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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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schaute zu ihm hoch. »Als der Strom der Welten, wie die Elfen das Geflecht der magischen Ströme nannten, versiegte, gab es nicht mehr genügend von der Magie, um für einen ungeübten Magier von Nutzen zu sein. Und trotzdem, selbst wenn sein erstes Wollen nur gering war, verlangte die Magie unerbittlich ihren Preis, und das Schicksal des Fanals wurde unausweichlich.« Die Maestra lachte bitter. »Das ist die Ironie des Kults. Die Kinder mit dem Talent der Maestros vergehen im Fanal, die Träger anderer Talente, so unschuldig sie auch sein mögen, landen auf diesen unheiligen Scheiterhaufen. Nur ein Talent bleibt stets verborgen, weil es sich anderen kaum offenbart, die unheilige Gabe der Seelenreiter, der Nekromanten: anderen das Leben und die Seele zu entreißen.«
    »Wie war es denn früher, als der Kult noch nicht so mächtig war?«, erkundigte sich Santer.
    »Es hat nie viele Eulen gegeben«, antwortete Desina. »Mehr als dreißig waren es selten. Das Talent eines Maestros ist nach dem der Seelenreiter wohl das seltenste. Als es die Eulen noch gab, waren viele von ihnen jahrelang im Reich unterwegs, um Kinder zu suchen, die im Turm ausgebildet werden konnten. Aber auch, um danach zu sehen, ob sich in einem Kind die dunkle Gabe bilden würde. Wenn sie ein solches Kind fanden, versuchten sie, es davon zu befreien, etwas, das nur selten gelang, ohne das Kind zu töten.« Die Maestra seufzte. »Es musste getan werden, aber es war… ungeschickt, denn die Eltern verbargen die Kinder nun auch vor den Eulen. Schon damals war es nicht einfach, Kinder zu finden, die man zum Turm der Eulen berufen konnte. Zwischen der Weißen Flamme und dem Fanal werden wohl die allermeisten vergangen sein. Selbst der Kult muss heute lange suchen, um Opfer zu finden. Denn die Talente werden vererbt, auch wenn sie oft Generationen überspringen. Heute wird es nur noch wenige geben, denn die Kinder, die diese Talente trugen, wurden selten alt genug, um selbst Kinder zu zeugen.«
    »Müsste dann der Kult nicht doch irgendwann bemerkt haben, dass er die falschen Opfer tötet?«, fragte Santer entsetzt. Wie fanatisch und wie verblendet musste man sein, um Kinder auf Scheiterhaufen zu verbrennen! Manche Dinge, dachte Santer, würde er wohl nie verstehen.
    »Oh, sie wissen es«, sagte die Maestra bitter. »Sie wissen es, doch sie geben es nicht zu. Sie denken, wenn sie den Nekromanten ihre Opfer vorenthalten, behindern sie diese dunkle Brut. Aber genau darin irren sie, denn jeder kann das Opfer eines Seelenreiters werden, auch wenn er kein magisches Talent besitzt. Denn ein Seelenreiter übernimmt alles, was sein Opfer gelernt hat. Warum Jahre mit dem Schwert üben, wenn man sich die Seele eines Ritters greifen kann? Warum in den Tempelschulen lesen lernen, wenn ein Gelehrter dieses Wissen besitzt? Diese Brut mästet sich an uns allen, Santer. Nur diejenigen, die ein magisches Talent besitzen, können sich ihrer manchmal erwehren. Andere sind so gut wie schutzlos:«
    »Ihr macht mir Angst, Maestra«, sagte er leise, als sie das Nordtor der Zitadelle erreichten.
    »Ich mache mir selbst Angst«, antwortete sie und erwiderte abwesend den Salut der Torwachen. »Bis vor kurzem dachte auch ich, die Bedrohung durch diese Brut sei gebannt.«

 
    34
     
     
     
    Als Wiesel die Gebrochene Klinge betrat, blieb er erst einmal erstaunt im Türrahmen stehen und fragte sich, ob er nicht vielleicht doch am falschen Ort war. Es war nichts Ungewöhnliches, auch zu später Stunde den Schankraum der Klinge gut besucht vorzufinden, aber heute Nacht schien es ihm, als wäre der halbe Hafen hier, vor allem aber wurde lautstark und energisch miteinander diskutiert. Wer hier heute Nacht auf ein ruhiges Würfel- oder Kartenspiel hoffte, konnte nur enttäuscht werden. Der große Raum war heller erleuchtet, als es üblich war, der Rauch von Kerzen und Öllampen zog in dichten Schwaden umher und vermischte sich mit dem Qualm aus Dutzenden von Pfeifen. Jeder Zweite schien heute zu rauchen. Vor allem kam es ihm so vor, als ob alle hier zusammengezuckt wären, als er die Tür aufstieß. Die meisten schienen nicht besonders glücklich, eher ängstlich, vielleicht sogar der Panik nahe. Jedenfalls gab es genug, die ihr Heil in einem Bierkrug suchten oder einer Schnapsflasche aus gebranntem grauen Ton. Immer wieder vernahm er Worte wie »Ungeheuer«, »Bestien«, »Echsen«. Es hörte sich beinahe so an, als ob hier jeder Angst hätte, die Meeresungeheuer würden aus dem Hafen

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