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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Bänke nicht weniger, und sie nahm sich vor, um die Theke einen weiten Bogen zu machen.
    Sie warteten. Der Stabsleutnant zog sich einen der saubereren Stühle heran, setzte sich, lehnte sich an die Wand und schloss die Augen. Aus dem Hintergrund drang das Geräusch von berstendem Holz, als die Soldaten die Taverne durchsuchten, sie waren nicht sonderlich zimperlich dabei.
    Doch die Falltür fanden sie nicht.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Rikin überrascht. »Ich war mir sicher!«
    Desina nickte nachdenklich. Sie versuchte den Gestank zu ignorieren, als sie die Küche betrat, einen Raum, der noch entsetzlicher stank als der Gastraum. Zwei Ratten flitzten quiekend davon, und eine fingerlange Kakerlake suchte Zuflucht unter einem Schrank. Desina schüttelte fassungslos den Kopf, als sie sah, wie verwahrlost all das hier war. Wer würde etwas essen wollen, das hier zubereitet wurde?
    Sie schloss die Augen, konzentrierte sich und sammelte ihre Kräfte für die Form des Suchers. Sie spürte, wie die Magie sie umhüllte, sowie den Druck auf ihren Augen. Als sie sie wieder öffnete, sah sie für einen kurzen Moment eine Unzahl an Spuren auf dem dreckigen Boden… und ein Teil der Spuren führte dort in die Wand.
    Sie blinzelte, als die Magie sie verließ. So oft wie heute hatte sie noch nie Magie gewirkt, und sie spürte die herannahende Erschöpfung. Das Wasser unter ihren Füßen tat ein Übriges dazu. »Dort muss ein Durchgang sein«, teilte sie Rikin mit.
    »Götter«, sagte die Majorin voller Inbrunst. »Der alte Palast. Natürlich!« Sie wies zwei Soldaten an, den Durchgang aufzubrechen, und eilte nach draußen, Santer und Desina folgten.
    Türen und Fenster des alten Palasts waren zugenagelt, aber die Tür hielt nicht lange stand. Vorsichtig betraten zuerst Santer mit dem Schild und dann Rikin und Desina das dunkle Innere. Santer war der Erste, der etwas fand.
    »Hier«, rief er mit belegter Stimme.
    Desina eilte zu ihm, und als sie den ehemaligen Salon betreten wollte, hielt Santer sie am langen Arm zurück.
    »Das braucht Ihr Euch nicht anzutun«, sagte er leise. »Ein Blick genügt.«
    Hinter sich hörte Desina, wie Schwertmajor Rikin würgte.
    Der Geruch von Blut zog wie ein Nebel durch diesen Raum. Ein mächtiger Stein, so schwer, dass Desina sich wunderte, dass das alte Gebäude ihn überhaupt trug, stand im Zentrum des Salons. Blutrinnen führten zu großen Gefäßen, aus denen dieser unerträgliche Gestank aufstieg. Blutige Runen bedeckten Wände und Decken. In einer Ecke knäulten sich Gedärme und Innereien ineinander, in einer Schale lagen gut drei Dutzend menschliche Herzen, die meisten von ihnen bereits verrottet.
    Der Altarblock selbst schien das Blut und zugleich das Übel geradezu in sich aufgesogen zu haben. Es fiel Desina schwer, den Blick auf ihn zu konzentrieren.
    Und nur mit Mühe vermochte sie es, ihren Magen unter Kontrolle zu halten.
    »Ihr habt recht, Santer«, sagte sie leise, als sie sich abwandte. »Das ist ein Anblick, den kein Mensch sehen sollte.«
    Sie warteten, bis die Majorin wieder stand, dann gingen sie hinaus.
    »Wir können dort nicht viel tun«, sagte sie leise. »Das wird die Aufgabe der Priester sein.«
    »Gut, dass ich kein Priester bin«, sagte Santer leise.
    Ja, dachte Desina. Um nichts in der Welt würde sie mit ihnen tauschen wollen. Dennoch, etwas in ihr fühlte die Macht der alten Magie, die hier geübt worden war. Blutmagie. Nicht aus Wissen und Vernunft gewoben, sondern aus Instinkt, Wille und Talent. Nicht mit dem Weltenstrom verbunden, sondern dem, was diese dunkle Seite nährte… Einem Strom von Blut.
    Sie wandte den Blick ab und sah zu Santer auf, der sie sorgsam musterte.
    »Gehen wir«, sagte sie, bevor sie noch die Gier übermannte, tief in das Gespinst von Blut und Macht einzutauchen, zu spüren, wie es in ihren Adern loderte. Sie schluckte und spürte den Geschmack von Blut und Eisen. Ein Schritt nur, und sie konnte es berühren… Hastig wandte sie sich ab und floh.
    Niemand schien es zu verwundern, der Anblick war wahrlich nichts für schwache Nerven, doch noch immer meinte sie Santers nachdenklichen Blick zu spüren.

 
    27
     
     
     
    Draußen wartete die Schwertmajorin und sah zu, wie die Gefangenen in einen Gitterwagen verfrachtet wurden.
    »Wohin werden sie gebracht?«, fragte Desina Schwertmajorin Rikin.
    Diese war noch immer bleich, aber sie schien nun gefasster. »Zurück zur Hafenwacht«, antwortete sie. »Lasst uns herausfinden, ob die

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