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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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leise. »Vielleicht bereitet es mir Vergnügen, Erwartungshaltungen zu bestätigen.«
    Wiesel kratzte sich am Kopf.
    »Die Leute erwarten, dass ich mich so ausdrücke. Ich sprach so, als ich herkam, und jetzt gehört es irgendwie dazu wie der Knochen in meiner Nase.« Sie legte den Kopf auf die Seite und sah ihn mit unergründlichen Augen an. »Wenn ich eine Göttin wäre, hätte ich es schwer hier. Boron, Astarte, vor allem aber Soltar sind übermächtig. Wer glaubt schon an eine schwarze Göttin, die zu groß ist?«
    Nun, immerhin hatte sie es geschafft, dachte Wiesel, ihn zu verunsichern.
    »Du hast nach dem Preis gefragt. Acht!«, riss ihre Stimme ihn aus seinen Gedanken.
    Er blinzelte verständnislos.
    »Der Preis für deine Heilung«, erklärte sie lächelnd. »Wenn du mich schon nicht anbeten willst, dann musst du eben in Münzen zahlen. Das ist nur gerecht.«
    Da konnte Wiesel kaum widersprechen. »Silber?«, fragte er hoffnungsvoll.
    Sie schüttelte langsam den Kopf.
    »Du meinst doch nicht etwa Gold?«, rief er entsetzt.
    »Geh zu Boron, frag doch ihn das nächste Mal«, meinte sie. »Stelle ich etwa Fragen, was du wieder getrieben hast? Befehle ich dir in salbungsvollen Worten, dein Leben zu ändern? Du kommst halbtot hierher, bringst den Gestank von Ma’b’r’mngta in mein Heim und beschwerst dich darüber, dass ich acht Goldstücke fordere?«
    Wiesel hob hastig die Hand. »Mama Maerbellinae! Ich war nur überrascht. So viel nimmst du doch sonst nicht.«
    »Das war auch nicht für die Heilung, mein kleines Wiesel«, sagte sie. »Es ist wegen des Gestanks, der an dir haftete. Er hätte deine Seele vergiftet und dich in den Bann des Anderen, des Dunklen gezogen.« Sie lehnte sich zurück und schmollte. »Wenn du wüsstest, wie viel Arbeit das war, würdest du dich nicht beschweren.«
    »Schon gut. Du bekommst ja das Gold«, sagte Wiesel. »Meinen Dank hast du auf jeden Fall. Und nein, ich habe keine Lust, mir jedes Mal einen Vortrag von einem Boronpriester anzuhören, wenn ich mir meine Knochen richten lasse.«
    »Dachte ich es mir doch«, bestätigte Mama. »Und jetzt erzählst du mir, wo du das her hast!«
    Von irgendwoher erschien der steinerne Wolfskopf in ihrer Hand, den sie mit einem lauten Schlag vor ihm auf den Tisch knallte, so dass Wiesel zusammenzuckte. Auf einmal schien es ihm, als würden kleine Funken um den Wolfskopf und ihre Hand tanzen.
    »Ach den…«, meinte er so unschuldig wie möglich und streckte die Hand nach dem Wolfskopf aus, doch ein Blick aus dunklen Augen ließ ihn erstarren und die Hand wieder ganz vorsichtig zurückziehen, bevor sie ihm die noch abbiss. »Es ist eine lange Geschichte.«
    »Wenn du glaubst, Wiesel, dass du hier verschwinden kannst, ohne Mama Maerbellinae ihre Frage zu beantworten, dann irrst du«, meinte Mama lächelnd. Irgendwie, so dachte Wiesel, hatte ihr Lächeln wahrhaftig Ähnlichkeit mit dem Grinsen einer hungrigen Raubkatze.
    »Ist der alte Stein so wichtig? Ich habe ihn gestohlen, damit ein schwarzer Mann ihn nicht bekam«, erklärte er wahrheitsgemäß. Göttin oder nicht, Mama Maerbellinae anzulügen wäre ein schwerer Fehler.
    »So. Das nennst du eine lange Geschichte?« Sie zog eine mit weißen Narben verzierte Augenbraue hoch und lachte. »Ein schwarzer Mann wollte ihn haben, und der Stein ist nicht wichtig?« Sie fixierte ihn streng. »Was willst du mit dem Stein tun?«
    »Ich dachte, ich gebe ihn Sina.«
    »Das, mein kleines Wiesel, ist eine gute Entscheidung!«, sagte sie und bleckte ihre schwarzen Zähne. »Richte ihr aus, dass Mama sie vermisst. Sie besucht mich kaum mehr.«
    »Ich werde es ausrichten. Sie hat viel zu tun, weißt du?« Er sah den Wolfskopf an, dann sie. »Kann ich ihn wiederbekommen?«, fragte er höflich.
    Sie schob ihm den Wolfskopf mit einem spitzen Finger herüber.
    »Nimm ihn. Aber verliere ihn nicht.«
    »Das habe ich nicht vor«, sagte Wiesel. »Danke«, fügte er artig hinzu.
    »Weißt du, was das ist?«, fragte er dann.
    »Möglicherweise.«
    »Was denn?«
    Sie schüttelte den Kopf und lachte leise. »Finde es selbst heraus«, sagte sie und lächelte geheimnisvoll. »Wiesel sicher, dass Wiesel mich nicht anbeten will?«, fragte sie dann wieder in dem Singsang, den er von ihr gewöhnt war, und ihre Augen musterten hungrig seine drahtige Form, als ob er eine Maus wäre. »Anbeten machen auch Spaß…« Sie leckte sich über die Lippen.
    »Aber, Mama Maerbellinae, ich habe dich immer angebetet«, meinte er hastig,

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