Desina in den Katakomben des Eulenturms die Ausrüstungskiste eines Adjutanten gefunden hatte. Santer hatte seine Zweifel gehabt, ob die Rüstung ihm auch passen würde, aber sie hatte nur gelacht.
    »Ich glaube, diese Kisten sind magisch und passen den Inhalt dem an, der sie braucht.«
    Jetzt stand die Kiste in seinem Quartier, und er trug seine neue Rüstung. Dabei fragte er sich, wie lange es wohl dauern würde, bis er sich an sie gewöhnt hatte.
    Die Rüstung bestand aus einem langen Kettenmantel, einer Kettenhose und einem Umhang aus einem schweren, dunklen Stoff, weicher als Leder, aber von ähnlicher Konsistenz, mit einer Kapuze, die er ebenso tief ins Gesicht ziehen konnte wie die Maestra die ihre. Mit dem Unterschied, dass er dann nichts mehr sah.
    Die hohen Stiefel waren aus dem gleichen Material wie der Umhang, ebenso die Handschuhe, deren Stulpen tief unter die Ärmel des Kettenmantels reichten. Als Unterzeug gab es schweres Leinen und Leder.
    Angezogen ergab es ein ähnliches Bild wie die Robe der Maestra, nur dass die Eule auf seiner linken Brust aus Silber bestand und nicht aus Gold und der Kragen des Kettenmantels ihm fast bis an die Ohren reichte. Er war zwar elastisch und biegsam, weigerte sich jedoch beharrlich, gefaltet und gelegt zu werden.
    Ein Schwertgurt aus schwerem Leder mit einem halben Dutzend verschließbarer Taschen sowie ein schlankes schwarzes Schwert ähnlich dem der Maestra ergänzten die Ausrüstung, ebenso ein Dolch mit einer mit Silber eingelegten Klinge.
    Die Kettenglieder der Rüstung waren um ein Vielfaches kleiner als das, was er von Kettenhemden kannte, und deutlich leichter, sodass Kettenhose, Hemd und Mantel eher an einen sehr schweren Stoff erinnerten als an eine Kettenrüstung.
    Im Verhältnis zu anderen Rüstungen war sie leicht, das wusste Santer, aber er hatte jahrelang nur Leder getragen, aber das Gewicht auf seiner Schulter – vor allem das der breiten Träger, die die Kettenhosen hielten –, war ungewohnt und unbequem.
    Hier und da waren der schwarze Stoff und die feine

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