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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Ehre ist auf meiner Seite, Baronet«, gab sie höflich zurück, aber ihr Blick wanderte ab und blieb an einem der anderen Tische hängen, wo sich ein schweigsamer Mann niedergelassen hatte, der Einzige, der sich von ihrem Gesang ganz und gar unberührt gezeigt hatte.
    Vor ihm stand ein Weinglas aus edel geschliffenem Kristall, und obwohl die Stunde fortgerückt war und er von Zeit zu Zeit daran nippte, war es immer noch mehr als halbvoll.
    Die Art, wie der Mann mit kalten Augen die Menschen um sich herum musterte, ließ Tarkan frösteln. Es war, als ob der Fremde anderes sehen würde als er, als gäbe es eine gläserne Wand zwischen ihm und der Welt um ihn herum.
    Es war nicht leicht, den Blick auf diesen Mann gerichtet zu halten. Immer wieder fand sich Tarkan fast genötigt, von ihm wegzusehen – eine Tatsache, die sein Interesse nur noch steigerte.
    »Sera, nichts würde ich lieber tun, als weiterhin Galanterien mit Euch auszutauschen«, sagte Tarkan leise. »Aber deswegen bin ich nicht hier, und das wisst Ihr auch.«
    »Jetzt bin ich aber enttäuscht«, meinte sie und zog eine bezaubernde Schnute. »Ist Euch meine Gesellschaft nicht Grund genug?«, fragte sie mit einem feinen Lächeln und trank, während Tarkan fasziniert zusah.
    »Doch, sie wäre es unter jedwedem anderen Umstand. Ihr habt mich verzaubert, Taride«, sagte Tarkan und räusperte sich, seine Stimme klang ungewohnt belegt.
    »Genau das wird es sein«, sagte sie leise. »Auf meinem Instrument, das vor Jahrhunderten von Elfenhand gefertigt wurde, liegt eine alte Magie. Vielleicht seid Ihr der verfallen.«
    Die Art, wie sie ihn ansah, ließ Tarkan blinzeln. Meinte sie ihre Worte vielleicht sogar ernst? Er blickte zu der Laute hinüber, die noch immer auf der Bühne lag, und schüttelte sachte den Kopf. »Nein, das ist es nicht. Ich kenne mich, und es würde mich wundern, wenn ich etwas anderes denke und fühle, als ich will. Es ist viel eher so, als ob ich Euch in meinen Träumen gesehen hätte… Als wir uns heute Morgen verabschiedet haben, versuchte ich mir einzureden, das wäre nicht der Fall, aber…«
    Sie sah ihn lange an und lächelte sanft. »Ihr meint das, was Ihr sagt, Baronet«, stellte sie fest. »Das macht den Meister aus in diesem Spiel, er glaubt es selbst. In der Wahrheit liegt ein anderer Zauber verborgen, aber auch der verfliegt oft nach dem ersten Tanz im Laken. Nachdem das Ziel erreicht ist, setzt man einen neuen Kurs, um sich einer anderen zuzuwenden, einem neuen Stern, der den Kurs bestimmt.« Sie lächelte traurig. »Ich kenne solche wie Euch, Baronet. Sagt mir, dass es nicht so ist, und seht mir in die Augen dabei. Wenn Ihr sicher seid, gehöre ich Euch für diese Nacht… Und vielleicht auch in anderen Nächten.«
    Ihr Mund war leicht geöffnet, perlweiß glänzten ihre Zähne im Schein der Kerzen, ihre Augen waren geweitet, die Pupillen groß und unendlich tief, als ob Tarkans Seele endlos tief in diese fallen könnte. Sie war so nah, so klar zu sehen, dass er den feinen Flaum in ihrem Gesicht sehen konnte und jede einzelne der Wimpern, die diese schönen Augen umrahmten, das leichte Beben ihrer Nasenflügel, als sie atmete… Tarkan blinzelte und schüttelte den Kopf, der Moment war verflogen. Er spürte ein tiefes Bedauern dort, wo sein Herz schlug, und einen Schmerz, den er nicht wahrhaben wollte. »Ihr habt mich ertappt, Taride«, sagte er leise, und jedes eine Wort trug mehr Gewicht als das Wort davor. »Wie soll ich das versprechen können? Es war viel zu oft schon so, wie Ihr sagt…«
    Er hatte es ausgesprochen, und sie sah ihn lange an und senkte dann den Blick. Als sie ihn wieder hob, war es, als säße eine andere vor ihm, die Augen waren wieder klar, sie lehnte sich etwas zurück und griff mit einer ruhigen, schlanken Hand nach ihrem Weinglas.
    »Eine Faszination also, nicht mehr«, sagte sie und nickte leicht, vielleicht sogar bedauernd. »Wenigstens seid Ihr ehrlich, Baronet.«
    »Zu meinem Leidwesen«, gab Tarkan preis, auch wenn es ihm nicht leicht fiel. »Der Kammerdiener, um ihn geht es«, fuhr er fort. »Um das, was er gefunden hat, das, was ihm den Tod brachte. Er war mehr als ein Diener, Taride.«
    »Ich habe es geahnt. Die Rolle des Dieners hat sich mehr und mehr verloren, wenn man mit ihm sprach.« Ihre Finger glitten über das Weinglas, dann sah sie wieder auf zu ihm. »Seine Familie wurde von der Weißen Flamme ermordet. Wisst Ihr das?«
    Tarkan nickte.
    »Dann wisst Ihr vielleicht auch von dem kalten

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