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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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dem, ist aber nicht dasselbe. Es ist aber auch nicht die dunkle Gabe.«
    »Das hätte ich auch nicht von Euch gedacht. Ich glaube nicht, dass jemand, der Seelen reitet, zu solcher Hingabe in der Musik fähig ist, wie Ihr es seid. Eure Seele liegt in Eurem Gesang, und wenn Ihr dem Dunklen dient, bin ich der Ewige Herrscher.«
    »Danke, aber ich bitte Euch, bewahrt Stillschweigen darüber.« Sie sah zu der Herberge. »Ich weiß gar nicht, ob ich jetzt noch dort aufspielen soll.«
    »Tut es, sonst wundert man sich«, sagte Wiesel. Er deutete eine Verbeugung an. »Vergesst bitte nicht, mich zu informieren, wenn Ihr den Kapitän seht.«
    »Es scheint, als wäre das kein besonders großer Gefallen«, sagte sie und sah stirnrunzelnd an ihm vorbei. »Ich glaube, da kommt er gerade! Seht Ihr den Mann mit dem schwarzen Lederumhang? Er geht gerade in den Gasthof. Er muss es sein, denn Jenks Beschreibung passt genau.«
    Wiesel traf eine rasche Entscheidung. Er verbeugte sich vor ihr. »Ihr müsst mich nun entschuldigen!«
    Die Bardin sah ihm nach, wie er einen Schritt zur Seite machte, in einen Schatten hinein. Ihre Augen zogen sich zusammen, als sie dort keine weitere Bewegung sah. »Seid vorsichtig, Ser Wiesel!«, rief sie ihm leise hinterher, doch aus dem Schatten gab es keine Antwort.
    Hastig sah sie die Straße hoch, dorthin wo der Fremde ging, und war erleichtert festzustellen, dass er seine Schritte in eine andere Richtung lenkte.
    Auf jeden Fall, so nahm sie sich vor, würde sie heute zum letzten Male in der Rose spielen.
    Überraschend musste sie lächeln. Wiesel war anders, als seine Legende vermuten ließ. Es könnte interessant sein, ihn näher kennenzulernen. Sie wartete noch, bis der Fremde um eine Häuserecke bog, dann griff sie ihren Lautenkasten und machte sich auf den Weg.

 
    29
     
     
     
    »Eure Stimme ist beeindruckend«, sagte Tarkan galant, als er dem Wirt das Zeichen gab, ihr das Glas erneut aufzufüllen. Die Goldene Rose hatte das gehalten, was die Bardin ihm versprochen hatte: Gläser aus geschliffenem Kristall, bester Wein, ein hervorragendes Essen und angenehme Gesellschaft.
    Vor allem Letzteres.
    Taride war eine Überraschung. In der Kronburg von Aldane waren schon viele, zum Teil auch berühmte Barden zu Gast gewesen, doch sie besaß eine Stimme so klar und rein wie der Klang einer kristallenen Glocke, die Stimme einer Elfe. Er hatte sie am Hafen singen gehört, und da hatte sie ihn schon verzaubert. Als sie wegging, hatte er versucht sich einzureden, dass es nur der Zauber des Moments war, dass es nicht sein konnte, dass eine Frau ihn so in ihren Bann zu ziehen vermochte. Vielleicht waren ihre Augen gar nicht so schön, wie es ihm erschienen war, die Haut nicht so rein, das Lächeln nicht so… Ihm fielen die Worte nicht ein, und er tröstete sich damit, dass es eine Laune des Augenblicks gewesen sein musste.
    Der Trost war ihm nun genommen. Hier, ohne die Geräusche des Hafens und in der andächtigen Stille des gebannt lauschenden Publikums, hatte sich ihre Stimme erst richtig entfaltet… Außerdem war es ihm vorgekommen, als ob sie nur ihn angesehen und dieses Lächeln auf ihren Lippen nur ihm allein gegolten hätte.
    Das alleine wäre schon genug gewesen, um ihn in Bann zu schlagen, aber sie besaß auch noch ein Repertoire von schnellen Tänzen, lustigen Trinkweisen und traurigen Balladen, das frisch und unverbraucht war und einen einfach zwang, ihr zuzuhören.
    Manche dieser Balladen spielten vor langer Zeit und erzählten davon, wie die Menschen und Elfen miteinander leben mussten. Ihre Worte und die Töne, die sie ihrer Laute entlockte, entführten die begeisterten Zuhörer in diese seltsam magische Zeit, in der die Welt noch den Elfen gehörte und die Menschheit eine junge Rasse war.
    »Aber noch beeindruckender als Eure Stimme sind Eure Lieder. Das eine oder andere meine ich schon einmal gehört zu haben, aber nur die Melodie, nicht die Worte«, fuhr Tarkan bewundernd fort, während er das Glas erhob, um mit ihr anzustoßen. »Wie ist es Euch gelungen, in so jungen Jahren solch hohe dichterische Kunst zu entwickeln?«
    Sie trank einen Schluck, lächelte leicht und zeigte dabei perlweiße Zähne. »Ich bin älter, als ich aussehe, und ich beschäftige mich seit langem mit den alten Sagen und Legenden. Schon immer hat es mich gedrängt, diese Geschichten mit Musik zu verbinden.«
    »Das ist Euch auch hervorragend gelungen. Es ist mir eine Ehre, Euch an meinem Tisch zu bewirten.«
    »Die

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