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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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wo es nicht immer sicher war, dass die Beweise überhaupt geprüft und der Fall verhandelt wurde.

 
    28
     
     
     
    Von den Geschehnissen am Hafen hatte Wiesel noch nichts mitbekommen. Dafür hatte das Geräusch von Stahl auf Stahl aus einer seitlichen Gasse nicht weit von der Goldenen Rose seine Aufmerksamkeit erregt.
    Einer seiner größten Fehler, dachte Wiesel wider Willen, als er sich eilig durch die Schatten bewegte, war seine Neugier. Er konnte es einfach nicht lassen, ihr nachzugehen. Noch war die Sonne nicht untergegangen, dennoch gab es in den Gassen des Handelsviertels genügend tiefe Schatten. Es lag in seiner Natur, sie zu nutzen, denn es war immer von Vorteil, zu sehen, ohne selbst gesehen zu werden.
    Der Anblick, der sich ihm bot, als er den Kopf um eine Ecke steckte, war keine Seltenheit, überraschend war nur, dass so etwas hier im Händlerviertel stattfand. Drei Schläger hatten eine junge Frau in die Ecke getrieben, was sie von ihr wollten, war unklar, wahrscheinlich alles: Geld, Leib und Leben.
    Aber diesmal war das Opfer Taride, und die Bardin war ganz und gar nicht wehrlos, wie Wiesel beeindruckt feststellen konnte.
    Der Anblick, der sich ihm bot, zeigte einen Mann am Boden, der gerade röchelnd seinen letzten Atemzug tat und schon auf dem Weg zu Soltar war, und zwei weitere Spitzbuben, die fluchend versuchten, mit ihren Knüppeln an ihr Opfer zu gelangen. Das jedoch tanzte leichtfüßig vor ihnen hin und her, wob mit einem schlanken, scharfen Rapier ein Netz aus Stahl in die Luft und verhöhnte mit gepflegten Worten ihre Abstammung und Männlichkeit.
    Im nächsten Moment zuckte eine scharfe Klinge vor und bohrte sich in die Schulter des einen Angreifers. Mit einem Stöhnen und einem Fluch ließ der Mann seinen Knüppel fallen und taumelte zurück, was den letzten der Männer veranlasste, noch etwas weiter von der Bardin zurückzuweichen.
    Er griff unter sein Wams und zog zwei Wurfmesser heraus, während sein verwundeter Kamerad ihn fluchend dazu anstachelte, diese tollwütige Hündin endlich kaltzumachen, damit sie abhauen konnten…
    »Versuch es erst gar nicht«, rief Taride und hob drohend ihr Rapier. »Bislang war es Spaß, ein kleines Schwätzchen unter Freunden, aber wenn du mit dem Messer nach mir wirfst… Hoppla!«, protestierte sie, noch während ihr Rapier hochzuckte und den mit voller Wucht geworfenen Dolch zur Seite schlug, so dass er harmlos gegen die Wand hinter ihr prallte. »Ich habe dich gewarnt!«
    Sie führte eine schnelle Handbewegung aus, wie eine Natter, die zustieß, und ein Gespinst aus gleißenden Blitzen schoss aus ihren Fingern, wickelte sich um den überraschten Räuber und ließ ihn zucken, während grollender Donnerhall die enge Gasse erfüllte.
    Der Unglückliche zitterte noch einmal, Rauch stieg von seinen Haaren auf, dann fiel er stocksteif zu Boden, während der andere, dem Taride die Schulter durchstoßen hatte, sie erst fassungslos ansah und dann davonrannte. Wiesel brauchte nur die Hand mit seinem Dolch auszustrecken, als der Kerl an ihm vorbeilief.
    Geschickt wich Wiesel der Fontäne aus Blut aus. Ein ungläubiger Blick, dann fiel der Kerl röchelnd neben ihm zu Boden.
    »Gleich drei Verehrer auf einmal, Taride?«, fragte er höflich und bückte sich, um seine blutige Klinge an der Kleidung des Sterbenden zu säubern. Die Bardin zuckte zusammen, als sie seine Stimme hörte, erhob das Rapier, um es gleich wieder zu senken, als sie ihn erkannte.
    »Ihr seid es«, stellte sie schwer atmend fest und sah stirnrunzelnd auf den Sterbenden hinter ihm. »Was macht Ihr denn hier?«
    »Ich war in der Gegend«, sagte Wiesel und lehnte sich an die Wand, um die Bardin mit vor der Brust verschränkten Armen zu betrachten. Sie war ein angenehmer Anblick, denn sie trug ein enganliegendes Kleid mit einem tiefen Ausschnitt, der ihre Reize vorteilhaft betonte. Ihr langes gelocktes Haar war eine wogende Mähne, die noch Reste einer kunstvollen Frisur zeigte, aber mehr als die Hälfte der Klammern und Nadeln hatte sich bei dem Kampf gelöst.
    Ihr Busen hob und senkte sich, als sie ihre Klinge an dem Toten abwischte und hinter sich zwischen den Schulterblättern wieder in die Scheide einführte.
    »Wollt Ihr etwas von mir?«, fragte sie, als sie sich bückte, vorsichtig den Lautenkasten anhob und sorgfältig studierte. Erst als sie sah, dass ihrem kostbarsten Besitz nichts weiter geschehen war, atmete sie erleichtert auf. Sie klemmte sich den Kasten unter den linken Arm und

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